Privera-CEO Dieter Sommer

Bei einem Immobiliendienstleister denkt man ja nicht primär an eine Digitalisierungsstrategie. Warum wollten Sie sich in diesem Bereich weiterentwickeln?
Dieter Sommer: Tatsächlich gilt die Immobilienbranche als eine Branche mit grossem Nachholbedarf im Bereich der Digitalisierung. Wir von der Privera sind aber überzeugt, dass die Digitalisierung viele Möglichkeiten eröffnet, unsere Dienstleistungen qualitativ besser, effizienter und zukunftsorientierter anzubieten. Wir arbeiten deshalb konstant an Projekten zur Digitalisierung unserer Prozesse und Dienstleistungen, um die Bedürfnisse unserer Mieter, Kunden und Mitarbeitenden noch besser erfüllen zu können. So konnten wir diesbezüglich bereits mehrere Meilensteine umsetzen: die digitale Wohnungsbewerbung, die Wohnungsbesichtigung mit Virtual Reality und ein OnlinePortal für Mieter.

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Sie lancieren eine schweizweite Premiere mit den digitalen Wohnungsbesichtigungen. Wie läuft das genau ab?
Es ist bekannt, dass sich Mieter vor allem bei der Wohnungssuche vorab im Online-Bereich bewegen. Deshalb erweitern wir ständig unsere Instrumente, um Mietinteressenten virtuell und digital zu erreichen. Beispielsweise haben wir mit unseren Innovationspartnern die erste interaktive 3D-Wohnungsbesichtigung entwickelt. Mit einer Virtual-Reality-Brille und einem Joystick können Mietinteressenten in eine noch nicht gebaute Wohnung eintauchen. In dieser komplett interaktiven Besichtigung kann sich der Interessent frei durch die Wohnung bewegen, die Möbel verschieben und sogar den Fernseher bedienen. Die Wohnungsbesichtigung wird dadurch nicht nur einfacher und ortsungebunden, sondern auch sehr unterhaltsam. Damit gehen wir über konventionelle Visualisierungen hinaus und bieten ein rundum interaktives und digitales Besichtigungserlebnis, das es so im Schweizer Markt bislang noch nicht gegeben hat.

Was waren die grössten Hindernisse auf dem Weg dieses digitalen Projekts?
Grosse Hindernisse sind uns keine begegnet. Die Technologie stellt heute ohnehin kaum noch eine Hürde dar. Nachdem unser Partner Raumgleiter den Prototyp entwickelt hatte, hat das Projekt schnell konkrete Formen angenommen. Die Abstimmung mit unseren Partnern ist zudem glänzend verlaufen und wir haben das Projekt als eingespieltes Team umgesetzt.

Mit welchem Technologiepartner arbeiten Sie zusammen?
Die Privera setzt in vielen Bereichen auf Partnerschaften, um Synergien zu nutzen. Mit dem Jungunternehmen Flatfox und dem etablierten Softwareentwickler Garaio haben wir eine digitale Wohnungsbewerbung umgesetzt, womit sich Mietinteressenten online für eine Wohnung bewerben können. Wir sind ausserdem mit dem erfolgreichen Startup Movu eine Innovationspartnerschaft eingegangen und tauschen uns aus, um gemeinsam neue Lösungen zu entwickeln. Ein weiterer Partner ist Spectando, mit welchem wir 360°-Wohnungsrundgänge umsetzen. Diese wenden wir bei der Wiedervermietung von Wohnungen an und erlauben es den Mietinteressenten, schon vor dem Besichtigungstermin eine Wohnung vom eigenen PC aus anzusehen. Für die Virtual-Reality-Besichtigung gehen wir einen Schritt weiter und machen die Wohnungstour interaktiv und in 3D. Das war durch die enge Zusammenarbeit mit Raumgleiter, einem Zürcher Unternehmen für Architekturvisualisierung, möglich.

Wie überzeugen Sie Ihre Mitarbeiter, bei einem solchen Projekt mitzuarbeiten? Wie haben Sie dieses Interesse der Mitarbeiter geweckt?
Unsere Mitarbeitenden sind hoch motiviert, bei der Entwicklung, Adaption und Einführung von neuen Tools und Prozessen mitzuwirken. Sie profitieren ja nicht zuletzt auch selber von der Digitalisierung. Ihr Arbeitsalltag soll effizienter und reibungsloser werden, beispielsweise durch die Reduktion von Papierkram dank digitalen Tools. Dadurch können sie sich voll auf ihre Hauptaufgaben konzentrieren. Das Ziel ist es, unsere Dienstleistungen dadurch langfristig qualitativ noch besser zu machen.

Welche Ratschläge geben Sie anderen Firmen, die Digitalisierungsprojekte anstossen wollen?
Damit Digitalisierung erfolgreich in einem Unternehmen angestossen werden kann, braucht es zwingend das Commitment des obersten Managements. Die Geschäftsleitung muss mit Überzeugung voranschreiten. Neugierige und offene Mitarbeitende ziehen dann gerne mit. Zudem müssen die Mitarbeitenden von Anfang an in die Digitalisierungsprojekte mit einbezogen werden. Erstens, um von ihrem Know-how und ihren Ideen zu profitieren, und zweitens, um gleich zu Beginn mögliche Ängste abzubauen. Digitalisierung ist ein fortwährender Prozess, der nicht mit einem einzelnen Projekt abgeschlossen ist. In einem Unternehmen, das bei der Digitalisierung vorne mit dabei sein will, braucht es deshalb eine regelrechte «digitale Mentalität».

Stefan Mair
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