Der «Black Thursday» am 24. Oktober 1929 war bis heute der folgenreichste Börsencrash der Geschichte. Das Ereignis gilt als Auslöser der Grossen Depression in den USA und der weltweiten Wirtschaftskrise der 1930er Jahre. Einen eigenen Schwarzen Donnerstag erlebte heute vor zwei Wochen die Schweizer Börse. Als die Schweizerische Nationalbank (SNB) völlig überraschend den Ausstieg aus dem Mindestkurs bekannt gab, schickte sie die inländischen Aktien auf Talfahrt.

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Der Rauch nach dem Bombeneinschlag hat sich inzwischen gelegt – und das Ausmass der Verluste wird sichtbar. Der SMI, der wichtigste Aktienindex der Schweiz, hat gegenüber dem Schlusskurs vom Tag vor dem SNB-Entscheid um mehr als zehn Prozent nachgegeben. Am Vorabend des SNB-Entscheids noch auf knapp 9286 Punkten, steht der Kurs zwei Wochen später fast 1000 Punkte tiefer auf 8343 (29. Januar gegen 10 Uhr). Dabei hat sich die Spreu vom Weizen getrennt. Während einige Titel mehr als ein Fünftel ihres Wertes verloren haben, sind andere glimpflicher davongekommen.

Banken schwer getroffen

Für die Schweizer Banken war der SNB-Entscheid ein Schock. Die Nationalbank habe immer wieder betont, dass sie den Franken für überwertet hält, sagte etwa Grossbank UBS. Der Schritt sei völlig überraschend gekommen. In einer ersten Reaktion warnte UBS-Investmentchef Mark Haefele noch am gleichen Tag vor schweren Folgen für Exporteure und Anleger. Auch Portfolios, die auf der Grundlage der UBS-Anlagestrategie geführt werden, dürften von der plötzlichen Nachfrage nach dem Franken und dem Absturz an der Börse betroffen sein. Da man Schweizer Aktien aus taktischen Gründen übergewichtet, den Schweizer Franken dagegen untergewichtet habe, so Haefele.

Inzwischen hat sich gezeigt, dass gerade die UBS noch mit einem blauen Auge davongekommen ist. Die Aktie des grössten Schweizer Bankinstituts verlor «nur» knapp zwölf Prozent – ganz im Gegensatz zur anderen Grossbank Credit Suisse mit einem Börsenverlust von 19 Prozent. Noch schlimmer – und am schlimmsten von allen 20 SMI-Unternehmen – traf der Frankenschock Julius Bär. Obwohl das Institut betonte, dass der starke Franken die Kapitalquote und die Gewinnaussichten nicht schmälere, verlor die Aktie in einer ersten Reaktion über ein Fünftel ihres Werts – und steht noch immer gut 21 Prozent im Minus. Seit Jahresstart steht gar ein Minus von fast 25 Prozent.

Genickschlag für Uhren- und Luxusbranche

Swatch und Richemont, die beiden Luxusaktien am SMI, wurden nach dem SNB-Entscheid von den Anlegern ebenfalls scharenweise im Stich gelassen. Dies, nachdem die beiden Firmen schon im vergangenen Jahr massive Verluste an der Börse hinnehmen mussten. Die Uhrenbranche ist stark betroffen, weil sie 95 Prozent ihrer Produkte ausführt. Die Schweizer Zeitmesser am Handgelenk werden damit für ausländische Kunden noch teurer – und die Marge sinkt.

Bereits haben Analysten die Kursziele für die beiden Titel gesenkt. So senkte etwa Barclays am heutigen Donnerstag, das Ziel für Richemont von 100 auf 82 Franken und für Swatch von 560 auf 445 Franken. Seit dem SNB-Entscheid haben die beiden Aktien 18 Prozent (Richemont) und 21 Prozent (Swatch) nachgegeben.

Auch Industrieaktien unterdurchschnittlich

Geberit, ABB und Holcim haben seit dem 14. Januar allesamt rund 13 Prozent verloren. Auch diese Reaktion der Aktionäre kommt nicht von ungefähr. Die Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM-Industrie) exportiert fast 80 Prozent ihrer Güter. Mit einem Exportanteil von rund 60 Prozent ist Europa der mit Abstand wichtigste Absatzmarkt.

Wenig betroffen waren vom Ende des Mindestkurses dagegen die Versicherungen. Der SNB-Entscheid dürfte sich eher moderat auf die Schweizer Versicherungen auswirken und auch die Dividenden dürften einigermassen gesichert sein. Tatsächlich gehörten Swiss Re und Zurich mit Verlusten von rund fünf Prozent in den vergangenen beiden Wochen zu den Favoriten der Anleger. Ein kleines Plus hat seit dem SNB-Entscheid übrigens nur eine SMI-Aktie erreicht. Welche das ist, sehen Sie in der obigen Bildergalerie.