Der China-Crash hat zum Wochenauftakt allein an der Börse Shanghais innert eines Tages 300 Milliarden Dollar an Börsenwert ins Nirvana verabschiedet – das ist etwa die Hälfte des Bruttoinlandproduktes der Schweiz. Weltweit waren die Börsen am Montagabend um drei Billionen Dollar leichter. Auch am Dienstag steht der Shanghai Composite Index wieder klar im Minus.

Am Vortag hatte die chinesische Schwäche die Aktienmärkte weltweit tief ins Minus gezogen: -3,58 Prozent an der Wall Street, -4,7 Prozent Dax, -3,75 Prozent SMI. Die Aktienmärkte handelten, als gäbe es kein Morgen mehr. Das beschleunigte auch die Talfahrt bei den Ölpreisen, die US-Sorte WTI rutschte unter die psychologisch wichtige Marke von 40 US-Dollar. Doch wie viele dieser Angst-Verkäufe sind gerechtfertigt? «Die panische Entwicklung an den Finanzmärkten ist in unseren Augen durch die realwirtschaftliche Entwicklung in keiner Weise gedeckt», urteilt die Bantleon Bank in ihrem Marktausblick.

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Genauer Blick auf die Zahlen mildert Panik

Ein genauer Blick auf die Zahlen aus der Euro-Zone gibt zum Beispiel Anlass zur Hoffnung: Der Composite-Index Produktion, der die Zahlen des Einkaufsmanager-Index' der Industrie sowie der Dienstleister in Frankreich und Deutschland enthält, nahm leicht zu. Die Export-Bestellungen stiegen übers Ganze gesehen noch stärker als die Inlandbestellungen.

Auch die Zahl der Beschäftigung in der Eurozone kletterte nach oben und bei den Lieferzeiten müssen sich die Abnehmer weiter gedulden – ein klares Zeichen für steigende Auslastung der Kapazitäten. Neben den guten Zahlen aus Europa weist auch die US-Wirtschaft durchs Band passable Werte aus.

Korrektur in China nützt dem Goldpreis und senkt den Ölpreis

Ausserdem sollte nicht vergessen werden, dass der Absturz der chinesischen Börsen letztlich drei wichtige positive Aspekte für die Weltwirtschaft und insbesondere die Wirtschaft der Schweiz hat. Er stützt den schwächelnden Goldpreis, er ist eine Korrektur, welche die chinesische Börse an die wirtschaftliche Realität annähert, und er lässt den Ölpreis weiter sinken. 

Punkt 1: Der Goldpreis schwächelt seit Jahren. Das Edelmetall habe als Krisenwährung ausgedient, so hiess es vielerorts. Nun hat sich die Stimmung gegenüber Gold gebessert, sagt Ole Hansen, Rohstoffexperte bei der Saxo Bank: «Seit den jüngsten Tiefständen ist Gold in Yuan und Indischen Rupien eingepreist um mehr als 11 Prozent gestiegen. Das ist rund 3 Prozent mehr, als Gold gegenüber dem Dollar gewonnen hat.» Die Abwertungswettläufe in den Schwellenländern würden bei Gold eine erhöhte Nachfrage als Absicherung auslösen – also wird es teils doch als Krisenwährung wiederbelebt.

Punkt 2: Der anhaltende Rückgang der Aktienkurse in China sei nach wie vor Teil einer letztlich gesunden Korrektur, schreibt die Bantleon Bank. Selbst mit dem Minus von 8,5 Prozent am Montag hat der Shanghai Composite-Index «nur die seit Anfang des Jahres aufgelaufenen Gewinne wieder wettgemacht». Über zwölf Monate betrachtet liegt er immer noch über 40 Prozent im Plus. Wie Ökonom Klaus J. Wellershof in der Handelszeitung schrieb: Letztlich befindet sich China – vor allem was die schwächere Entwicklung beim Wirtschaftswachstum angeht – auf dem Weg in die Normalität.

Punkt 3: Der Ölpreis in New York war am Montag zwischenzeitlich auf unter 39 Dollar gefallen. «Einige der reichsten Ölproduzenten im Nahen Osten verbrennen Bargeld in einem alarmierenden Tempo», meint Ole Hansen. Die Schwemme dürfte weiterhin anhalten. Der niedrige Ölpreis wirkt dabei als Konjunkturprogramm vor allem in den exportorientierten Nationen, also auch der Schweiz. Der tiefe Ölpreis hat seine positiven Seiten für Konsumenten und Unternehmer: Benzin und Heizöl dürften noch billiger werden. Die UBS schreibt in einer Analyse, selbst die USA habe die Folgen der Preissturzes allmählich eingepreist.

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