Das war eine Meldung ganz nach dem Geschmack der Roche-Aktionäre. Ende Januar bestätigte Goldman Sachs ihre Empfehlung zum Pharmakonzern: Das SMI-Mitglied bleibt auf der Conviction Buy List der Investmentbank und zählt damit zu den Top-Favoriten der Goldman-Analysten. Das Kursziel liegt bei 310 Franken. Ein Potenzial von immerhin noch rund 30 Prozent gegenüber dem aktuellen Aktienkurs.

Die Meldung brachte das, was in solchen Fällen oft zu beobachten ist: Kurssteigerungen. Zwei Tage nach Bestätigung der Kaufempfehlung hat das Plus der Aktie bei mehr als 3 Prozent gelegen. Die Beibehaltung auf der Conviction Buy List hat auch bei der grössten Bank Italiens, Intesa Sanpaolo, vor wenigen Tagen ein schönes Kursplus gebracht. Konkret von 5 Prozent – und zwar «intraday», an einem Tag. Bei einem Ziel von 3,60 Euro ist das Potenzial ähnlich hoch wie bei Roche.

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Conviction Buy – viele Beispiele, eine Wirkung: Kurssteigerungen

Weitere Beispiele: Vestas Wind kletterte vor einigen Tagen nach einem Conviction Buy durch Goldman Sachs auch ganz schnell um rund 5 Prozent, Anheuser-Busch InBev schaffte ebenfalls im Februar ein Plus von 3 Prozent und Fiat Chrysler legte seit Anhebung des Kursziels durch die Goldman-Sachs-Experten Anfang des Monats auf 14,60 Euro bereits um 10 Prozent zu.

Nur einige Beispiele für typische Kursentwicklungen: Nach dem Aufstieg eines Unternehmens in eine Selektionsliste – oft reicht schon die Bekanntgabe der Entscheidung dafür aus – fängt ein Titel an zu laufen und verbucht über Tage, Wochen oder gar Monate klare Kursgewinne. Die gute Kursentwicklung ist leicht erklärt: Die Neuaufnahmen in Empfehlungslisten oder die Bestätigung in einer Selektion wie Conviction Buy bringt verstärkte Beachtung durch Börsianer. Medien berichten über solche Schritte, Analysten werden möglicherweise aufmerksam und revidieren ihre Einschätzungen und nicht zu vergessen: Viele Vermögensverwalter oder Berater in Banken ziehen solche Selektionslisten für ihre eigene Anlageentscheidung heran. Die Nachfrage nach der jeweiligen Aktie steigt auf breiter Front.

Eine Self-Fulfilling Prophecy

Mit der Conviction Buy List verbunden ist ein anderes Phänomen der Börsenwelt – die Self-Fulfilling Prophecy, die sich selbsterfüllende Prophezeiung. Denn, läuft so eine Liste einmal gut, führt die Outperformance der Vergangenheit dazu, dass Anleger künftig voll Vertrauen in Neuaufnahmen oder Bestätigungen investieren, um bei den erwarteten Kurssteigerungen mit dabei zu sein. Auch das bringt zusätzliche Nachfrage in eine Aktie, treibt die Kurse und löst die erwartete Outperformance dann tatsächlich aus.

Wer rechtzeitig einsteigt, kann mit solchen Empfehlungslisten oft gut Geld verdienen. Beispielsweise ist das mit Adidas ab Oktober 2013 der Fall gewesen. Die Aktie des Sportartikelkonzerns kletterte danach drei Monate lang und brachte ein Plus von 15 Prozent. Inzwischen ist aber vom alten Glanz nichts mehr übrig. Unter anderem wegen der Russland-Sanktionen läuft es bei Adidas nicht mehr rund. Die Aktie notiert 40 Prozent unter ihren Hochs von Anfang 2014.

Eine wichtige Internet-Adresse zur Conviction List

Das zeigt: Es reicht nicht, eine Selektionsempfehlung zu kaufen. Man muss danach auch die fundamentale Entwicklung im Auge haben. Wichtig ist auch das KGV. Ist die Bewertung zu hoch, droht der Absturz, insbesondere, wenn alte Wachstumsraten und Erwartungen nicht fortgeschrieben werden können. Deshalb sollten Anleger nach Aufnahme oder Bestätigung auf einer Conviction Buy List unbedingt die weitere Meldungslage verfolgen, denn Goldman Sachs nimmt die Titel irgendwann einmal wieder von der Liste.

Siemens beispielsweise ist seit Ende Januar nicht mehr Conviction-Buy-Mitglied. Gross sind die Kursfolgen bisher zwar nicht gewesen, doch so stark, dass das DAX-Mitglied aus München seit dem neuen Votum um 2 Prozentpunkte schlechter läuft als der DAX. Empfehlungen zur Conviction Buy List finden Anleger beispielsweise hier. Wer die Liste verfolgt, liegt aktuell auch mit einem Neuaufsteiger von Ende Januar schön im Plus. Die Goldman-Sachs-Analysten haben da nämlich Brenntag mit einem Kursziel von 62 Euro in die Conviction-Buy-Empfehlung aufgenommen. Seither ist die Aktie des Spezialisten für Chemiedistribution bereits um 10 Prozent geklettert. Die fortwährende Beobachtung der Liste könnte sich damit auch künftig bezahlt machen.