Die britische Währung galt einst als solide. Diese Zeiten sind allerdings vorbei: Seit Ende Juni ist der Austritt Grossbritanniens aus der Europäischen Union (EU) beschlossene Sache, und seitdem geht es mit dem Pfund Sterling bergab.

Anfang Oktober erreichte es gegenüber dem US-Dollar den tiefsten Stand seit dem Jahr 1985. Nur wenige Tage später kam es zum sogenannten Flash Crash: Massenhafte Verkäufe liessen die britische Währung innerhalb von Minuten noch weiter abstürzen. Insgesamt hat das Pfund im vergangenen Monat gegenüber dem US-Dollar sechs Prozent an Wert verloren. Gegenüber dem Euro sind es fast fünf Prozent. 

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Pfund-Investments ist abzuraten

Zwar gab es zwischendurch kurze Erholungsphasen, ein Ende der Pfund-Talfahrt ist aber nicht in Sicht. «Das Pfund könnte durchaus noch tiefer stürzen», sagt Ursula Kubli, Ökonomin bei der Privatbank J. Safra Sarasin. Sie rät Anlegern von Pfund-Investments ab – denn die Entwicklung der britischen Währung hängt momentan stark von politischen Risiken ab. Von diesen dürfte es weiterhin mehr als genug geben.

Wichtigster Grund für die Skepsis der Anleger gegenüber dem Pfund ist die Haltung der britischen Regierung rund um Premierministerin Theresa May zum Brexit: Zuletzt entstand der Eindruck, die Regierung nehme ein komplettes Ausscheiden Grossbritanniens aus dem Binnenmarkt der EU in Kauf. Zudem sind nach dem Brexit-Votum nach wie vor viele Fragen zur weiteren Entwicklung der politischen und wirtschaftlichen Lage in Grossbritannien offen. Bedingungen für eine stabile Währung sehen anders aus. J.-Safra-Sarasin-Ökonomin Kubli sieht – wie viele andere Analysten auch – keine Argumente dafür, dass es mit der Währung bald wieder aufwärts geht. 

Unsichere Aussichten

Vom Pfund Sterling sollten Währungsinvestoren also vorerst die Finger lassen. Zu gross sind die Risiken, zu unsicher die Aussichten für die weitere Entwicklung der britischen Währung. Doch es gibt Alternativen. «Die Norwegische Krone eignet sich für Schweizer Anleger als Währungs-Investment», sagt Felix Adam, CEO und Gründer des Devisenexperten ACT Currency Partner in Zürich. Sie sei eine gute Beimischung für ein Devisendepot.

Die Attraktivität der norwegischen Währung kommt nicht von ungefähr: Zum einen ist das skandinavische Land dank seiner Erdölvorräte quasi unbegrenzt kreditwürdig. Zum anderen ist die Krone infolge des Ölpreisverfalls günstiger geworden. Im vergangenen Monat stieg die Norwegische Krone gegenüber dem Schweizer Franken um fast drei Prozent.

Greenback als Alternative

Viele Analysten halten derzeit auch in Investment in den guten, alten Greenback für attraktiv: In den vergangenen Jahren hat der US-Dollar bereits aufgewertet, zwischen August 2014 und Januar 2016 um ganze 21 Prozent. Im bisherigen Jahresverlauf erstarkte er noch weiter. Marktbeobachter rechnen damit, dass der Greenback seine Stärke langfristig beibehält.

Ein Risikofaktor sind allerdings die US-Präsidentschaftswahlen am 8. November. Vor allem ein Wahlsieg des republikanischen Kandidaten Donald Trump könnte weltweit für Unsicherheit sorgen und die Volatilität an den Devisenmärkten ansteigen lassen, erwarten etwa die Analysten der Deka Bank. Sollte dieser Fall jedoch nicht eintreten und zudem die US-Notenbank Fed die Leitzinsen in den kommenden Monaten wie geplant anheben, dürfte das die Währung des Landes erneut beflügeln. Auf der anderen Seite könnte ein Wahlsieg Trumps den US-Dollar aber erst recht treiben: Nämlich dann, wenn Anleger sich angesichts der Unsicherheit in die wichtigste Handelswährung der Welt flüchten.

Aufwertungsprozess vom Yen

Japans Währung ist für Deviseninvestoren ebenfalls interessant: «Der Yen befindet sich in einem unaufhaltsamen Aufwertungsprozess», sagt Christopher Dembik, Head of Macro Strategy der Saxo Bank. Gründe dafür seien Unsicherheiten über die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft sowie das Scheitern der ultralockeren Geldpolitik der Bank of Japan. Letztere sollte eigentlich dafür sorgen, dass die Zinskurve im Land steiler wird – das misslang. «Der Aufwärtstrend des Yen dürfte sich in den kommenden Monaten weiter fortsetzen», erwartet Dembik.

Auch bei einigen Schwellenländerwährungen sieht er auf Aufwärtspotenzial, etwa bei der indischen Rupie und dem philippinischen Peso. Aber: «Schwellenländerwährungen sind häufig sehr volatil, ihre Entwicklung hängt in hohem Masse von der Geldpolitik der USA ab», sagt Dembik. Als Investment eigneten sie sich deshalb nur für risikofreudige und nervenstarke Investoren, die gegebenenfalls Verluste in Kauf nehmen können.

Kurse können jederzeit schwanken

Verluste sollten Währungsinvestoren indes grundsätzlich in Kauf nehmen können – nicht nur bei einem Investment in Schwellenländerwährungen: Die Kurse von Währungen können jederzeit stark schwanken, zudem müssen Anleger stets zahlreiche wirtschaftliche, politische und soziale Faktoren im Auge behalten, die eine Währung beeinflussen können. Anleger müssen sich bewusst sein: Wer Devisen kauft, begibt sich auf äusserst unsicheres Terrain.