Die Performance kann sich sehen lassen. In den letzten fünf Jahren kletterte der JSE, der Leitindex der Börse Südafrika in Johannesburg, um rund 80 Prozent auf derzeit etwa 13'000 Punkte. Damit könnte sich die Annahme bestätigt haben, dass sich grosse Sportevents positiv auf die Börsenkurse des jeweiligen Veranstaltungslandes auswirken. Immerhin lief im Juli 2010 die Fussball-WM am Kap der guten Hoffnung. Im Vergleich zu anderen Indizes schneidet die Börse Johannesburg mit ihren 40 Mitgliedern da sehr gut ab. Im selben Zeitraum brachte der SMI nur 30 Prozent, der Dow Jones lieferte 45 Prozent, und auch im wirklich starken DAX lag die Performance seit Sommer 2011 auch nur bei 50 Prozent.

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Allerdings: Die Titel an der Leitbörse Südafrikas – mit einer Marktkapitalisierung von etwa 700 Milliarden Dollar gleichzeitig die grösste Börse Afrikas – notieren natürlich in der Landeswährung südafrikanischer Rand. Und mit der Devise des Landes geht es steil nach unten. In den letzten fünf Jahren büsste der Rand beispielsweise gegenüber dem Euro rund einen Drittel an Wert ein. Gegenüber dem Dollar hat sich der Rand seither sogar annähernd halbiert. Die hohen optischen Kursgewinne in heimischer Währung werden dadurch natürlich relativiert. Schon auf Euro-Basis fällt das Kursplus der Börse in Johannesburg dadurch von 80 auf nur noch 55 Prozent.

Südafrika – Kurse und Währung sind im Rückwärtsgang

Dennoch ist Südafrika für Anleger interessant, denn in den letzten sechs Wochen verzeichnete nicht nur der JSE Kursverluste – rund 15 Prozent –, auch der Rand war im Rückwärtsgang und verlor dabei im selben Zeitraum rund 10 Prozent an Wert. Auf Euro-Basis umgerechnet ergibt sich daraus immerhin ein reales Minus von etwa 25 Prozent. Und ein solch starker Einbruch sowohl beim Kurs als auch bei der Währung könnte nun eine gute Chance zum Einstieg sein.

Der jüngste Kursrutsch am Kap geht nicht nur auf das Konto der aktuellen Unsicherheiten an den globalen Aktienmärkten, etwa infolge China-Angst, sondern auch auf die erwartete Zinserhöhung in den USA. In diesem volatilen Umfeld verkaufen Anleger ihre Aktien von stark riskikobehafteten Schwellenländern und schichten das Geld lieber in Assets in weniger riskanten Regionen um. Generell fliesst Geld bei steigenden Zinsen in den Staaten ohnehin meist zurück in die USA.

Korruption im Land und Aktien mit hoher Dividende

Südafrika erscheint Anlegern generell als etwas skurril. Im Land mit seinen Küsten an Atlantik und Pazifik leben rund 55 Millionen Menschen, und es gibt elf anerkannte Landessprachen. Mit einem Bruttoinlandprodukt von etwa 5000 Dollar im Jahr entspricht das Pro-Kopf-Einkommen im Land nur etwa einem Zehntel der Wirtschaftsleistung in der Schweiz. Immerhin beschleunigt sich das Wirtschaftswachstum derzeit. Lagen die Steigerungen im vergangenen Jahr bei 1,5 Prozent, so sollen es im 2015 2,0 Prozent sein. Wie in vielen Schwellenländern aber typisch: Die hohe Arbeitslosigkeit. Diese ist mit rund 25 Prozent enorm hoch, und die Regierung ist korrupt. Dem Präsidenten des Landes, Jacob Zuma, werden hunderte von Korruptionsfällen und obendrein auch Missbrauch von Steuergeldern in Millionenhöhe vorgeworfen.

Dennoch: Auch am Kap gibt es Firmen, die vielversprechend sind. Insbesondere nach dem Kursverfall der letzten Monate. Noch wesentlich stärker als beim breiten JSE mit seinen 40 Titeln ging es mit der Aktie von MTN nach unten. In den letzten fünf Monaten verlor der Kurs des Telekomkonzerns 40 Prozent an Wert. Dabei ist MTN in zahlreichen Ländern des arabischen und afrikanischen Raums vertreten und hat insgesamt rund 200 Millionen Telefonkunden. Das Unternehmen aus Roodepoort ist nach dem Kursverfall fundamental betrachtet günstig zu haben. Das KGV liegt im Bereich um zwölf, und die Dividendenrendite beträgt etwa 7 Prozent. Angesichts dieser Bewertungszahlen dürfte der Titel den Boden langsam, aber sicher, gefunden haben.

FirstRand und Standard Bank – zwei Finanzdienstleister mit günstiger Bewertung …

Hohe Dividenden um 4,0 Prozent und dabei eine nicht zu hohe Bewertung mit 13er-KGV gibt es auch bei FirstRand. Der Finanzdienstleister wächst zudem rasant und steigerte seinen Gewinn seit 2011 Jahr für Jahr mit zweistelligen Raten, meist zwischen 10 und 20 Prozent. Ein Kursrückgang um 15 Prozent seit April könnte auch hier eine gute Gelegenheit zum Einstieg sein.

Nach einem Kursrutsch von fast 40 Prozent innert weniger Monate ist auch Standard Bank wieder günstig bewertet. Die Aktie des Finanzunternehmens aus Johannesburg gibt es inzwischen zum moderaten 10er-KGV, und bei wichtigen operativen und fundamentalen Kennzahlen gibt es deutliche Verbesserungen. So kletterte der Gewinn je Aktie der Bank im ersten Halbjahr um 27 Prozent, die Kreditausfallrate fiel von 1,13 auf 0,99 Prozent, und auch die Dividende wurde um 17 Prozent erhöht. Anleger erwartet hier inzwischen eine Rendite im Bereich von 5,0 Prozent.

… und breite Streuung auf den JSE mit einem ETF

Wer die Börse Südafrika nach dem jüngsten Kursverfall bei Rand und JSE auf breiter Basis spielen will, der greift zum ETF (ISIN: FR0010464446). Der Kurs in Euro hat sich bei diesem Fonds in den letzten fünf Jahren trotz der Rand-Schwäche immerhin um 20 Prozent verbessert, und seit 2009 gab es sogar eine Kursverdopplung.