Egal, ob namhafte Aktienindizes wie SMI oder S&P 500, aussichtsreiche Sektoren oder spezielle Investmentthemen: Eine Order reicht, um mit Hilfe strukturierter Produkte die unterschiedlichsten Ecken des Kapitalmarktes anzusteuern. Aktuell sind an der SIX knapp 1400 Tracker-Zertifikate kotiert. Diese Derivate bilden den jeweils zugrunde liegenden Basiswert möglichst genau ab. Anleger sind also dabei, wenn es mit den Kursen nach oben geht und müssen Verluste hinnehmen, sobald der Basiswert nachgibt. Tracker-Zertifikate beziehen sich entweder auf einen Wertpapierkorb oder sie replizieren einen Index.

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«Entscheidend für die Wahl des Konstrukts ist der Investmentcase», erklärt Eric Blattmann, Head of Public Distribution bei Vontobel. Falls eine Anlageidee für einen begrenzten Zeitraum interessant erscheint, zieht die Privatbank Basketlösungen vor. «Solche Produkte lassen sich besonders schnell lancieren», sagt der Derivatexperte. Für den Anleger bedeutet dies freilich, dass die Zusammensetzung seines Investments für gewöhnlich in Stein gemeisselt ist. Selbst, wenn eine enthaltene Aktie die Voraussetzungen für ihre Aufnahme nicht mehr erfüllt, bleibt sie bis zum Verfalltermin Teil der Auswahl. Hingegen finden bei Aktienindizes regelmässige Überprüfungen und gegebenenfalls Anpassungen statt. «Sie sind daher insbesondere für längerfristige Themen mit dynamischen Parametern geeignet», meint Blattmann. Gleichzeitig betont er, dass die Kostenfrage bei der Entscheidung zwischen Basket und Index eine eher untergeordnete Rolle spielt.

Dividendenindex ist gefragt

«Momentan verzeichnen wir vor allem bei Technologie-Benchmarks und Dividendenstrategien markante Zuflüsse», berichtet der Vertriebsprofi. Das letztgenannte Thema griff die Privatbank Ende vergangenen Jahres mit einem Tracker-Zertifikat (ISIN CH0241730081) auf den Solactive European High Dividend Low Volatility Index auf. Für den zugrunde liegenden Börsengradmesser kommen nur Unternehmen in Frage, die eine hohe Ausschüttungsrendite mitbringen und denen eine nachhaltige Dividendenpolitik zuzutrauen ist. Ausserdem achtet die Methodik darauf, dass es sich um relativ schwankungsarme Titel handelt. Der Start des mit einer Gebühr von 1,20 Prozent p.a. versehenen  Partizipationsprodukts ist geglückt. In der Indexwährung Euro steht gegenüber dem Emissionsniveau ein Plus von knapp 16 Prozent zu Buche. Damit hat das Derivat den breiten europäischen Aktienmarkt deutlich abgehängt.

Häufig legen die Emittenten Produkte zu Ideen auf, welche das hauseigene Research gerade für aussichtsreich hält. Sehr eifrig ist diesbezüglich Credit Suisse. Seit 2013 hat die Grossbank mehr als 20 Themen-Zertifikate an den Markt gebracht. Natürlich ist sie dabei nicht vor Flops gefeit. Beispielsweise notiert ein auf Unternehmen des Schiefergassektors abzielendes Derivat (ISIN CH0199202091) um mehr als 10 Prozent unter dem im Februar 2013 fixierten Emissionspreis. Bekanntlich machte der Preisverfall am Ölmarkt dieser Branche einen dicken Strich durch ihre Wachstumspläne.

Payment-Basket macht sich bezahlt

Allerdings landete Credit Suisse auch zahlreiche Treffer. Anfang Jahr griff sie das Thema mobile Bezahlsysteme auf. Gegenüber dem Startwert verteuerte sich dieses Zertifikat (ISIN CH0262491126) um mehr als einen Fünftel. Zwölf der insgesamt 16 im Basiswert enthaltenen Aktien legten seit der Emission prozentual zweistellig zu. Dazu zählt auch Paypal. Der Spezialist für mobiles Bezahlen zog erst am 20. Juli in die Auswahl ein. Zu diesem Termin kehrte das Unternehmen nach der Abspaltung vom Internethändler eBay an die Börse zurück. Das gebührenfreie Partizipationsprodukt läuft bis Anfang Februar 2018. Insofern ist es nicht zu spät für den Einstieg.

Einen verhaltenen Start erlebte hingegen eine Neuemission (ISIN CH0281544657) von Leonteq Securities. Das auf den Solactive Cuba-Focussed Caribbean Index basierende Produkt (Managementgebühr: 1,20 Prozent p.a.) gab zunächst nach. Ausgangspunkt für diesen Börsengradmesser ist die Annäherung zwischen Kuba und den USA nach mehr als fünf Jahrzehnten diplomatischer Eiszeit. Vor kurzem eröffneten die beiden Länder wieder Botschaften in der jeweils anderen Hauptstadt. Unter dem Kalkül, dass die politische Entwicklung die Region wirtschaftlich anschieben wird, lancierte Solactive den neuen Index. Darin sind aktuell zwölf Unternehmen aus sechs verschiedenen Ländern enthalten. Wenig überraschend geben die USA mit sechs Gesellschaften den Ton an. Dazu zählen beispielsweise das Kreuzfahrtunternehmen Royal Caribbean Cruises oder der Infrastrukturspezialist Atlantic Tele-Network.

Dividende und Total Return

Einmal jährlich kommt die Karibik-Auswahl auf den Prüfstand. Falls notwendig kann der Frankfurter Indexspezialist auch ausserhalb dieses Rhythmus Veränderungen vornehmen. Sobald eines der enthaltenen Unternehmen eine Gewinnausschüttung vornimmt, profitieren Produktinhaber: Solactive reinvestiert die Zahlungen netto in den Basiswert. Gerade auf dem aktuellen Tiefzinsniveau kann die Dividende den Unterschied ausmachen. Anleger sollten daher bei Themen-Zertifikaten auf diese Komponente achten.

Bei Baskets mit einer kurzen Laufzeit müssen sie mitunter auf die Ausschüttungen verzichten. Teilweise geben die Emittenten die während des Produktlebenszyklus erwarteten Gewinnbeteiligungen vorab an die Kundschaft weiter. Sie gewähren dann einen Abschlag auf den Startkurs des Basiswertes. Bei Indizes ist die laufende Berücksichtigung der Dividenden hingegen mehr oder weniger Standard. Solche Benchmarks tragen den Zusatz «Total Return» oder «Net Total Return».

Blue Chips im Gleichgewicht

Das gilt auch für die jüngste Offensive der UBS. Ende Juli emittierte sie einen Tracker (ISIN CH0286500068) auf den Solactive Swiss Equal-Weight Index. In Anlehnung an den SMI enthält dieses Barometer die 20 grössten Blue Chips des Landes. Anders als beim Leitindex sind diese jedoch nicht nach ihrem Börsenwert gewichtet. Vielmehr erhält jeder Titel einen Anteil von 5 Prozent. «Die Gleichgewichtung des Index sorgt für eine stärkere Diversifikation, Klumpenrisiken werden dadurch vermieden», erklärt ein Experte von Equity Derivatives der UBS.

In der Tat lässt sich eine gewisse Einseitigkeit beim SMI nur schwer von der Hand weisen. Die drei Schwergewichte Novartis, Nestlé und Roche stehen zusammen für mehr als 62 Prozent des wichtigsten Börsengradmessers der Schweiz. In puncto Zusammensetzung weicht der Equal-Weight Index nur an einer Stelle von der traditionellen Methodik ab. Anstatt Transocean ist die Sonova-Aktie in der Startaufstellung zu finden. Quartalsweise wird die neue Benchmark auf die Gleichgewichtung zurückgesetzt. Die UBS ruft für ihr frisch emittiertes Tracker-Zertifikat eine jährliche Gebühr von 0,40 Prozent auf.