Dieses Jahr sind am Treffen des Weltwirtschaftsforums (WEF) alle Augen auf China gerichtet. Zum ersten Mal reist mit Xi Jinping ein chinesischer Staatschef nach Davos. Er wird begleitet von einer hochkarätigen Delegation.

Neben Xi Jinping nehmen auch zahlreiche chinesische Führungspersonen aus Politik und Wirtschaft am WEF teil, darunter Jack Ma, Chef der Alibaba-Gruppe und Mitglied des WEF-Stiftungsrats. Der chinesische Staatschef selbst weilt bereits seit Sonntag in der Schweiz, wo er zu einem offiziellen Staatsbesuch empfangen wurde.

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«Keine einfachen Antworten»

Xi wird am Dienstag das 47. WEF-Jahrestreffen eröffnen, seine Rede hält er nach dem Grusswort der Schweizer Bundespräsidentin Doris Leuthard. «Ich erwarte, dass Präsident Xi aufzeigen wird, wie China eine anpassungsfähige und verantwortungsvolle Führungsrolle in der Welt einnehmen will», sagte WEF-Gründer und -Patron Klaus Schwab an einer Medienkonferenz im Vorfeld des Treffens in Davos. Schon bald werde China als ökonomische Macht mit den USA gleichziehen.

Das Jahrestreffen steht unter dem Motto «Anpassungsfähige und verantwortungsvolle Führung». Die Welt steckt in einer Führungskrise, das Vertrauen in die Eliten ist erschüttert. In vielen Ländern wenden sich die Wähler von etablierten Politikern ab und Populisten zu, die vermeintlich einfache Lösungen präsentieren. Prominentestes Beispiel sind die USA, wo Donald Trump am Freitag offiziell das Ruder übernimmt.

WEF-Gründer Klaus Schwab zeigt sich zuversichtlich, dass die Mächtigen nun wachgerüttelt werden. Wirtschaftliche Entwicklung müsse immer an soziale Verantwortung gebunden sein, sagte der WEF-Patron. Er hoffe, die Welt höre nun mehr auf diese Botschaft als in den vergangenen Jahren. An die Adresse der Populisten sagte Schwab: «Es gibt keine einfachen Antworten auf Herausforderungen. Wir müssen zeigen, wie komplex die Situation ist.»

Vertrauen der Menschen zurückgewinnen

Auf dem «Zauberberg» auf 1500 Meter geht es nicht zuletzt um die Frage, wie die politische und wirtschaftliche Führungsspitze das Vertrauen der Menschen zurückgewinnen kann. Gerade das WEF wird allerdings von Gegnern seit jeher als Elitetreff kritisiert, bei dem wenige über das Schicksal von vielen entscheiden.

Zahlreiche Diskussionen und Anlässe drehen sich darum, wie der Kapitalismus reformiert und die Ungleichheit vermindert werden kann. Noch viel stärker als über diese Sitzungen, Workshops und Podiumsrunden definiert sich das WEF allerdings als Gelegenheit zur Kontaktpflege.

Zwölf EU-Kommissare

In Davos werden etwa auch Vertreter der künftigen US-Regierung unter Trump erwartet. Der chinesische Vize-Aussenminister hat im Vorfeld bereits erklärt, offen für Gespräche mit Trumps Vertrauten am WEF zu sein. Weiter dürfte China die Chance zu informellen Gesprächen mit Vertreten der Europäischen Union, ihres wichtigsten Handelspartners, nutzen.

Die EU ist am WEF mit zwölf Kommissaren zwar stark vertreten, unter anderem die Aussenbeauftragte Federica Mogherini, Handelskommissarin Cecilia Malmström und Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici. Die ganz grossen Namen fehlen aber. Abgesagt haben etwa die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und der scheidende französische Präsident François Hollande. In beiden Ländern stehen dieses Jahr Wahlen an.

Nobelpreisträger und Hollywood-Stars

Dennoch kann sich die Gästeliste des WEF sehen lassen. Auf ihr stehen unter anderem die britische Regierungschefin Theresa May, US-Vizepräsident Joe Biden und Aussenminister John Kerry. Die Liste lässt auch auf wichtige Gesprächsthemen schliessen: Frieden - mit dem Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos, Präsident von Kolumbien - wird ebenso ein Thema sein wieder Krieg in Syrien. Die schwache politische Vertretung von Russland und der Türkei in Davos lässt allerdings eher weniger auf diplomatische Fortschritte hoffen.

Dagegen dürfte der humanitäre Aspekt im Vordergrund stehen, insbesondere mit Persönlichkeiten wie dem neuen UNO-Generalsekretär António Guterres. Als Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) ist auch der Schweizer Peter Maurer dabei.

Eingeladen ans WEF sind zudem einige Gäste aus dem Showbusiness, etwa Hollywood-Schauspieler Matt Damon, der Schweizer Regisseur Marc Forster, Popstar Shakira und der britische Starkoch Jamie Oliver. Mit insgesamt 3000 Gästen aus 70 Ländern erreicht die Teilnahme laut den Organisatoren in diesem Jahr einen neuen Rekord.

(sda/moh)