Die Grossbanken UBS und Credit Suisse zahlen im laufenden Jahr deutlich mehr Strafzinsen für ihre Einlagen bei der Schweizer Notenbank. Das legen am Donnerstag veröffentlichte Daten der SNB nahe. Sie zeigen, dass sich die Einlagen, auf die die beiden Institute Strafzinsen zahlen, von Ende 2015 bis Mai verdoppelt haben.

Die Notenbank verlangt von den Finanzinstituten oberhalb einer Freigrenze Strafzinsen von 0,75 Prozent. Die Höhe dieses Freibetrags unterscheidet sich je nach Geldhaus. Sie entspricht dem 20-fachen jener Summe, die die Banken als sogenannte Mindestreserve bei der SNB hinterlegen müssen.

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Lukratives Geschäft für die SNB

Parken die Banken mehr Geld bei der Notenbank, müssen sie dafür Strafe bezahlen. Die Giroguthaben der Grossbanken liegen mittlerweile in etwa beim 27-fachen der Mindestreserve. Im vergangenen Jahr hatte die SNB mit der Abgabe 1,2 Milliarden Franken eingenommen.

Aus den SNB-Daten ist ersichtlich, dass UBS und Credit Suisse zusammengenommen seit Juni 2015 Negativzinsen entrichten. Davor lagen ihre Guthaben innerhalb des Freibetrags. Die Daten stellen die Einlagen der beiden Grossbanken zusammen dar – Rückschlüsse auf die Zahlungen einzelner Institute sind nicht möglich. Zudem ist offen, in welchem Ausmass die Institute die Abgabe an ihre Kunden weiterreichen oder selber schultern.

Erhöhte Einlagen wegen der Bankenkrise

Grund für die höheren Einlagen könnte die andauernde Krise in Teilen des europäischen Bankensektors sein. Wegen offener Fragen über den Gesundheitszustand der Konkurrenz parken viele Häuser ihre Barreserven lieber bei der Notenbank als bei anderen Instituten, sagte ein hochrangiger Branchenvertreter. «Früher hat man unter den Banken Liquidität getauscht. Das macht doch keiner, wenn die Italiener Milliarden an Hilfe brauchen. Dieser Markt funktioniert nicht.»

Für die Institute sind die Strafzinsen eine Belastung – auch wenn sie einen Teil davon an Grossinvestoren wie Versicherungen oder Pensionsfonds weiterreichen. Bei einigen Schweizer Privatbanken werden darüber hinaus auch reiche Privatkunden, die grosse Teile ihres Vermögens in bar auf dem Konto liegen haben, zur Kasse gebeten.

Franken unattraktiv machen

UBS-Chef Sergio Ermotti hatte in einem Interview mit der «Sonntagszeitung» von Anfang Juli gesagt, die grösste Schweizer Bank plane derzeit nicht, Negativzinsen für vermögende Privatkunden einzuführen. Auch die Credit Suisse erklärte, sie plane keine Negativzinsen auf Sparguthaben von Individualkunden.

Die seit Anfang 2015 bestehenden Strafzinsen sind ein Instrument der Notenbanker, um den als «sicheren Hafen» geltenden Franken für Investoren unattraktiv zu machen und eine wirtschaftsschädliche Aufwertung der Währung zu verhindern. Auch in der Euro-Zone müssen Banken Strafzinsen bezahlen – dort liegt der Einlagesatz bislang bei minus 0,4 Prozent.

(awp/sda/reu/jfr)