Dem Städtetourismus in der Schweiz droht Ungemach: Die Konkurrenz in der Branche zieht hart an, wie neue Prognosen der Credit Suisse zeigen. Nach Berechnungen der Grossbank wird die Auslastung der Betriebe insbesondere in Zürich in den nächsten Jahren klar sinken – und manche Hotels werden dadurch unter Druck kommen. «Es wird zu einem Verdrängungswettbewerb kommen», sagt Credit-Suisse-Analyst Fabian Hürzeler.

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Die Einschätzung der Experten lässt aufhorchen. Denn bislang war der Städtetourismus der Lichtblick des Schweizer Tourismus: Seit dem Jahr 2000 ist die Zahl der Übernachtungen in den Städten um mehr als einen Drittel gewachsen. Die vielen zusätzlichen Touristen sorgten für komfortable Verhältnisse in der Hotellerie: Die Stadthotels in Zürich, Basel und Genf hatten in den letzten Jahren insgesamt eine relativ stabile Auslastung.

Ein Fünftel mehr Zürcher Hottelbetten

Doch in Zürich entstehen nach Schätzung der Credit Suisse in den nächsten vier Jahren über 2300 Gästezimmer – das Angebot wächst um rund einen Fünftel. In Basel und Genf fällt das Wachstum mit 9 beziehungsweise 6 Prozent etwas schwächer aus. Vor allem internationale Ketten eröffnen neue Betriebe. Die deutsche Kette Motel One hat dieses Jahr ein Hotel in Basel eröffnet und plant für nächstes Jahr die Expansion nach Zürich. Zürcher Ableger planen auch die deutsche Meininger und die französische B&B Hotels. Prizehotel ist ein weiterer ausländische Anbieter, der mit einem Zürcher Betrieb liebäugelt.

Am stärksten steigt das Angebot denn auch im günstigen und mittelpreisigen Segment. In diesem Bereich könnten die Preise im Raum Zürich unter Druck geraten, sagte Schweiz-Tourismus-Chef Jürg Schmid unlängst der «Handelszeitung». Denn just zu einem Zeitpunkt, wo das Angebot stark steigt, nimmt der Zustrom an neuen Gästen ab: Im letzten Jahr kamen wegen der Frankenstärke weniger zusätzliche Städtetouristen als in den Jahren davor. Solange der Franken zum Euro stark bleibt, dürften viele Touristen die Schweiz meiden.

Airbnb als neuen Konkurrenten

Zudem schlägt sich auch die Digitalisierung immer stärker auf das Angebot durch: Mit Airbnb haben die Hotels einen grossen neuen Konkurrenten erhalten. Alleine in der Stadt Zürich werden nach neusten Zahlen der Kantonsbehörden rund 2000 Wohnungen und Zimmer auf der Online-Plattform inseriert. 

«Trotz Airbnb ist die Bettenauslastung in den Zentren bislang relativ konstant geblieben», sagt Fabian Hürzeler. Das Angebot überschneide sich nicht vollständig mit dem der Hotellerie. Beispielsweise seien die Privatunterkünfte für Geschäftsreisende, welche meistens nur kurz in der Stadt verweilten, eher weniger eine Option.

Auslastung könnte auf unter 50 Prozent sinken

Die auch international gesehen gute Auslastung in Zürich wird aus Sicht der CS unterm Strich unweigerlich sinken: 2015 waren die Betten im Schnitt zu knapp 59 Prozent belegt, dieser Wert wird innert vier Jahren auf prognostiziert 56 bis 49 Prozent sinken. Im schlimmsten Fall ist also schon bald nicht einmal jedes zweite Bett in der Zürcher Hotellerie belegt.

Einzelne Betriebe mit veralteter Ausstattung dürften dadurch Probleme bekommen, glaubt CS-Experte Fabian Hürzeler. «Zu einem Massensterben von Hotels wird das aber nicht führen.» Die neuen Betrieben der internationalen Ketten kommen aus Sicht von Hürzeler besser mit dem Konkurrenzkampf zurecht. «Aber auch sie werden merken, dass in Zürich die Hotelpreise zwar hoch, aber auch die Kosten beträchtlich sind.»