Die Kunst Zürich ist dank ihrer Grösse und Übersichtlichkeit ein idealer Einstieg für eine nachrückende Sammlergeneration. Sie stellt sich aber auch dem hohen Anspruch eines Publikums, welches dank der Stadt Zürich als etabliertem Kunststandort Qualität, Aktualität und Internationalität gewohnt ist. Die Messe hat es geschafft, in den 17 Jahren ihres Bestehens immer anspruchsvoller zu werden, und ist zu einem der wichtigsten Termine der Schweizer Kunstszene avanciert. Wiederum werden Mitte November in Zürich-Oerlikon über 20000 Besucher, darunter zahlreiche Sammler, Galeristen und Kuratoren, erwartet.

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Spannend wird auch dieses Jahr die Kombination von bereits anerkannten Werken und der Begegnung mit Neuem. Trotz wirtschaftlich unsicheren Zeiten wagen die Aussteller wieder etwas und vertrauen den Sammlerinnen und Sammlern. Gerade auch für ein junges Publikum wird hier einiges geboten – etwa die Begegnung mit noch unbekannten, innovativen Stimmen der internationalen Kunstszene wie auch zahlreiche Kunstwerke zu durchaus erschwinglichen Preisen. Doch sind hier auch Preise von mehreren hunderttausend Franken keine Seltenheit mehr.

Vielfalt kennzeichnet die gezeigten Werke: Malerei, Zeichnung, Skulptur, konzeptuelle und Work-in-progress-Kunst sind ebenso vertreten wie Installationen oder Fotografie. Statt Gigantismus wird vermehrt feine, durchaus auch stille, klein- und mittelformatige Kunst präsentiert. Nachhaltigkeit, soziales Engagement wie auch theoretische Reflexionen über Produktion und Wahrnehmung von Kunst sind in den Werken vor allem jüngerer Künstlerinnen und Künstler auffallend oft ein Thema. Dabei geht es weniger um reine Selbstreferenz, also den Rückgriff auf die Entwicklung von Kunstszene und Kunstmarkt der letzten Jahrzehnte, sondern vielmehr darum, zu fragen und zu erforschen, wie unsere heutige Wahrnehmung in Zeiten überflutender Reize funktioniert und vielleicht sogar verlangsamt werden kann.

Wie international die teilnehmenden Galerien vernetzt sind, zeigt sich auch an der Herkunft ihrer Künstlerinnen und Künstler: Sozusagen ein globales Angebot zeitgenössischer bildender Kunst erwartet den Besucher. Nachfolgend stellt die «Handelszeitung» eine Auswahl an Highlights vor.

Starke Schweizer Künstler

Silvan Faessler Fine Art aus Zug präsentiert im Bereich der zeitgenössischen Schweizer Kunst Fotografien aus der neusten, 2010 entstandenen Werkgruppe «LungoGuardo« von Guido Baselgia (geboren 1953), mehrteilige druckgraphische Arbeiten von Not Vital (geboren 1947) sowie Rasterzeichnungen und Gemälde von Valentin Magaro (geboten 1972). Einer der meistbeachteten Maler einer ganzen Schweizer Künstlergeneration, die sich in der frühen Nachkriegszeit intensiv mit dem aktuellen amerikanischen Kunstschaffen auseinandergesetzt hat, ist der in New York und Chicago tätige Basler Hugo Weber (1918–1971). Von ihm werden Hauptwerke aus den 1950er- und 1960er-Jahren zu sehen sein.

Bei der Galerie Bernhard Knaus aus Frankfurt begegnen wir zwei weiteren bekannten Schweizer Künstlern. Daniele Buetti (geboren 1956 in Freiburg) nimmt für seine Werke meist Fotografien als Ausgangspunkt. Er abstrahiert bekannte Bilder, löscht sie Stück für Stück aus und doch bleiben Motive, die sich längst im kollektiven Gedächtnis festgesetzt haben. Die Malerei von Albrecht Schnider (geboren 1958 in Luzern) scheint auf den ersten Blick einer anderen Zeit zu entstammen. Doch Schnider betreibt keine Retro-Kunst, sondern eine langsame, fast meditative Veränderung der Wahrnehmung. Seine Bilder wirken unbewegt, flächig, beinahe starr in ihrer Abstraktheit. Doch schon nach kurzem Hinschauen beginnen sich die einander überlagernden Formen selber zu Räumen, ja ganzen Landschaften zu öffnen. Die Wirkung ist beeindruckend.

Die Galerie Andres Thalmann ist mit Werken des koreanischen Künstler Bahk Seon Ghi (geboren 1966 in Sun San, Südkorea) vertreten. Bahk gestaltet mit Holzkohlestücken, die an Nylonfäden von der Decke hängen, Gegenstände des alltäglichen Lebens oder schlichte geometrische Formen. Sein bevorzugtes Arbeitsmaterial, die Holzkohle, findet in Korea eine alltägliche Verwendung im Ritual der Läuterung und Reinigung. Bahk fasziniert mit seinen meist raumfüllenden Installationen. So kreiert er Tische, Treppenläufe und Bilderrahmen, in denen das eine oder andere Kohlestück aus dem Rahmen zu fallen scheint. Oder übergrosse Wassertropfen, die sich naturalistisch und im Einklang mit dem Gesetz der Schwerkraft zum Boden hin verformen.

Die Armin Berger Gallery vertritt den vietnamesischen Künstler Xuan Huy Nguyen (geboren 1976 in Hanoi). Im Vietnamkrieg wurde Agent Orange versprüht, um die Regenwälder zu entlauben. Der seit 1994 in Deutschland lebende Xuan Huy Nguyen malt die Menschen, die noch heute darunter leiden. Die Schäden, die das Dioxin anrichtete, sind immer noch sichtbar. Nicht an den Bäumen, sondern an den Menschen, die auch heute noch ohne Arme, ohne Beine und meist auch ohne Verstand geboren werden.

Seit 1990 erweitert die Fabian & Claude Walter Galerie ihr Programm um neue künstlerische Positionen aus Asien. Nach Korea, Indonesien und Japan steht nun Indien im Fokus. An der Messe zeigt die Galerie Werke von zwei Künstlern aus Mumbai: Während Viveek Sharma (geboren 1968 in Mumbai) zu den renommierten indischen Künstlern gehört, gilt Sarika Bajaj (geboren 1976 in Ghaziabad) als Neuentdeckung. Viveek Sharma reflektiert in seinen fotorealistischen Werken die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Gegebenheiten Indiens. Das Element der Reflexion ist auch für die Künstlerin Sarika Bajaj zentral. Ihr Selbstporträt ist Teil jedes ihrer Gemälde, ihre Motive Ausdruck ihrer inneren Welt. Dennoch sind ihre figurativen, an die Pop-Art angelehnten Bilder keine reinen Fantasmen, sondern stark von der indischen Kultur und der hinduistischen Lebensauffassung geprägt.

Kunst aus der islamischen Welt

Seit langem ist es das Anliegen der AB Gallery, Zürich/Luzern, den Kulturaustausch zwischen der Schweiz und anderen Kulturen zu fördern. Der Fokus liegt dabei auf Kunst aus der islamischen Welt. An der Messe präsentiert die Galerie neue Arbeiten von neun Künstlern aus dem Iran, aus Ägypten und aus dem Irak.

Die Barbarian Art Gallery, eine internationale Galerie mit Sitz in Zürich und Moskau, will Künstlern der postsowjetischen Ära eine breitere Anerkennung ermöglichen. Sie zeigt Werke von Trevor Guthrie (geboren 1964 in Schottland), Gregori Maiofis (geboren 1970 in Leningrad) und Igor Tishin (geboren 1958 in Weissrussland). Allen dreien gelingt es, Fotografie, Malerei und Zeichnung meisterhaft zu verbinden. So gut, dass die Betrachter oft nicht wissen, ob es sich bei den Werken um Fotos oder gemalte Bilder handelt.

Besucherinformation: Fakten und Events rund um die Kunst 11 Zürich

Anlass
17. Internationale Messe für Gegenwartskunst, 17. bis 20. November 2011, Zürich.

Aussteller
Rund 80 ausgewählte Galerien zeigen aktuelle Werke international bedeutender Künstler sowie wichtige junge Positionen zeitgenössischer Kunst.

Ort
ABB-Hallen 550, zwei ehemalige Fabrikhallen (8000 Quadratmeter) hinter dem Bahnhof Zürich-Oerlikon, Riccarda-Huch-Strasse.

Öffnungszeiten
Donnerstag und Freitag, 16 bis 22 Uhr; Samstag, 11 bis 19 Uhr; Sonntag, 11 bis 18 Uhr.

Preview
17. November 2011, 16 bis 22 Uhr. Preview Party ab 21.30 Uhr im Kaufleuten-Festsaal in Zürich. Freier Eintritt mit Messeticket.

Vernissage
18. November 2011, 16 bis 22 Uhr.

Tickets
Preview 50 Franken, Vernissage 25 Franken, Tageskarte Samstag/Sonntag 20 Franken, Studenten/Senioren 15 Franken, Abendkasse (ab 17 Uhr) 15 Franken.

Kinder
Kostenloser Workshop für Kinder von 3 bis 14 Jahren. Die Kinder können malen, kneten und basteln, während ihre Eltern die Messe besuchen: 18. November, 16 bis 20 Uhr; 19. November, 14 bis 18 Uhr; 20. November, 12 bis 16 Uhr.

ZKB-Kunstpreis
Zum fünften Mal wird an der Kunst Zürich der ZKB-Kunstpreis für junge Gegenwartskunst vergeben. Die Zürcher Kantonalbank stiftet eine Preissumme von 10000 Franken für eine durch die Jury prämierte Solo-Show. Der Preis geht direkt an die Künstlerin oder den Künstler.

Werkgespräche
Mit den Werkgesprächen erhalten die Besucher in Anwesenheit der Künstlerinnen und Künstler einen exklusiven Einblick in deren Schaffen. Die Gespräche finden statt am Samstag, 19. November, ab 15 Uhr am Stand H1 und am Sonntag, 20. November, ab 15 Uhr am Stand H2.

Podien
Samstag, 19. November 2011, 16 Uhr: Stefan Horsthemke im Gespräch mit einem Sammler. Sonntag, 20. November 2011, 15 Uhr: Neue Wege in der Kunst, Podiumsleiter Res Strehle.

Informationen Kunst Zürich GmbH, Tel. 044 381 00 52