Für viele ist das Austrittsgespräch eine lästige Pflicht, die sie so schnell wie möglich absolvieren wollen. Andere nutzen das Exit-Interview zu einer Abrechnung mit der ganzen Firma oder ehemaligen Kollegen. Auch übertriebene Eitelkeit kommt in solchen Gesprächen oft vor. Die eigene Zukunft ausserhalb der Firma wird als glänzend beschrieben, die Vergangenheit mit dem alten Chef als die schlimmste Zeit des Lebens.

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Dabei haben Abrechnungen, Eitelkeiten und Chef-Bashing im Austrittsgespräch nichts verloren. In diesen letzten Minuten, die sie mit einem Personalverantwortlichen der Firma haben, sollten Sie konstruktiv, ehrlich, aber nie persönlich werden. Folgende Sätze sind daher in jedem Fall tabu:

Mein Chef war der schlimmste, weil ...

Nach Meinung von Lynn Taylor, Autorin von Managementbüchern, sollte man sich mit vernichtenden Kommentaren gegen den Chef zurückhalten. Es kann gut sein, dass Sie diesen Vorgesetzten noch mal als Referenz brauchen könnten. Die Kommentare über Ihren Vorgesetzten sollten allgemein und insgesamt nicht komplett negativ sein, so Taylor. Das Austrittsgespräch sei kein Ort, an irgendwem Rache zu üben.

Ich mochte einen Mitarbeiter nicht

Werden Sie im Austrittsgespräch nicht persönlich. Jemanden persönlich anzugreifen, wirkt verbittert und rachsüchtig, vor allem weil Personalverantwortliche die Situation in der Abteilung oft gar nicht kennen. Sehr wohl können Sie allgemein über Verhaltensweisen sprechen, die Sie zum Gehen veranlasst haben. Aber konkrete Namen zu nennen und diese anzuschwärzen, lässt Sie als die eigentlich problematische Person erscheinen.

Viel Glück ohne mich

Sich selber grösser darstellen als man ist, ist vielleicht beim Bewerbungsgespräch (welche Fragen Bewerber im Job-Interview stellen müssen, sehen Sie in der Bildergalerie unten) zulässig, aber das Austrittsgespräch ist nicht der richtige Ort dafür. Sehr wohl können Sie dem HR-Verantwortlichen Beispiele nennen, wo Ihre Talente nicht zu 100 Prozent eingesetzt wurden. Sich selber aber als wichtigsten Teil der Firma darzustellen und dem HR-Verantwortlichen zu erklären, in welchen Bereichen Sie überall unersetzbar sind, wirkt nur lächerlich.

Dieser Ort ist ein sinkendes Schiff

Viele Menschen haben das Bedürfnis, eine Firma, die sie verlassen, schlechtzureden, auch um die Entscheidung des Abschieds vor sich selber zu rechtfertigen. Manchmal werden den Kollegen am letzten Arbeitstag noch Horrorgeschichten über die Zukunft der Firma erzählt. Das zeigt aber nur Ihre Unsouveränität und dass Sie mit der Firma noch nicht abgeschlossen haben. Sprechen Sie also nicht davon, dass Sie der Firma einen schmerzvollen Tod wünschen - weder im Exit-Interview noch beim Abschiedsapero.

Der Drucker funktionierte nicht

Klagen über Kleinigkeiten haben im Exit-Interview nichts zu suchen. Auch Bemerkungen über die Geschirrspülmaschine oder ihren schlechten Sitzplatz sind irrelevant. Bennen Sie viel eher systemische Probleme, von denen Sie glauben, dass sie langfristig eine negative Auswirkung auf die Firma haben werden.

Ich habe gehört, Herr Y hat das gemacht

Eigentlich selbstverständlich tabu, aber dennoch kommt es immer wieder in Austrittsgesprächen vor: Es werden Gerüchte gestreut und Kollegen angeschwärzt. Das ist natürlich unprofessionell und bringt Ihnen in den meisten Fällen gar nichts, weil Personalverantwortliche, wenn sie ihren Job professionell machen, solche Spielchen ignorieren.

Das hier ist die schlimmste Firma, in der ich jemals war

Erstens versperren Sie sich mit so einer Aussage natürlich jede Rückkehr in diese Firma. In überschaubaren Märkten sollten Sie mit solchen Bemerkungen sehr vorsichtig sein. Zudem müssen Sie sich fragen: Haben Sie während Ihrer Anstellung Verbesserungsvorschläge gebracht? Haben Sie die Punkte, die Sie jetzt kritisieren, jemals zu lösen versucht? Wenn nein, sollten Sie im Austrittsgespräch besser darüber schweigen.

Meine neue Firma ist grossartig

Es ist zulässig, wenn Sie positive Gefühle über Ihre Zukunft äussern und sagen, worauf Sie sich besonders freuen. Aber vermeiden Sie Bemerkungen, die Ihren alten Arbeitgeber in einem total negativen Licht erscheinen lassen. Ihre Ex-Firma abzuwerten, zeugt nicht nur von geringer Loyalität, Sie sollten auch bedenken, dass dieser Arbeitgeber ja einmal gut genug war, dass sie dort arbeiten wollten.

Mir wurde anderswo mehr Geld geboten

Das Austrittsgespräch ist nicht unbedingt der richtige Ort, um über Geld zu sprechen. Solche Themen gehören ins Einstellungsgespräch oder sind während Ihrer Zeit bei der Firma anzusprechen. Auch Bemerkungen, wonach die Bezahlung in der Firma nicht wettbewerbsfähig sei, unterlassen Sie besser, ausser Sie haben Daten, die dies belegen.

Kein Kommentar

Einfach nichts zu sagen, ist nicht nur duckmäuserisch, sondern wirkt auch so, als hätten Sie etwas zu verbergen oder sind so wütend auf die Firma, dass Sie zu keinem Kommentar mehr in der Lage sind. Sprechen Sie abstrakt und ohne konkrete Namen zu nennen Strukturprobleme an oder Situationen, in denen etwa Ihre Talente nicht genutzt wurden. Ein bisschen Kooperation kann ein Arbeitgeber auch noch beim Austrittsgespräch von Ihnen verlangen.

Kollege X ist sehr unglücklich

Ein absolutes Tabu in Austrittsgesprächen ist es, für andere zu sprechen. Aussagen wie Kollege X ist sehr unglücklich, Kollege Y will mehr Geld oder Kollege Z wird bald kündigen, wenn Sie nicht aufpassen, sind deplatziert. Glauben Sie nicht, dass Sie Gehaltsverhandlungen für andere führen können. Im Austrittsgespräch geht es nur um Sie und nicht um Ihre Kollegen.

Das hätten Sie tun können, um mich noch hier zu behalten

Was soll diese Aussage bringen? Im Austrittsgespräch ist es zu spät dafür. Sprechen Sie allgemein darüber, wie die Firma ihre Attraktivität erhöhen kann und sprechen Sie ruhig auch konkrete Punkte an. Im Exit-Interview so zu verhandeln, als würden Sie sich bewerben, ist deplatziert.

Ich werde nie wieder kommen

Kein Arbeitnehmer ist gezwungen, einen Job zu machen, in dem er absolut unzufrieden ist. Das Exit-Interview ist nicht der Ort für divenhafte Abrechnungen und fatalistische Aussagen. Es stimmt zwar, dass die Balance zwischen höflichen und ehrlichen Aussagen schwierig sein könnte, aber sehen Sie das Exit-Interview als letzten Dienst an der Firma, bei dem Sie einen letzten konstruktiven Beitrag leisten können.

Die richtigen Fragen im Bewerbungsgespräch: