Alain de Botton wurde in Zürich geboren und verbrachte die ersten zwölf Jahre seines Lebens in der Schweiz. Er ist der Sohn des verstorbenen Rothschild-Bankiers Gilbert de Botton und dessen erster Ehefrau Jacqueline Burgauer. De Botton ist Autor zahlloser Bestseller, welche die wichtigen Fragen des modernen Alltags mithilfe der grossen Philosophen von der Antike bis in die Gegenwart zu beantworten versuchen.

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Sein erstes Werk – «Versuch über die Liebe» – publizierte de Botton im Alter von 24 Jahren. Aktuell arbeitet er an einem Buch über Macht, Moral und Wirtschaft. Es soll 2016 auf den Markt kommen. «Handelszeitung» sprach mit dem in London lebenden Philosophen.

Halten Sie sich für erfolgreich?
Alain de Botton: Ich weiss es nicht. Es kommt auf den Tag an.

Das heisst?
Nun, ich setze mir Ziele, ich habe eine Vision vom dem, was ich erreichen möchte. Und an manchen Tagen habe ich das Gefühl, voranzukommen, also erfolgreich zu sein. Und an manchen Tagen muss ich mir eingestehen, dass ich nirgendhin komme.

Sie machen auf britisches Understatement. Kaum ein Berufskollege von Ihnen verkauft so viele Bücher wie Sie!

Das mag sein. Sicher ist, dass ich versuche, meine Projekte voranzutreiben – neue Bücher zum Beispiel oder die «School of Life», welche emotionale Intelligenz vermitteln will. Und manchmal habe ich das Gefühl, dass mir das ganz gut gelingt. Aber eben nur manchmal.

Sie definieren Erfolg aus einer persönlichen Perspektive. Ist Erfolg immer subjektiv? Oder ist er objektivierbar?

Wir müssen vom Subjekt ausgehen. Jeder hat gewisse Talente und Interessen. Diese sollte er entwickeln. Wenn ihm das gelingt, ist er erfolgreich. Wenn er sogar die Bedürfnisse anderer Menschen mit dem eigenen Talent befriedigen kann, umso besser. Denn dann hilft er anderen, er dient anderen. Erfolg ist also ein Zusammenspiel von subjektiven Fähigkeiten und den Bedürfnissen der Welt.

Erfolgreich ist doch, wer viel Geld anhäuft.
Das haben uns die Ökonomen gelehrt und kürzlich wieder relativiert: Geld sei nicht alles. In einer Gesellschaft mit durch und durch kapitalistischen Werten wie der unseren hat Geld die hervorragende Eigenschaft, dass es ein sehr zuverlässiger Indikator für Erfolg ist. Der grosse Nachteil des Geldes als Gradmesser des Erfolgs ist, dass es nicht anzeigt, wie es gemacht wurde.

Wie meinen Sie das?
Wenn Sie viel Geld haben, gelten Sie auch dann als erfolgreich, wenn Sie Ihr Vermögen mit Fast Food gemacht haben, das die Gesellschaft dick und krank macht. Oder wenn Sie als Architekt lebensfeindliche, hässliche Bauten errichten. Niemand zeigt auf Sie, wenn Sie mit blöden TV-Programmen Ihr Geld verdienen. Das macht Geld zu einem heiklen Gradmesser für Erfolg. Meiner Meinung nach sogar zu einem untauglichen Indikator.

Das ausführliche Interview mit Alain de Botton lesen Sie in der neuen «Handelszeitung», ab heute am Kiosk oder mit Abo bequem jede Woche im Briefkasten.

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