Wenn der neue Nestlé-Chef Ulf Mark Schneider zu Jahresbeginn sein Amt antritt, hat er bereits ehrgeizige Zielvorgaben: Der für Kitkat-Schokoriegel, Maggi-Suppen und Nescafe bekannte Konzern soll 2017 schneller wachsen als die Weltwirtschaft, für die der IWF ein Plus von 3,4 Prozent erwartet. Längerfristig soll der Umsatz des Schweizer Konzerns um Sondereffekte bereinigt wieder um fünf bis sechs Prozent wachsen. Diese Zielvorgabe hatte Nestlé in den vergangenen drei Jahren verfehlt. «Das ist unsere Ambition. Darauf richten wir das Unternehmen aus», bekräftigte der scheidende Firmenchef Paul Bulcke auf einer Pressekonferenz. Er wechselt im Frühjahr an die Spitze des Verwaltungsrats und gibt seinem Nachfolger Schneider dann von dort aus die Marschrichtung vor.

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Doch die Rückkehr zu den Wachstumsraten der Vergangenheit dürfte nicht einfach sein. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres machte Nestlé zum einen die maue Wirtschaftsentwicklung in Europa zu schaffen, durch die Preiserhöhungen kaum möglich waren. Zudem lasteten Probleme in Schwellenländern wie China und Brasilien auf der Bilanz: Von Januar bis September lag das organische Wachstum daher lediglich bei 3,3 Prozent und verfehlte damit die Erwartungen von Experten. Es ist der schwächste Zuwachs seit mehr als zehn Jahren. An der Börse gab die Nestlé-Aktie folglich um bis zu zwei Prozent nach.

Neuer Chef - alter Kurs?

Mit seinen Problemen ist Nestlé jedoch nicht allein: Auch der französische Konkurrent Danone bekam eine sinkenden Nachfrage aus China zu spüren und wuchs im dritten Quartal auf vergleichbarer Basis nur um 2,1 Prozent. Der britisch-holländische Rivale Unilever mit Marken wie Lipton, Knorr und Rexona kam im selben Zeitraum auf ein Plus von 3,2 Prozent.

Von Schneider erwarten viele Investoren nun frischen Wind und einen weiteren Umbau von Nestlé. Der ehemalige Chef des Gesundheitskonzerns Fresenius ist seit vielen Jahrzehnten der erste Konzernlenker, den Nestlé von aussen holt. Nach Einschätzung von Analysten dürfte der Manager insbesondere das renditeträchtige Gesundheitsgeschäft ausbauen, in dem sich Nestlé bislang auf Hautpflegeprodukte und Lebensmittel für kranke oder ältere Menschen konzentriert. Grössere Kursänderungen seien trotz des Wechsels an der Konzernspitze nicht zu erwarten, sagte Bulcke: Kontinuität sei ein wichtiges Ziel für Nestlé.

Baustelle China

Seinem Nachfolger hinterlässt Bulcke mehrere Baustellen - unter anderem den schwächelnden chinesischen Markt: Dort haben die Konsumenten keinen Appetit mehr auf Erdnussmilch und Reis-Porridge der wichtigen Konzernmarke Yinlu. Nestlé versucht dort bereits seit einigen Quartalen eine Trendumkehr zu erreichen - doch die benötigt Zeit. In anderen Schwellenländern wie Brasilien hatte der Konzern wegen des Verfalls lokaler Währungen die Preise erhöht, was sich zunächst negativ auf die Nachfrage ausgewirkt hatte.

Konzernweit stieg der Umsatz in den ersten neun Monaten um ein Prozent auf 65,5 Milliarden Franken. Gewinnzahlen gab Nestlé nicht bekannt - das Unternehmen stellte aber für das Gesamtjahr eine Steigerung der Margen in Aussicht.

(reuters/cfr/me)