Nach zwei Jahrzehnten in ihrem Job erkannte Hollie Moore Haynes, dass sie an eine Grenze gestossen war: Sie würde niemals eine von Männern geführte Beteiligungsgesellschaft leiten. Daher verliess sie in diesem Jahr die amerikanische Silver Lake Management, wo sie geschäftsführende Direktorin war, und gründete Luminate Capital Partners.

«Als Frau ist es eine riesige Herausforderung, bei einer grossen Gesellschaft in der ersten Reihe zu stehen», sagt die 43-Jährige, die Abschlüsse aus Harvard und Stanford vorweisen kann. «Ich wollte etwas aufbauen, das mir gehört.»

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Kaum Frauen an der Spitze

Haynes ist eine der wenigen Frauen, die im Private-Equity-Sektor die oberen Ränge erreicht haben. Unter den zehn grössten Firmen stellen Frauen durchschnittlich 10,9 Prozent der leitenden Manager. 2012 waren es 8,1 Prozent, wie aus von Bloomberg zusammengestellten Daten hervorgeht.

Die Ungleichheit der Geschlechter ist seit langem ein Problem in der 40 Jahre alten Branche, in der die meisten Firmen von ihren männlichen Gründern geleitet werden. Nur eine Handvoll Frauen bekleiden führende Positionen, noch weniger mit Investment-Verantwortung, obwohl Private Equity seit der Finanzkrise an Einfluss gewonnen hat auf Kosten der Wall Street. Beteiligungsgesellschaften verwalten ein Vermögen von 3,8 Billionen Dollar, 68 Prozent mehr als 2008.

«Ignorieren klappt nicht»

«Die Branche kann die Notwendigkeit für mehr gesellschaftliche Vielfalt nicht einfach ignorieren», sagt Andrea Kramer, Leiterin des weltweiten Fondsinvestment-Teams bei Hamilton Lane Advisors.

Die Beteiligungsgesellschaft Blackstone Group hat den höchsten Anteil an weiblichen Führungskräften auf der Ebene geschäftsführende Direktorin oder höher, zeigen von Bloomberg analysierte Daten. Das vom Milliardär Steve Schwarzman gegründete Unternehmen hat 58 Frauen in führenden Positionen, was einer Quote von 15,7 Prozent entspricht. Die wenigsten hat Warburg Pincus, dessen Präsident der frühere US-Finanzminister Tim Geithner ist. Von 70 Partnern im Unternehmen sind nur zwei weiblich.

Tiefere Quote als im Investmentbanking

Der Anteil an Frauen in den obersten Etagen von Private-Equity-Unternehmen ist niedriger als im Investmentbanking, wo Frauen etwa 16 Prozent der leitenden Positionen bekleiden, sagt Catalyst, eine nicht gewinnorientierte Gruppe, die sich für mehr Chancen für Frauen in der Wirtschaft einsetzt. Auch im Risikokapitalsektor sind Frauen mit 14,8 Prozent der leitenden Positionen stärker vertreten, zeigen Daten der Analysegesellschaft Preqin.

Verglichen mit den 1980er-Jahren gibt es unbestreitbare Fortschritte im Finanzsektor. Damals war offene sexuelle Belästigung weit verbreitet. Laut dem 1988 erschienenen Buch von Connie Bruck «The Predators’ Ball» wurden für eine Konferenz, die Drexel Burnham Lambert in Beverly Hills für die Buyout-Branche veranstaltete, Prostituierte angeheuert.

Jagd auf Karriere

Alisa Wood bekam 1999 bei ihrem ersten Praktikum in einem Handelshaus einen Anflug dieser Kultur mit. Auf dem Parkett der New York Stock Exchange wurde sie von einem Mann gefragt, ob sie da sei, um einen Ehemann zu finden. «Wenn ich nach einem Ehemann Ausschau hielte, würde ich nicht dort suchen», antwortete sie. Wood, 36, ist nun eine der Spitzen-Frauen bei KKR & Co.

KKR und die meisten Konkurrenten sind sich der Notwendigkeit bewusst, mehr weibliche Mitarbeiter einzustellen, und haben in letzter Zeit entsprechende Programme eingeführt. Im Private-Equity-Bereich bestehe das grösste Hindernis für die Verbesserung der Geschlechterbalance darin, dass sich nicht viele Frauen überhaupt auf Stellen in der Branche bewerben, sagt Joan Solotar. Sie ist die ranghöchste weibliche Führungskraft bei Blackstone und verantwortet die Geschäftsfelder Aussenbeziehungen und Strategie.

Kaum weibliche Bewerber

«Von etwa 1000 Bewerbern für eine Nachwuchs-Position waren nur etwa 100 Frauen,» berichtet Solotar. «Wie soll man auf 30 Prozent kommen, wenn nur 10 Prozent der Bewerber Frauen sind?»

Die Unternehmen der Branche suchen nach Wegen, wie sie mehr Frauen dazu bringen können, sich für Private-Equity-Stellen auf der Einstiegs- oder auf der Analysten-Ebene zu bewerben. Diese Stellen sind häufig der Ausgangspunkt für Karrieren, die Positionen wie die eines geschäftsführenden Direktors oder Partners erreichen.

Einige Firmen, darunter Warburg Pincus, stellen Analysten nicht nur aus dem Investmentbanken-Sektor – einem traditionellen Reservoir für den Private-Equity-Bereich – ein, sondern zunehmend auch aus Branchen wie Consulting. Daneben versuchen sie, den Kontakt zu Frauen früher herzustellen – etwa im Studium über Praktika.

(bloomberg/ise)