Was für ein Frust! Schon wieder eine Absage auf eine Stellenbewerbung, und wieder hat es nicht einmal zu einem Vorstellungsgespräch gereicht. Da kommt man schon ins Grübeln und zweifelt an seinen Fähigkeiten. Doch vielleicht liegt der Grund ganz woanders.

Von Personalberatern und in Kursen werden Standards für Formulierungen gepredigt, aus denen sich kaum mehr ablesen lässt, ob ein Kandidat den Anforderungen des Jobs entspricht. Wenn der Lebenslauf die Fähigkeiten aber mehr vernebelt, als sie ins rechte Licht zu rücken, ist das im harten Wettbewerb auf dem Stellenmarkt fatal. Die meisten Arbeitgeber greifen lieber zum nächsten Dossier, als mühsam abzuklären, ob wirklich etwas hinter den Worthülsen steckt.

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15 Sekunden für Entscheidung

Der Lebenslauf ist das Herzstück jedes Bewerbungsdossiers. Er wird in der Regel zuerst angeschaut. Und dieser Ersteindruck ist entscheidend: Laut Untersuchungen werden Stellenbewerber innert rund 15 Sekunden aufgrund dieses Papiers einer «Schublade» zugewiesen, aus der es kaum mehr ein Zurück gibt. Selbst wenn der Adressat daraufhin noch das Begleitschreiben liest, kann der Ersteindruck nicht mehr verändert werden.

Das Ziel der Bewerbungstechnik ist es demnach, von vornherein in die Schublade «interessant» zu gelangen. Den Lebenslauf mit einem auffälligen Äusseren hervorstechen zu lassen, ist jedoch der falsche Weg. Das funktioniert nicht einmal bei jenen Arbeitgebern, bei denen Kreativität zur Kernkompetenz gehört.

Die erste Seite ist entscheidend

In jedem Fall muss der Lebenslauf «super gepflegt und sec» sein, wobei die erste Seite entscheidend ist. Damit muss man Aufmerksamkeit erregen. Das gelingt nur bedingt, wenn der Lebenslauf mit den Personalien beginnt. Das ist für den Arbeitgeber nicht besonders spannend und kann, gerade bei älteren Stellensuchenden, kontraproduktiv sein: Als Erstes sticht der Jahrgang ins Auge. Ein guter Ausweg ist, einen Briefkopf mit den Kontaktdaten zu erstellen. Der sollte dann auf jeder Seite der Bewerbung erscheinen, also auch auf dem Begleitschreiben; das wirkt professionell.

Die Auflistung der Tätigkeiten und Ausbildungen sollte chronologisch sein. Dabei steht zuoberst, was man zuletzt getan hat; das interessiert den potenziellen Arbeitgeber am meisten. Am Schluss der Auflistung kann noch eine Rubrik mit «persönlichen Daten» aufgeführt werden. Dort finden Geburtsdatum, Zivilstand und allenfalls Nationalität ihren Platz.

Prägnante Werbung in eigener Sache

Als Alternative lässt sich die erste Seite des Lebenslaufs aber auch dazu nutzen, Argumente für sich selber anzuführen. Dabei gilt: nicht ausufern! Wenn der Text zu lang wird, ist er kein Blickfang mehr – die Aufmerksamkeit des Lesenden sinkt. Für die Werbung in eigener Sache eignet sich einer der folgenden Punkte.

  • Auflistung der beruflichen Erfolge: Das ist dann angebracht, wenn die beruflichen Stationen etliche Posten umfassen oder wenig darüber aussagen, welche Fähigkeiten dafür nötig waren.
  • Stärken-Schwächen-Profil: Dabei sollte man Stärken hervorheben, die für den anvisierten Job notwendig sind, und Schwächen zeigen, die einen bei der künftigen Arbeit nicht behindern, sondern vielleicht sogar hilfreich sind. So steht etwa einem Buchhalter die vermeintliche Schwäche, nicht ruhen zu können, bis ein Fehler gefunden sei, nicht schlecht an. Dieses Argumentarium ist aber mit Vorsicht anzugehen: Eigenbild und Fremdbild stimmen oft nicht überein. Am besten fragt man vorgängig Bekannte, ob man mit dem Stärken-Schwächen-Profil richtig liegt.
  • Kurzes Resümee: Das bietet sich insbesondere dann an, wenn in Ihrem Lebenslauf der «rote Faden» einer Berufskarriere nicht einfach zu entdecken ist.
  • Zielsetzung: Wenn man den Einstieg ins Berufsleben noch vor sich hat oder seine Berufsrichtung ändern will, ist das die optimale Form der Argumentation.

Der erste Eindruck zählt

Resümee und Zielsetzung lassen sich gut kombinieren. Das könnte zum Beispiel so lauten: «Bei meiner künftigen Tätigkeit möchte ich meine Verkaufserfahrung und das neu erworbene Marketingwissen einbringen. Dies wäre bei den Aufgaben der Marketingassistenz in optimaler Weise möglich, zudem würde dabei mein Organisationstalent gefordert.» Ein solches Argument sticht ins Auge und zeigt mehrere Fähigkeiten auf einen Blick. Wichtig ist natürlich, dass es wirklich zur anvisierten Stelle passt. Deshalb muss das Argumentarium für jeden Job, für den man sich bewirbt, neu überprüft werden.

Um den Ersteindruck zu optimieren, lässt sich noch mehr aus dem Lebenslauf herausholen. So sollen bei der Auflistung der bisherigen Tätigkeiten und Ausbildungen nicht Zeitraum oder Firmen hervorgehoben werden, sondern die Art der Arbeit oder der Ausbildung. Wichtig ist, dass man eine Tätigkeit nicht nur als ‹Mitarbeit› deklariert, sondern sagt, was man bei diesen Tätigkeiten getan hat. Jeder bisherige Job sollte also einen Titel erhalten, beispielsweise «Produktmanager Haushaltgeräte». Will ein solcher zusätzlich Aufgaben und Leistungen herausstreichen, könnte das etwa so lauten: «Durch gezielte Unterstützung des Aussendienstes mit Produktinformationen konnte der Absatz markant erhöht werden.»

Foto muss professionell sein

So viel zum Geschriebenen. Doch was wird etwa beim Blättern in einer Zeitung zuerst betrachtet? Die Bilder, nicht der Text. So kann auch im Lebenslauf ein Porträt als zusätzlicher Blickfang oder als Sympathieträger dienen. Ein Muss ist das Foto allerdings nicht. Falls ein Bild verwendet wird, muss es eine professionelle Aufnahme sein. Der Gang zum Fotografen ist also unabdingbar.

Aufnahmen aus Automaten sind ebenso unbrauchbar wie Amateurfotos – etwa Bilder aus den Ferien oder gar von Festivitäten. Der erste Eindruck zählt. Und wenn der negativ ist, kann das Bewerbungsdossier vom Inhalt her perfekt sein, aber es stimmt dann nicht mehr.

Dieser Artikel erschient zuerst beim «Beobachter» unter dem Titel «Bewerbungen: In 15 Sekunden zum Erfolg».

Mehr zur Arbeitslosenentschädigung bei «Guider», dem digitalen Berater des «Beobachters».