Peter Vanham ist das, was man jung, mobil und ehrgeizig nennt. Der Belgier studierte an renommierten Eliteuniversitäten, arbeitete in Genf, Zürich und New York und ist momentan zuständig für die Medienarbeit des World Economic Forum in Davos. Eine Frage, die sich Vanham und andere Aufstiegswillige immer wieder stellen, lautet: Wie weit bringt mich meine Karriere? Habe ich vielleicht sogar das Zeug dazu, eine Spitzenposition in der Wirtschaft zu erreichen? Welche Opfer sollte ich auf der Karriere-Überholspur bringen?

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In diese Fragen mischt sich auch ein Schuss Selbstzweifel, wie Vanham erläutert. Er startete eine Karriere als Journalist, war für das US-Geschäft eines Rennradherstellers zuständig und arbeitet jetzt für das WEF unter anderem in New York. Er fragte sich: Wie geradlinig muss eine Karriere sein? Wann verliert man den Anschluss - und was raten eigentlich Menschen, die es geschafft haben?

Bulckes Regeln für den Erfolg

In seinem Erstlingswerk «Before I was CEO» hat Vanham die Antworten von internationalen Wirtschaftsführern auf seine Karrierefragen gesammelt. Vanham konnte die CEO von Nestlé, Heineken, IBM, Bain und Company und weiteren Firmen überzeugen, sich auf die Interviews über ihre Erfolgsrezepte einzulassen. Im Buch ordnet er die CEO-Interviews in einer Gliederung, die nicht sofort schlüssig ist. So teilt er die Gespräche in Überkapitel wie «Living the American Dream» oder «Break Free». Es hätte gereicht, wenn man die Einzelinterviews und die «Learnings» daraus aneinandergereiht hätte.

Vanham fasst seine Erkenntnisse aus den Einzelinterviews mit den Topführungskräften in folgenden Erkenntnissen zusammen: Erstens zeigt er an Beispielen wie dem CEO von Tupperware, Rick Goings, dass es nicht unbedingt nötig ist, eine Ivy-League-Universität zu besuchen, um aufzusteigen. Weiter empfiehlt er auf Grundlage seiner Gespräche, auf dem Weg an die Spitze nicht zu hetzen. So erzählt er unter anderem vom Beispiel des Nestlé-CEO Paul Bulcke, der lange Zeit seiner Karriere in Peru und Chile und damit weit weg vom Konzernsitz verbrachte.

Starke Beziehung zur Familie

Wenig überraschend, wenn auch erfolgsfördernd ist das, was Vanham unter dem Grundsatz «Leave Home» zusammenfasst. Neue Erfahrungen sammeln, am besten im Ausland, war für die interviewten CEO Standard. Von vielen oft unterschätzt, aber erfolgskritisch sei es, eine starke Beziehung zur eigenen Familie aufrechtzuerhalten. Wenn die private Situation unbefriedigend sei, werde auch die berufliche irgendwann darunter leiden. Wer schnell etwas erreichen wolle, dürfe sich erlauben, alleine seinen Weg zu gehen; wer es hingegen weit bringen wolle, wird das nur mit Unterstützung erreichen.

Empfohlen wird Vanham von den befragten Hochleistern auch, dass man nicht versuchen solle, ein CEO zu werden. Der CEO der Private-Equity-Firma Jacobs erklärt Vanham dazu: «Wenn du wie eine Rakete aufsteigst, wirst du wie ein Stein fallen.» Beförderungen solle man nur annehmen, wenn man sich bereit dafür fühle. Nestlé-CEO Bulcke erklärte Vanham: «Wenn Sie Ihr Ziel dreissig Jahre weit in die Zukunft legen, wie können Sie dann jemals Glück empfinden?» Vielmehr solle man sich auf heutige Aufgaben konzentrieren.

Meditation eines Ehrgeizigen

Vanhams Buch ist neben vielen weiteren Karrieretipps ein interessanter Einblick in das Bild, das junge Absolventen von Eliteuniversitäten von der Figur eines CEO haben. Für sie ist er eine beinahe übermenschliche Figur, in der sich alle Wünsche und Träume eines gelungenen Lebens bündeln.

«Before I was CEO» ist eine Meditation über das Streben nach Erfolg, die Selbstreflexion eines Karrieristen und in seinen offengelegten Selbstzweifeln und der teilweisen Dekonstruktion des «Übermenschen"» CEO ein lohnendes Buch für alle, denen Karriere etwas bedeutet.

*«Before I was CEO - Lessons on making it from the world's most successfull CEOs» von Peter Vanham ist im November 2016 bei Wiley erschienen, hat 260 Seiten und kostet auf Amazon 32 Franken.

Stefan Mair
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