René Benkos 23 Milliarden Euro (rund 22,2 Milliarden Franken) schweres Einzelhandels- und Immobilienimperium steht an der Schwelle zu einer Insolvenzwelle. Denn die Zweifel wachsen, dass die letzten Bemühungen um eine Notfinanzierung erfolgreich sein werden.

Die Signa-Gruppe des österreichischen Moguls, die aus zahlreichen Einheiten in verschiedenen Ländern besteht, könnte in den nächsten Wochen Dutzende von Insolvenzen anmelden, sofern nicht noch ein später Durchbruch gelingt, wie mit den Gesprächen vertraute Personen berichten.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Die Gruppe, die im Besitz von nur wenigen Aktionären ist und Anteile an hochkarätigen Immobilien wie dem New Yorker Chrysler-Gebäude, Luxuseinkaufszentren in Wien und der grössten deutschen Kaufhauskette besitzt, muss bis zu 600 Millionen Euro aufbringen, um den kurzfristigen Liquiditätsbedarf zu decken. Während die Zeit für eine Lösungsfindung ablaufe, würden die Gespräche durch die komplexe Struktur von Signa, die verschiedene Investoren und Gläubiger auf verschiedenen Ebenen umfasst, weiter erschwert, sagten die Personen, die mit Verweis auf interne Angelegenheiten nicht genannt werden wollten.

Insolvenzverwalter für Signa-Tochter eingesetzt

Als Zeichen der Liquiditätskrise hat Signa Real Estate Management Germany nach Angaben des Berliner Registergerichts einen Insolvenzantrag gestellt. Torsten Martini wurde zum vorläufigen Verwalter des Unternehmens ernannt, das eine hundertprozentige Tochtergesellschaft von Signa Prime ist, dem Miteigentümer von Selfridges in London und dem Berliner Kadewe-Kaufhaus.

Ein Sprecher von Signa reagierte nicht auf einen Anruf und eine E-Mail mit der Bitte um Stellungnahme.

Signa läuft Gefahr, zu einem der grössten Immobilienzusammenbrüche in Europa seit der globalen Finanzkrise zu werden. Gewerbliche Immobilien wurden durch steigende Zinssätze hart getroffen, wodurch mehr als ein Jahrzehnt steigender Bewertungen beendet wurde.

Signas Aufstieg und Fall

Was Benko von vielen anderen Immobilieninvestoren unterscheidet, ist die Tatsache, dass er auch in den letzten Jahren weiterhin hochkarätige Akquisitionen tätigte. Als die Bewertungen zu fallen begannen, wuchs das Misstrauen der Anleger, und die undurchsichtige Unternehmensstruktur von Signa machte das Unternehmen besonders anfällig.

In der Blütezeit seines Imperiums lockte Benkos Geschick bei der Abwicklung von Geschäften namhafte Investoren aus der europäischen Elite an, darunter den österreichischen Bau-Tycoon Hans Peter Haselsteiner, den deutschen Transportmagnaten Klaus-Michael Kühne und die französische Peugeot-Familie. Benkos Familientrust hält die Mehrheit der Anteile an der Gruppe.

Benko, der damit prahlte, ein Portfolio zu besitzen, das es mit dem britischen Königshaus und der katholischen Kirche aufnehmen kann, begann seine Karriere als Teenager mit dem Ausbau von Dachböden in Innsbruck. Im vergangenen Jahr brachten die Aktionäre fast 1 Milliarde Euro (0,96 Milliarden Franken) an frischem Kapital in die beiden grössten Einheiten ein, Signa Prime und Signa Development.

Doch diese Grosszügigkeit ist in Gefahr, da die Probleme zunehmen. Da einst treue Aktionäre – die im Falle einer Insolvenz am meisten zu verlieren hätten – zögern, sich zu beteiligen, sind andere Investoren an der Seitenlinie geblieben.

Fond ist für eine Finanzierung

Mubadala Investment, der saudi-arabische Public Investment Fund, Attestor Capital und Elliott Investment Management gehörten zu den Fonds, die in den letzten Wochen für eine Finanzierung angesprochen wurden, so die Personen. Elliott hatte Vorbehalte gegen die Schulden des Unternehmens, die komplexe Struktur und die Rolle von Benko, berichtet die «Financial Times» unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.

Zu den Inhabern einer 300-Millionen-Euro-Anleihe von Signa Development – dem einzigen öffentlich gehandelten Wertpapier des Konglomerats – gehört der Londoner Hedgefonds Arini. Der saudi-arabische PIF hat eine nachrangige Anleiheposition, die auf die Signa-Unternehmen verteilt ist.

Das grösste Engagement von Signa besteht gegenüber Banken in Form von Krediten, die zur Finanzierung von Akquisitionen und Bauarbeiten an Entwicklungsprojekten wie dem Hamburger Elbtower aufgenommen wurden. Diese Kredite sind häufig durch Immobilien besichert, was bedeutet, dass die Banken in der Lage sein könnten, Verluste auszugleichen.

Julius Bär überprüft Kreditgeschäft

Die Julius-Bär-Gruppe, einer der grössten Kreditgeber von Signa, sagte am Montag, dass sie ihr Geschäft mit Krediten für einige ihrer wohlhabendsten Kunden überprüfe, nachdem sie 606 Millionen Schweizer Franken an Krediten an eine einzige Gegenpartei vergeben hatte.

Die Bank nannte zwar nicht den Namen des Kunden – dessen Kredite jetzt umstrukturiert werden –, doch Bloomberg berichtete zuvor, dass es sich um Benkos Signa handelt und dass die Schweizer Aufsichtsbehörde Finma das Engagement überwacht.

Der Kreditgeber «hat Massnahmen ergriffen, um seine Interessen zu schützen und den Wert seiner Sicherheiten zu erhalten», sagte Bär am Montag.

(bloomberg/spi)