Die SVP-Fraktion ist der Empfehlung ihres Vorstandes gefolgt: Sie präsentiert der Bundesversammlung für die Wahlen vom 9. Dezember ein Dreierticket mit je einem Vertreter aus allen drei Sprachregionen, wie die Fraktion am Freitagabend bekannt gab. Thomas Aeschi (ZG) ist der offizielle Bundesratskandidat der SVP aus der Deutschschweiz. Die SVP-Fraktion hat ihn zusammen mit Guy Parmelin (VD) und Norman Gobbi (TI) für die Nachfolge von Eveline Widmer-Schlumpf nominiert.

Die SVP-Fraktion hatte jeden der neun Kandidaten während zehn Minuten angehört und sich anschliessend für Aeschi, Parmelin und Gobbi entschieden.

Aeschi als Favorit

Weil mit Didier Burkhalter und Alain Berset bereits zwei Vertreter aus der Westschweiz im Bundesrat sitzen, ist die Wahl eines weiteren Vertreters aus der Romandie zwar möglich, für einen grossen Teil des Parlaments aber wohl nicht zwingend. Parmelin hat also eher Aussenseiterchancen. Auch Gobbi, der in Bern keine Hausmacht hat und mit polarisierenden Positionen aufgefallen ist, wird nicht als Favorit gesehen.

Im Fokus der Aufmerksamkeit steht damit der Zuger Aeschi. Mit 36 Jahren ist er der jüngste der SVP-Bundesratskandidaten. Würde er gewählt, wäre er der viertjüngste Bundesrat aller Zeiten. Das Spezialgebiet des Unternehmensberaters ist die Finanzpolitik. Aeschi setzte sich gegen den Bündner Heinz Brand durch, der zunächst als Kronfavorit gehandelt worden war.

Ausbildung an der HSG

Aeschi ist jung, gut ausgebildet, strategisch denkend, alles andere als hemdsärmelig. Der Benjamin im Kandidatenfeld der SVP studierte an der Universität St. Gallen, schloss mit 23 Jahren die erste akademische Ausbildung ab, arbeitete zwei Jahre bei der Credit Suisse, startete im Anschluss an der renommierten Harvard University einen Masterstudiengang in «Public Administration» und arbeitet seither als Strategieberater, zunächst bei Booz & Company, später bei PricewaterhouseCoopers (PwC).

Auch politisch machte Aeschi schnell Karriere: Seit 2005 gehört er der SVP an. 2007 kandidierte er im Kanton Zürich auf der Liste der SVP International für den Nationalrat, allerdings vergeblich. 2009 wurde er Präsident der Ortspartei Baar. Ein Jahr später holte er einen Sitz im Kantonsrat, 2011 wurde er Vizepräsident der Zuger SVP, im gleichen Jahr schaffte er den Sprung in den Nationalrat, wo er der Kommission für Wirtschaft und Abgaben sowie der EFTA/EU-Parlamentsdelegation angehört.

EWR-Abstimmung als «Erweckung»

Seit März dieses Jahres ist Aeschi zudem Präsident der Zuger SVP, die wegen der Sex-Affäre um Markus Hürlimann und Jolanda Spiess-Hegglin unruhige Zeiten durchmachte. Aeschi hatte nicht zuletzt die Aufgabe, die Wogen in der Partei wieder zu glätten.

Der Unternehmensberater stammt aus dem kleinen Dorf Allenwinden am Zugerberg. Sein «politisches Erweckungserlebnis» war die EWR-Abstimmung im Jahr 1992. Damals war Aeschi gerade mal 13 Jahre alt. Er habe gespürt, dass es um eine ganz wichtige Frage gehe. Nämlich um die Unabhängigkeit und Zukunft unsere Landes, sagte er einmal in einem Interview.

(sda/ise)

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