So reich Donald Trump ist, so arm war seine Kampagne. Mit Trump hat bei den US-Wahlen nicht nur der Kandidat das Rennen gemacht, mit dessen Sieg niemand gerechnet hätte, sondern auch derjenige mit dem kleineren Wahlkampfbudget.

20 Jahre lang war das keiner Präsidentschaftshoffnung gelungen. Nun aber ausgerechnet dem Kandidaten, der liebend gern und oft betont, wie reich er ist und von sich selbst sagt: «The beauty of me is that I’m very rich». Ist die Niederlage von Hillary Clinton der Beweis dafür, dass sich Wahlen nicht kaufen lassen? Ist die Demokratie also der wahre Sieger dieser Wahl?

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Doppeltes Budget

Eine erste Zahl dämpft die Euphorie: 1,3 Milliarden Dollar hat das Rennen der beiden Kontrahenten ums Weisse Haus gekostet. Viel Geld für einen einzigen Wahlkampf. Ohne dieses lässt sich aber nichts ausrichten. Das zeigen auch die Budgets der drei Aussenseiterkandidaten Gary Johnson, Jill Stein und Evan McMullion, die mit total 17,3 Millionen Dollar ohne Chance blieben.

Deutlich erfolgreicher als die drei hat Hillary Clintons Truppe gesammelt. Fast 500 Millionen Dollar (492 Millionen Franken) hatte die demokratische Kandidatin zur Verfügung. Mit 248 Millionen Dollar nahm ihr republikanischer Rivale deutlich weniger ein, wie die Zusammenstellung der NGO Center for Responsive Politics zeigt. Immerhin, denn sein Team hat erst fünf Monate vor dem Wahltag richtig mit dem Fundraising losgelegt.

Kleinspender tragen gross bei

Mehr Erfolg hatte Trump bei den Kleinspendern (Beiträge unter 200 Dollar), die 27 Prozent seines Budgets beigetragen haben. In absoluten Zahlen trugen Kleingönner mehr zu seiner Kampagne bei als die grossen Geldgeber. Auch das ein seltener Erfolg, der weder Clinton 2016, noch Barack Obama oder Mitt Romney 2012 gelang.

Der grösste Einzelspender von Trump war er selbst. 66 Millionen Dollar kamen aus seinen Taschen, deutlich weniger aber als die angekündigten 100 Millionen Dollar. Clintons freigiebigster Einzelunterstützer war Donald Sussmann. Der Investor und Philanthrop machte rund 22 Millionen Dollar locker.

Gratistrumpf von Trump

Donald Trumps Geheimwaffe ist aber nicht sein Privatvermögen, sondern die unglaubliche – und kostenlose – Medienpräsenz, die ihm seine polternde Art eingebracht hat.

Die Datenanalysefirma mediaQuant berechnet den Wert der Berichterstattung über ihn mit 5 Milliarden Dollar. Sein Total aus unbezahlter Präsenz in Zeitungen, Zeitschriften und Social Media war damit über doppelt so hoch wie das seiner Gegnerin. Würde die Gratishilfe der Medien mit zum Budget zählen, wäre Trump auf einen Schlag der finanzstärkere Kandidat gewesen.

Effizienz auf allen Ebenen

Social Media war auch ein Fokus des Team Trump im Schlussspurt des Wahlkampfs. In den ersten Oktoberwochen haben die Kandidaten zwar ähnlich viel ausgegeben, allerdings für Unterschiedliches. Während Clinton bis zuletzt stark auf die traditionellen Medien setzte, gab Trump für diese in den ersten zwei Oktoberwochen 10 Millionen Dollar weniger aus. Die Differenz investierte er in Online-Werbung und Digitalberatung, so die Analyse von Bloomberg.

Ein schlankes Budget und kostenlose Medienpräsenz: Trumps Kampagne war äusserst effizient. Für jede Stimme hat er nach Berechnungen von Reuters unter 5 Dollar ausgegeben. Das ist etwa halb so viel wie Clinton. Am Ende zählt dann auch nicht, dass die Demokratin insgesamt mehr Stimmen geholt hat. Wo es zählt, hat Trump gewonnen: Er hat die meisten Wahlmänner auf sich vereint, und das noch für weniger Geld als seine Konkurrentin.

Geld gewinnt

Bei den Kongresswahlen folgte allerdings kaum jemand Trumps Beispiel. Zu Recht, wie sich zeigt: 94 Prozent der Senatsrennen und gar 96 Prozent aller Rennen um einen Sitz im Repräsentantenhaus gingen zugunsten der Kandidaten mit mehr Geld aus. Nur 20 Kandidaten siegten à la Trump – acht Demokraten und zwölf Republikaner.

Auch ein zweiter Schachzug des designierten Präsidenten lässt sich nicht verallgemeinern. Selbstfinanzierte Kandidaten gewannen kein Senatsrennen und im Repräsentantenhaus waren mit dieser Strategie auch nur sechs von 27 erfolgreich.

Trotz Trumps günstigem Erfolg gibt es wenig Anzeichen dafür, dass Geld seine Bedeutung im US-Wahlkampf verliert. Gegenüber Reuters zeigen sich Experten skeptisch, dass sich das Beispiel des Republikaners eins zu eins wiederholen lässt. Zu sehr konnte er auf Vorteile zählen, die anderen Kandidaten fehlen – allem voran seine streitbare Persönlichkeit.

Wie Amerikaner auf die Wahl von Donald Trump reagierten: