Alexei Nawalny gilt als Galionsfigur der russischen Opposition. Mit einer Haftstrafe von 30 Tagen stand er im Juni im Fokus der Öffentlichkeit, weil er laut einem russischen Gericht mehrfach gegen das Versammlungsrecht verstossen haben soll. Bereits im März war er zu 15 Tagen Haft verurteilt.

Wegen Unterschlagung wurde er zudem im Februar zu einer Haftstrafe von fünf Jahren zur Bewährung verurteilt. Dadurch habe er kein Recht, bei der Präsidentschaftswahl im nächsten Jahr anzutreten. Nawalny selbst hingegen behauptet, dass er nur verurteilt wurde, um ihm die Chance auf die Präsidentschaft zu nehmen.

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Crowdfunding per Bitcoin

Es ist diese Vorgeschichte, die man kennen muss, um noch besser zu verstehen, warum ein weiterer Schritt Nawalnys zur Besorgnis von Wladimir Putin beiträgt. Denn die Behörden in Russland scheinen es dem Herausforderer schwer machen zu wollen: Angeblich werden in Russland teilweise die Konten der Opposition gesperrt, weshalb es schwierig ist, Spenden zu erhalten.

Doch dafür hat Nawalny einen Ausweg gefunden. Er erhält Spenden via Bitcoins, womit er solche Sperren von Bankkonten umgehen kann. «Unsere Kampagne ist per Crowdfunding finanziert», sagt Leonid Volkov, ein Mitarbeiter von Alexei Nawalny dem Digital-Magazin t3n.de. Insgesamt seien umgerechnet 1,4 Millionen Franken auf diesem Weg zusammengekommen, davon rund 15 Prozent via Bitcoin. Eine Summe, die die Opposition selbst überrascht habe.

Paypal-Konto gesperrt

Volkov behauptet im Gespräch, dass auch ihr Bankkonto bereits zweimal gesperrt wurde – und auch ihr Paypal-Konto. «Nur bei Bitcoin hatten wir bisher ununterbrochen Zugriff auf das Geld», so der Mitarbeiter Nawalnys. Die Bitcoins würden sofort in Rubel getauscht, wodurch die Kampagne mit etwa 138 gespendeten Bitcoin rund 12 Millionen Rubel erhalten habe. Hätte die Opposition die digitalen Münzen noch nicht umgetauscht, wären sie heute fast das Doppelte wert.

Auf andere Kryptowährungen soll die Kampagne nicht ausgeweitet werden. Der Anteil von beispielsweise Ether wäre vermutlich noch kleiner als die 15 Prozent, die via Bitcoin gespendet werden. Dadurch sei ein Management einer weiteren digitalen Währung nicht lohnenswert, erklärt Volkov.

300'000 Unterschriften benötigt

Ein Problem ist allerdings der Zeitfaktor. Im Dezember dieses Jahres startet offiziell der Wahlkampf in Russland. Ab dem Zeitpunkt dürfen nur noch Gelder angenommen werden, bei denen bewiesen werden können, dass sie nicht aus dem Ausland kamen. Das sei für Bitcoin-Spenden unmöglich, so Volkov.

Und ob Nawalny überhaupt antreten darf ist ohnehin noch nicht klar. Zum einen wegen der Haftstrafe, zum anderen benötigt er 300'000 Unterschriften um zugelassen zu werden — allerdings nachweislich aus allen Regionen Russlands. Sollte er doch noch zugelassen werden, werden Nawalny dennoch nur minimale Chancen für einen tatsächlichen Wahlsieg eingeräumt.

Dieser Artikel erschien zuerst auf «Business Insider Deutschland» unter dem Titel «Die Krypto-Revolution: Warum ausgerechnet Bitcoins Putin gefährlich werden könnten».