Für den neuen Chef der Bank BSI, Roberto Isolani, liegen die Verfehlungen des Finanzinstituts bezüglich Risikomanagement und interner Kontrolle bereits drei bis vier Jahre zurück und «gehören irgendwie in die Vergangenheit», wie er in einem Interview sagte.

Sowohl die Finanzmarktaufsicht Finma wie die singapurische Finanzaufsichtsbehörde Monetary Authority of Singapore (MAS) hatten vor zwei Tagen drastische Massnahmen gegen die Tessiner Bank verfügt, die derzeit vom Konkurrenten EFG International übernommen wird.

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«Im wesentlichen hat die MAS gesagt, dass wir mit der Fusion mit EFG fortfahren sollen und am Ende des Prozesses unsere Banklizenz abgeben sollen, was eigentlich sowieso so vorgesehen war», erklärte Isolani in einem Interview mit der Zeitung «Corriere del Ticino».

Verstösse gegen Geldwäschereigesetz

Diese Aussagen kontrastieren mit den Feststellungen der Aufsichtsbehörden: Die MAS hatte am Dienstag angekündigt, der Bank wegen schwerer Verstösse gegen das Geldwäschereigesetz, mangelnder Aufsicht und Fehlverhalten von Bankmitarbeitenden die Lizenz zu entziehen. «BSI ist der schlimmste Fall mangelhafter Kontrolle und groben Fehlverhaltens, den wir im Singapurer Finanzsektor gesehen haben», hatte MAS-Chef Ravi Menon gesagt.

Die Finma hatte ihrerseits die Auflösung der BSI mit der Übernahme durch die EFG International verlangt: «Die BSI AG hat mit Geschäftsbeziehungen und Transaktionen im Umfeld der Korruptionsaffäre des malaysischen Staatsfonds 1MDB schwer gegen die Geldwäschereibestimmungen und die Gewährserfordernis verstossen», stellte die Finma fest.

Kein Einfluss auf BSI-Filiale

Laut den Aussagen des neuen BSI-Chefs, der den Posten von dem am Dienstag zurückgetretenen Stefano Coduri übernommen hat, haben die Verfügungen in Singapur aber «keinen unmittelbaren Einfluss» auf die Geschäfte der BSI-Filiale im Stadtstaat. Es werde deshalb «keine unmittelbaren Konsequenzen für das in der Tochtergesellschaft aktive Personal» geben.

Die MAS hatte am Dienstag ebenfalls mitgeteilt, der Singapurer Staatsanwaltschaft die Namen von sechs BSI-Mitarbeitenden für eine strafrechtliche Untersuchung übermittelt zu haben. Gegenüber der Nachrichtenagentur AWP war bei der BSI niemand für weitere Erläuterungen verfügbar.

Seit den der Bank vorgeworfenen Fällen seien bereits «sehr bedeutende Massnahmen ergriffen worden», sagte der neue Bankchef. So sei im vergangenen Sommer ein neuer Risikoverantwortlicher (CRO) und im Januar ein Verantwortlicher für juristische Aspekte (CLO) ernannt worden.

Keine Beweise

Es gebe zudem keine Beweise, dass heutige Geschäftsleitungs- oder Verwaltungsratsmitglieder in die Affäre involviert seien, sagte Isolani. Die Finma hatte auch verfügt, dass nach der Auflösung und Integration der BSI in die EFG International keine «Gewährsträger und leitenden Manager», die für die festgestellten Verfehlungen der Bank verantwortlich sind, in entsprechenden Positionen weiterbeschäftigt werden dürfen.

Zudem beharrte Isolani darauf, dass die Verwendung der Marke BSI weiterhin erlaubt bleibe und im Tessin und in Italien «einer der massgebenden Punkte unserer Strategie» darstelle. Die Bussen der Aufsichtsbehörden über insgesamt über 100 Mio. Fr. seien zudem vollständig von den Reserven für Bankrisiken abgedeckt und seien deshalb «ohne Einfluss auf die finanzielle Solidität des Instituts».

(sda/chb)