Der September wird die Kondition von Barcelonas Fussballstar Lionel Messi besonders testen. Nicht auf dem Fussballplatz, sondern vor den Richtern in der spanischen Kleinstadt Gavá. Am 17. September wird sich der argentinische Fussballstar gegen den Vorwurf der Staatsanwaltschaft verteidigen müssen, zwischen 2006 und 2009 mindestens 4,16 Millionen Euro illegal am Fiskus  vorbeigeschleust zu haben.

Der Fussballstar soll die Steuerhinterziehung begangen haben, indem er Firmengeflechte nutzte, um die Abgaben für Lizenzrechte illegal zu drücken. Es könnte für Messi noch dicker kommen: Ihm droht laut «El Mundo» eine Erweiterung der Steuerermittlung bis ins Jahr 2012.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

«Keinerlei Verhältnis bezüglich Steuerfragen»

Im Bericht des spanischen Staatsanwaltes über die Firmenkonstruktionen wird auch die Zuger Vitop Consulting mehrfach erwähnt. Sie gehört Treuhänder Albert Villiger. Gegenüber handelszeitung.ch bekräftigt er: «Wir stehen in keinerlei Auftrags- oder Vertrauensverhältnis bezüglich der Steuerfragen der Familie Messi.» Mit heiklen Engagements sammelte Villiger aber durchaus Erfahrung. Nicht immer gab es dabei nur positive Schlagzeilen.

Blick zurück in die Neunzigerjahre: Villiger war damals Verwaltungsrat der Firma Devco Trade in Baar ZG sowie Verwaltungsratspräsident der Atlas Interway in Zürich und der CAM Currency Asset Management AG. Er rührte bei Investoren kräftig die Werbetrommel für die Devco Trade. Vor versammelter Presse präsentierte er im noblen Zürcher Hotel «Schweizerhof» vis-à-vis vom Hauptbahnhof eine sagenhafte Rendite der Devco Trade von 48 Prozent pro Jahr.

Investoren verloren Millionen

Gegenüber handelszeitung.ch sagte Villiger heute: «Die Geschäftsbeziehungen haben wir vor mehr als 16 Jahren abgebrochen. Über Mandate und Mandanten, welche diese oder andere Gesellschaften betreffen, machen wir grundsätzlich keine Angaben.» Devco und Atlas waren «Partnerfirmen» des «Brokers» CF Creative Finance, hinter dem der Spanier Carlos Sevilleja steckte und der nach Erkenntnissen des Staatsanwaltes in diesem Firmengeflecht die Fäden zog.

Durch dieses Firmengeflecht verloren Investoren Einlagen in zweistelliger Millionenhöhe. Die Strafverfolgungsbehörden gingen von einem Schaden von mindestens 31,8 Millionen Franken allein durch die CF aus, was auch in einem rechtskräftigen Urteil des Bundesgerichts in Lausanne zum Fall nachzulesen ist. Den Kunden Sevillejas wurde vorgemacht, man würde ihr Geld in Devisengeschäften anlegen und so die hohen Renditen erwirtschaften. Doch nichts dergleichen geschah: Von den Zehntausenden von Geschäften, welche die CF den Kunden abgerechnet hatte, konnte kein einziges einer Bank oder einem Broker zugeordnet werden.

Dafür kassierten die Vermittlerfirmen wie die Devco Trade und weitere Kickbacks in Millionenhöhe, was man den Kunden tunlichst verschwieg, intern von Mitarbeitern aber brühwarm als «Abzocken» beim Namen genannt und auf Papier festgehalten wurde (siehe Link zum Urteil 6P.144/2005 des Bundesgerichts). Als die CF durch die Behörden stillgelegt wurde, zauberte man stattdessen die Atlas Interway als «Broker» aus dem Hut. So verloren nochmals Hunderte ihre Einlagen: Die Staatsanwaltschaft ging in ihrer Anklageschrift von einem Schaden von mindestens 23 Millionen Franken aus.

Fall beschäftigt Gerichte bis heute

Die Devco-Trade-Oberen und mit ihnen auch Villiger hielten ihre Verwaltungsrats-Sitzung in den Büros der Vitop Consulting ab - jene Vitop Consulting also, die auch im Fall Messi wieder auftaucht. Villiger: «Es gehört zu den Aufgaben eines Verwaltungsrates, Sitzungen zu organisieren und dafür geeignete Räumlichkeiten bei Bedarf bereit zu stellen.»

Der Fall Creative Finance ist bis heute nicht abgeschlossen. So versuchten sich die Beschuldigten mit allen Tricks in die Verjährung zu retten. Noch immer müssen Geschädigte vor Zuger Gerichten um jene verbliebenen Millionenbeträge prozessieren, die Sevilleja und Co. nicht mehr abzügeln konnten - entsprechende Akten liegen handelszeitung.ch vor. Villiger meinte zu diesen Wirren: «Ich halte fest, dass das uns betreffende Verfahren zu keinem Schuldspruch geführt hat und andere sistiert sind.»

Domizil für Mafia-Geldwäscher

Nach dieser Episode hatte Villiger schon wieder Pech in der Auswahl seiner Kunden. So gewährte er der PP Finanz Service von Salvatore Paulangelo ein Domizil. Der Italiener war Sevilleja und seiner Creative-Finance-Gruppe bestens bekannt - und er schaute ab: 2003 flog er als Millionenbetrüger auf, der mit der gleichen Masche Investoren um ihr Geld brachte. Diesmal war der Schaden noch grösser - die Staatsanwaltschaft geht von 80 Millionen Franken aus, wie der Anklageschrift zu entnehmen ist, die handelszeitung.ch vorliegt.

Doch Paulangelos Aktivitäten waren auch ein Fall für die italienische Antimafia-Behörde und beschäftigt die Schweizer Justiz bis heute. Seine PP Finanz und weitere dazugehörige Firmen waren eine Geldwaschanlage für einen Clan der kalabrischen 'Ndrangheta, zeigen Akten, die der Redaktion vorliegen. Gegenüber der Presse meinte Villiger damals, er sei von Paulangelo hintergangen worden. Gegenüber handelszeitung.ch sagt Villiger: «Die Geschäftsbeziehungen mit der PP Finanz haben wir ebenso vor mehr als 16 Jahren abgebrochen. Wir weisen jeden allfälligen Vorwurf von uns, dass wir mit Exponenten der Mafia in Kontakt gestanden sind oder in Kontakt stehen.»

Villiger: «Grundsätzlich möchten wir betonen, dass die Tätigkeit der Vitop AG und der Ihr verbundenen Personen und Mandatsträger sich immer im Rahmen der Gesetze bewegt.»