Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) hat die Cembra Money Bank wegen der Zusammenarbeit mit einem ehemaligen Kreditvermittler gerügt. Das Institut habe die aufsichtsrechtliche Bestimmungen hinsichtlich Kontrolle und Organisation signifikant verletzt.

Auslöser des Verfahrens der Finma war der Fall eines Kreditvermittlers, der jahrelang für die Zürcher Niederlassung der Bank tätig war. Das auf Konsumkredite und Fahrzeugfinanzierungen spezialisierte Institut soll ihn mit Zehntausenden von Kundendaten aus dem Zentralen Kleinkreditregister (ZEK) versorgt haben, wie die «Neue Zürcher Zeitung» Anfang Mai publik machte.

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Die Finma bestätigte an Heiligabend auf Anfrage, die Cembra Money Bank habe zwischen 2002 und April 2011 einem Kreditvermittler in grossem Ausmass Kundendaten ohne Einwilligung der Kunden weitergegeben. Damit habe die Bank systematisch gegen interne Regeln verstossen. Das interne Kontrollsystem sei ungenügend gewesen, zudem sei Warnhinweisen nicht mit der nötigen Sorgfalt nachgegangen worden.

ZEK abgegrast

Die SRF-Sendung «Rundschau» zeigte Ende Mai, wie die Finma Kundendaten bei der Aliu Finanz GmbH abtransportieren liess. Der Kreditvermittler Lulzim Aliu sagte in dem Bericht, er übergebe der Finma gerade 250'000 Kundendaten. Er war demnach eine Zeit lang der grösste Kleinkreditvermittler der Schweiz.

Laut den Berichten erhielt der Mazedonier albanischer Herkunft von der Cembra Money Bank respektive deren Vorgängerin GE Money Bank während Jahren ZEK-Daten vor allem über Kleinkreditkunden mit albanisch klingenden Namen. Aliu sollte damit neue Geschäfte generieren und Konkurrenten Kunden abwerben.

Sensible Daten

In dieser Datenbank aller Schweizer Kreditbanken finden sich sensible Angaben wie bestehende Kleinkredite, Zahlungsmoral oder Lohneinkommen.

Die vormalige GE Money Bank hat die Zusammenarbeit mit dem Kreditvermittler nach eigenen Angaben 2011 beendet. Daraufhin machte Aliu in einem Zivilprozess gegenüber der Bank entgangene Provisionen geltend. Das Urteil steht noch aus. Offen ist, ob auch noch ein strafrechtliches Verfahren wegen möglicher Verletzung des Bankgeheimnisses eröffnet wird.

Keine Busse

In dem aufsichtsrechtlichen Verfahren der Finma setzt es für die Cembra Money Bank keine Busse ab: Die Finma schätze die eingeleiteten Massnahmen zu Organisation und Prozessen, aber auch die getroffenen Personalentscheidungen als ausreichend und genügend ein, teilte die Bank an Heiligabend mit. Die Prüfstelle der Bank werde diese Massnahmen regelmässig auf ihre Wirksamkeit überprüfen.

Die Massnahmen seien im Anschluss an eine eigene Untersuchung 2011 und später während der Finma-Untersuchung dieses Jahr eingeleitet und umgesetzt worden, hiess es. Wie ein Sprecher erläuterte, wurden etwa die Rechtsabteilung mit der Abteilung für die Überwachung der Regeltreue (Compliance) zusammengelegt. Ausserdem sei der Mann, der für das Filialgeschäft zuständig war, pensioniert und ersetzt worden.

Cembra Money Bank muss Verfahrenskosten berappen

Die Finma bestätigte auf Anfrage, dass die Massnahmen der Bank aus heutiger Sicht zielgerichtet und geeignet seien, um organisatorische Mängel zu beheben. Cembra habe die Weitergabe von Kundendaten bereits im Frühjahr 2011 eingestellt und die problematische Geschäftsbeziehung mit dem Kreditvermittler beendet.

Die Cembra Money Bank muss allerdings die Kosten für das Finma-Verfahren tragen. Zusammen mit den eigenen Aufwendungen für diese Untersuchung ergeben sich gesamthaft Kosten von rund 1,5 Millionen Franken, wie die Bank erklärte. Dieser Betrag sei durch die im Juni 2014 vorgenommenen Rückstellungen von 3 Millionen Franken vollständig abgedeckt. Die Bank bestätigte sogleich ihre Gewinnprognose für 2014.

(sda/ise)