Ein Investment in Fussball-aktien ist wie ein Goalie-Goal in einem Fussballspiel: Es gelingt nur sehr selten, dagegen ist die Chance gross, dass der Ball respektive die Anlage verloren geht. «Fussball-Aktien gehorchen nicht den normalen betriebswirtschaftlichen Gesetzen und hängen immer auch von den Resultaten auf dem Rasen ab», erklärt Klaus Kränzle, Investmentanalyst von GSC Research in Deutschland.



Beispielhaft dafür ist der Kursverlauf der Papiere von Olympique Lyonnais (OL Groupe), die erst Anfang Februar 2007, als erster französischer Fussballverein, zu einem Preis von 24 Euro an die Euronext in Paris gekommen sind. Einen Monat später, nach dem Champions-League-Aus, sackten die Titel um über 10% ab und werden heute bei 20.30 Euro gehandelt - Tendenz sinkend. Gar nahezu einen Totalverlust mussten die Aktionäre von Lazio Rom hinnehmen, nachdem «Calcio-Gate» aufgedeckt wurde und der Verein wegen gewalttätigen Fans in die Schlagzeilen geraten ist.

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Ausnahmen in England



Doch es gibt, zumeist in England, auch erfreuliche Ausnahmen. Dort haben, neben dem sportlichen Erfolg und steigenden TV-Geldern, vor allem Übernahmefantasien zu Kursgewinnen

geführt. Innerhalb eines Jahres legte der Kick-Bloomberg-Football-Index, der die Aktien von zwölf englischen Fussballklubs abbildet, um über 16% zu. Nachdem amerikanische Investoren die Traditionsvereine Manchester United sowie Anfang des Jahres Liverpool gekauft haben, sind die Kurse von Teams wie Arsenal und Tottenham in die Höhe geschossen. «Die Titel dieser renommierten Klubs profitieren davon, dass reiche Investoren den Fussball als Hobby entdeckt haben», ist Kränzle überzeugt.

In der Schweiz ist mit Fussballpapieren dagegen kein Geld zu verdienen. «Ich kenne hierzulande keine Sportaktie, die ich aus wirtschaftlicher Sicht zur Anlage empfehlen würde», sagt Effektenhändler Fritz Ruprecht von HelveticStar. Er ist im Besitz von verschiedenen Aktien von Schweizer Sportvereinen, die er interessierten Personen als Liebhabertitel gewinnbringend verkauft. Als Aktieninhaber ist er dagegen weder in den Genuss einer Ausschüttung noch einer Naturaldividende gekommen. Und auch an steigenden Aktienkursen konnte er sich bisher nicht erfreuen, zumal ein Handel mit Sportaktien in der Schweiz praktisch inexistent ist. «Einzig von der ZLE, der Betriebsgesellschaft der ZSC Lions, werden bei der Zürcher Kantonalbank Briefkurse gestellt», so Ruprecht.

Kapitalerhöhung beim FCZ



Wenn auch nicht aus wirtschaftlichen Überlegungen, so besteht in der Schweiz trotzdem ein hohes Interesse an Fussballaktien. Dies spürt zurzeit der FC Zürich, der seit Anfang April eine Kapital-erhöhung durchführt, die dem Schweizer Meister maximal 3,75 Mio Fr. einbringen soll. «Neben den bisherigen Hauptinvestoren konnten wir sehr viele Neuaktionäre gewinnen», gibt der Präsident des Stadtklubs, Ancillo Canepa, Auskunft. Dabei handelt es sich, wie bei vergleichbaren Aktionen anderer Schweizer Sportklubs, vornehmlich um Fans und dem Verein nahe stehende Personen. «Solange ein Verein nicht Konkurs geht, ist für diese Gruppierungen der sportliche Erfolg das Mass aller Dinge», erklärt Kränzle das Phänomen einer Fan-Aktie. Wichtiger als eine regelmässige Ausschüttung ist bei einer solchen Liebhaberaktie deshalb auch die Gestaltung der physischen Papiere. Dies hat auch der FCZ erkannt. «Die Chance, dass ein Aktionär jemals eine Dividende erwarten kann, ist sehr gering», so Canepa. Optisch sollen die Aktien des Meisters jedoch so gestaltet werden, «dass der Käufer die Papiere einrahmen kann und an ihnen Freude hat».

Während Investoren mit Fussballaktien kaum Geld verdienen, erreichten sie mit Titeln von Sportartikelherstellern, unter anderem wegen des Fussballs, eine durchaus erfreuliche Performance.



Insbesondere seit Anfang 2007 legten die Papiere der führenden Sportausrüster Nike, Adidas und Puma im Zuge von Übernahmespekulationen und Positionskämpfen innerhalb der Branche nochmals deutlich zu. Der Aktienkurs des grössten Sportartikelherstellers Nike stieg dabei um knapp 10% auf 54.40 Dollar. Gleichzeitig verbesserten sich die Titel von Puma um gut 15% auf 339.90 Euro, während die Aktien des führenden europäischen Anbieters Adidas um 17,3% auf 44 Euro zulegten.

Ausschlaggebend für den Kurssprung bei Puma war das Übernahmeangebot des französischen Luxus- und Retailkonzerns PPR. Das Unternehmen mit Luxusmarken wie Gucci im Portfolio hat sich einen Anteil von 27,1% an der Gesellschaft gesichert und bietet einen Preis von 330 Euro pro Puma-Aktie. Hoffnungen der Marktteilnehmer, dass eine Gegenofferte für den Sportartikelhersteller eingehen wird, haben sich bisher nicht erfüllt. Das Übernahmeangebot liegt rund 20% über dem Durchschnittskurs des vergange-nen Jahres.

Fraglich ist, inwieweit sich bedeutsame Synergien zwischen den beiden Unternehmen finden lassen. Für die Analysten von JP Morgan ist dies denn auch ein Grund, weshalb sie die Titel mittlerweile mit «neutral» einstufen. Die Experten von BNP Paribas und der Zürcher Kantonalbank halten die Aktien dagegen, aufgrund der im Branchenvergleich tiefen Bewertung, weiterhin für einen Kauf.

Im Zuge der Puma-Übernahme ist auch Adidas in den Fokus der Investoren geraten. Die Firma aus Herzogenaurach erreichte 2006 zwar eine Umsatz- und Gewinnsteigerung, konnte damit die Analystenerwartungen jedoch nicht erfüllen. Sofern die Probleme mit Reebock gelöst werden können und sich, durch einen möglichen Wegfall von Puma von der Börse, die Investments auf Adidas konzentrieren, könnten die Titel noch leichtes Potenzial haben.