Erst verspätet sich die Erstauslieferung des neuen Grossraumjets A350, dann spricht der Vorstand beim Investorentag in London vom möglichen Ende für den weltgrössten Passagierjet A380. Weil im übernächsten Jahr auch noch der Gewinn des Konzerns stagnieren soll, reagierten Aktionäre panisch und verkauften ihre Anteile. Die Airbus-Aktie ging am Mittwochabend nach einem Absturz um mehr als elf Prozent mit minus zehn Prozent aus dem Handel und war Schlusslicht im deutschen MDax und im französischen Index CAC 40.

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Für Ernüchterung sorgte A350-Erstkunde Qatar Airways. Eigentlich sollte die Fluggesellschaft aus dem arabischen Emirat Katar die erste A350 an diesem Samstag in Empfang nehmen. Doch nun teilte die Airline mit, dass die Übergabe bis auf Weiteres verschoben sei. Die Zeremonie fällt aus - zunächst ohne Begründung.

Airbus-Chef Enders trat am Nachmittag der Befürchtung grösserer Probleme entgegen. «Die A350 ist bereit für die Auslieferung», sagte er. Er sei zuversichtlich, dass die Übergabe bald erfolge. Airbus hatte sich für die Erstauslieferung seit langem einen Termin vor Ende 2014 gesetzt. Ab Ende des Jahrzehnts will der Flugzeugbauer mit der A350 Geld verdienen.

Durststrecke 2016

Auf dem Weg zu immer mehr Gewinn steht Airbus im übernächsten Jahr allerdings eine Durststrecke bevor. Das um Einmaleffekte bereinigte operative Ergebnis werde 2016 stagnieren und erst 2017 wieder steigen, kündigte Finanzchef Harald Wilhelm an. Gründe dafür seien der Aufbau der A350-Produktion und eine Produktionslücke bei dem 20 Jahre alten, etwas kleineren Langstreckenmodell A330.

Dessen modernisierte Version soll unter dem Namen A330neo erst Ende 2017 fertig werden. «Wir müssen drei Jahre in der Produktion überbrücken, bis die A330neo erstmals ausgeliefert wird», sagte Enders. Die A330-Fertigung müsse Airbus zwischenzeitlich herunterfahren. Dies werde sich negativ auf Umsatz und Gewinn auswirken. Ein Händler an der Börse zeigte sich enttäuscht: Bislang hätten Analysten für 2016 eine Gewinnsteigerung um zehn Prozent erwartet.

Modernisieren oder einstellen

Derweil lassen die ausbleibenden Neubestellungen für den weltgrössten Passagierjet A380 den Vorstand über einen drastrischen Schritt nachdenken. Der Konzern werde den Flugzeugtyp ab dem Jahr 2018 entweder mit sparsameren Triebwerken ausrüsten oder die Produktion einstellen, sagte Finanzchef Wilhelm. Eine Modernisierung hatte A380-Grosskunde Emirates gefordert. Die Gesellschaft hat mit 140 Jets mehr als 40 Prozent aller A380 bestellt. Enders stellte klar, dass sich eine Modernisierung der A380 für Airbus rechnen müsse. Der Vorstand werde «nicht zulassen, dass das unseren Gewinn belastet».

Der Flugzeugbauer wirbt seit Jahren um neue Kunden für den doppelstöckigen Jet, den er im Jahr 2007 erstmals ausgeliefert hatte. Bis heute hat Airbus Bestellungen für 318 Exemplare der A380 bekommen. Das ist nur gut ein Viertel des Bedarfs, den der Hersteller bei der Entwicklung erwartet hatte. Seit Januar hat lediglich ein Flugzeugfinanzierer 20 Exemplare bestellt. Airbus muss aber jährlich etwa 30 Maschinen ausliefern, damit sich die Produktion rechnet. Ohnehin hat Airbus mit der A380 noch nie Geld verdient: Erst ab dem kommenden Jahr soll das Modell erstmals etwas Gewinn abwerfen, doch ab 2018 drohen die Bestellungen auszugehen.

Auch Boeing leidet

Die A380, die in der typischen Drei-Klassen-Version Platz für 525 Passagiere bietet, rechnet sich für Fluggesellschaften nur auf Strecken, auf denen auch eine entsprechend grosse Nachfrage besteht. Auch Erzrivale Boeing musste wegen der dürftigen Auftragslage für sein Flaggschiff, den runderneuerten Jumbo-Jet 747-8, die Produktion zurückfahren.

(awp/ise)