Der weltgrösste Computerhersteller Lenovo plant einen grundlegenden Umbau seines Geschäftes. «Der Smartphone-Umsatz wird früher oder später grösser sein als der Umsatz mit Computern», sagte Lenovo-Chef Yang Yuanqing im Gespräch mit der «Welt am Sonntag». Derzeit macht Lenovo weniger als ein Fünftel seines Umsatzes mit der Mobilsparte.

«Unser Ziel ist es tatsächlich, in zwei bis drei Jahren zu den drei grössten Smartphone-Herstellern der Welt zu gehören», sagte Yang. Man sei im Smartphone-Markt erst relevant, wenn man einen zweistelligen Marktanteil habe: «Dahin müssen wir kommen.» Lenovo ist derzeit weit abgeschlagen und noch nicht einmal unter den fünf grössten Smartphone-Herstellern. Angeführt wird diese Liste von Apple und Samsung.

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Turnaround bis Ende 2017

Vor drei Jahren hatte Lenovo das Motorola-Smartphone-Geschäft von Google übernommen, schreibt dort jedoch immer noch Verluste. Im Gespräch mit der «Welt am Sonntag» zeigte sich der Lenovo-Chef aber für das Smartphone-Geschäft zuversichtlich. «Wir wollen den Turnaround bis Jahresende geschafft haben, um dann weiter profitabel zu wachsen», sagte er. Spekulationen über eine Auslagerung oder einen Verkauf der Sparte wies er zurück. «Das Smartphone-Geschäft und Motorola werden zu unserem Kerngeschäft gehören.»

Angreifen will der Lenovo-Chef die Konkurrenten Apple und Samsung mit innovativeren Geräten. Er nannte das Moto Z als Beispiel. Das Smartphone ist eine Art Plattform, an die weitere Funktionen mit sogenannten Mods hinzugefügt werden können. Beispiele dafür sind ein Lautsprecher oder ein kleiner Projektor, die mit einem Magnetsystem an die Rückseite des Smartphones angeheftet werden. «Zum anderen sind wir effizienter als Apple und Samsung», sagte Yang. «So können wir bessere Geräte zu günstigeren Preisen anbieten als unsere Konkurrenten.»

«Wir sind nicht gierig»

Lenovo brauche nicht die hohen Gewinnmargen der führenden Smartphone-Hersteller, da der Konzern niedrigere Margen aus dem Computergeschäft gewohnt sei: «Wir sind nicht gierig.» Obwohl der Computermarkt nicht mehr wächst, sieht Yang hier noch Dynamik. «Unsere Geräte bekommen künftig eine fest eingebaute eSIM, mit der Nutzer immer über Mobilfunk mit dem Internet verbunden sind», sagte er.

Das werde das Geschäftsmodell der Industrie komplett verändern. Lenovo sei dann in der Lage, nicht nur mit den mobilen Internetverbindungen, sondern auch mit Diensten und Inhalten aus der Cloud Geld zu verdienen. «Wir werden hier einer der führenden Anbieter werden.»

Dieser Artikel erschien zuerst in unserer Schwesterpublikation «Die Welt» unter dem Titel «Apple bekommt neuen Konkurrenten aus China».