Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat auf Palmölplantagen der Firma Wilmar in Indonesien zahlreiche Formen der Ausbeutung festgestellt. So soll es dort Kinder- und Zwangsarbeit geben, von der auch neun multinationale Nahrungsmittelkonzerne profitieren sollen.

Diese Konzerne sind Nestlé, Colgate-Palmolive, Kellog's, Unilever, Procter & Gamble, AFAMSA, ADM, Reckitt Benckiser und Elevance, wie Amnesty International in einer Mitteilung vom Mittwoch schreibt.

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Arbeiter berichten über hochgiftige Chemikalien

Das von Wilmar produzierte Palmöl kann sich laut der Menschenrechtsorganisation unter anderem in Produkten wie Magnum-Eis, Colgate-Zahnpaste, Dove-Kosmetika, Knorr-Suppen, Kitkat-Riegeln, Pantene-Shampoo und Ariel-Waschmitteln befinden.

Beim Palmöl-Bericht stützt sich das Hilfswerk auf Interviews mit 120 Angestellten von Plantagen in Indonesien, die von fünf Tochterfirmen und Zulieferern des Palmölproduzenten Wilmar betrieben werden. Die Auswertung der Interviews habe zahlreiche Formen der Ausbeutung aufgedeckt, schreibt Amnesty International.

So würden die Arbeiterinnen und Arbeiter in diesen Plantagen nicht nur zur Leistung von Überstunden gezwungen, sondern es gebe verbreitet auch Kinderarbeit. Zudem seien die Beschäftigten bei der Arbeit hochgiftigen Chemikalien ausgesetzt.

Fehlender Einsatz

Bei den Missständen handelt es sich gemäss Amnesty International nicht um Einzelfälle. «sondern um systematische und vorhersehbare Folgen der Geschäftspolitik von Wilmar.» Die Nahrungsmittelkonzerne werden kritisiert, weil sie bei ihrem Lieferanten Wilmar nicht konsequent die Beseitigung dieser Missstände gefordert haben sollen.

«Es läuft schief, wenn neun Firmen mit einem Gesamtumsatz von 325 Milliarden Dollar im Jahr 2015 unfähig sind, etwas gegen die grauenhafte Behandlung von Arbeiterinnen und Arbeiter zu tun», lässt sich Amnesty-Forschungsleiterin Meghan Abraham in der Mitteilung zitieren.

Schweizer Konzern will Vorwürfe abklären

Die kritisierten Unternehmen weisen in ihren von Amnesty angeforderten Stellungnahmen die Vorwürfe zurück. So schreibt zum Beispiel Colgate, dass sich das Unternehmen schon lange für faire Arbeitsbedingungen und Nachhaltigkeit in der Palmölproduktion einsetze. Nestlé erklärt, dass der Konzern die Vorwürfe zusammen mit den Lieferanten abklären wolle.

Zugleich legen die Konzerne auch offen, dass sie nicht durchgängig wissen, woher ihr beschafftes Palmöl stammt und ob die Hersteller sich auch tatsächlich an die Standards halten. So schreibt Nestlé, dass das Unternehmen zwar bei 83 Prozent des beschafften Palmöls weiss, wo es verarbeitet worden ist. Doch erst 47 Prozent dieses Palmöls erfüllt Nestlés Richtlinien für die verantwortungsvolle Beschaffung.

Kritik an Zertifikaten

Bei der Abklärung der Herkunft und der Einhaltung der Standards arbeitet Nestlé gemäss eigenen Angaben seit sechs Jahren mit Zertifizierungsstellen wie «The Forest Trust» (TFT) zusammen. Das Unternehmen werde sich auch weiterhin für Branchenlösungen einsetzen und bleibe Mitglied der Zertifizerungsstelle «Der runde Tisch für nachhaltiges Palmöl» (RSPO). RSPO prüft, ob sich Palmölproduzenten an von der Organisation festgelegte soziale und ökologische Standards halten.

Amnesty jedoch beurteilt das Engagement der Konzerne und die Tätigkeit von RSPO als ungenügend. So habe RSPO trotz der Missstände drei der fünf untersuchten Palmölproduzenten zertifiziert, ihnen also die Einhaltung sozialer und ökologischer Mindeststandards attestiert. Ebenfalls habe keiner der Konzerne ein Beispiel nennen können, bei dem gegen die Verletzung der Arbeitsrechte tatsächlich vorgegangen worden wäre.

(sda/jfr/gku)