Kaum auf dem Markt und schon geschluckt: Unmittelbar nach der US-Marktzulassung der Lustpille für die Frau wird deren Hersteller vom kanadischen Pharmakonzern Valeant übernommen.

Die Kanadier zahlen für Sprout Pharmaceuticals mit 34 Mitarbeitern rund eine Milliarde Dollar in bar, wie sie am Donnerstag mitteilten. Der Betrag kann noch ansteigen, wenn bestimmte Erfolgsschritte, sogenannte Meilensteine, erreicht werden. Der Abschluss des Deals wird im dritten Quartal erwartet. Das «Wall Street Journal» hatte über die bevorstehende Transaktion bereits online berichtet.

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FDA gab grünes Licht

Die Arzneibehörde FDA in Washington hatte zum ersten Mal ein luststeigerndes Präparat für Frauen als Medikament zugelassen. Die Food and Drug Administration genehmigte am Dienstag (Ortszeit) das Mittel Flibanserin, das unter dem Namen Addyi auf den Markt kommen soll.

Die rosa Pille soll die sexuelle Lust von Frauen wecken. Eine körperliche Stimulanz ist sie nicht. Ob und wann das Präparat in die Schweiz kommt, ist noch ungewiss. In den USA will Valeant das Produkt im Laufe des vierten Quartals in den Verkauf bringen.

Deutscher Hersteller leistete Vorarbeit

Flibanserin wurde vom deutschen Hersteller Boehringer Ingelheim entwickelt - als Mittel gegen Depressionen. Die luststeigernde Wirkung wurde erst später bekannt.

Nach einem negativen FDA-Bericht gaben die Rheinland-Pfälzer das Projekt 2010 auf. Sprout Pharmaceuticals aus Raleigh im Bundesstaat North Carolina übernahm die Forschung, scheiterte aber 2013 ebenfalls zunächst an der US-Behörde.

Kontroverses Produkt

Daraufhin gab es heftige Kontroversen zwischen Frauenrechtsgruppen. Die einen warfen der FDA Sexismus vor, weil sie Viagra zugelassen habe, nicht aber Flibanserin. Andere behaupteten, das Unternehmen missbrauche die Aktivistinnen, um ein noch nicht als sicher bewiesenes Präparat durchzudrücken.

Die Entwicklung der Märkte in Indien und Bangladesch sei erfreulich ausgefallen, wogegen die hohen Vorjahresumsätze in der Türkei und in den südostasiatischen Ländern nicht wiederholt werden konnten. Auch China habe eine anhaltend unterdurchschnittliche Investitionstätigkeit verzeichnet.

Für das zweite Halbjahr sei «ein Geschäftsverlauf mindestens auf Höhe der ersten sechs Monate» zu erwarten. Die eingeleiteten Massnahmen zur Kompensation des negativen Effekts durch die Frankenaufwertung würden sich im zweiten Semester «vollumfänglich materialisieren». Zudem würden Umsatz und Ergebnis aller Akquisitionen voll wirksam.

(awp/mbü/ama)