Der Online-Broker Saxo Bank geht durch turbulente Zeiten. Von einer «brennenden Hütte im Zürcher Nobelvorort Zollikon» berichtete der Finanz-Blog «Inside Paradeplatz» am Dienstag mit Verweis auf bankinterne Quellen. Die Eigentümer aus Dänemark seien «wie Horden aus dem Norden» eingeflogen und hätten das Management abgesägt.

Schweiz-CEO Antonio Ferrante wurde am Montag abgesetzt, wie die Bank mittlerweile selber bestätigt hat.

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Gegenüber der «Handelszeitung» nimmt nun Saxo-Finanzchef Steeen Blaafalk Stellung. Er bestätigt: Man habe sich von Mitgliedern des Top Management getrennt – unter anderem wegen der neuen Unternehmensstrategie der Bank.

Langfristig orientierte Investoren statt nur Daytrader

Die Neuausrichtung habe mehrere Dimensionen: Zum einen wolle man vermehrt mit institutionellen Kunden wie anderen Banken zusammen arbeiten, sagt Blaafalk. Andererseits wolle man neben dem kurzfristig orientierten Börsenhandel mit Daytradern das langfristige Investieren ausbauen. «Vom Sparkonto bis zu Angeboten für vermögende Kunden.»

Blaafalk lobt die Arbeit des abgesetzten CEO Ferrante. Er habe seine Stelle kurz vor der Aufhebung der Euro-Franken-Untergrenze angetreten. «Das war eine harte Zeit für die Bank», so Blaafalk. Aufgrund nicht mehr gedeckter Devisen-Kredite musste Saxo weltweit 100 Millionen Franken für Kreditausfälle zurück stellen. Ferrante habe in dieser Zeit loyal zur Bank gestanden und sei von grossem Wert gewesen.

«Manchmal braucht es da andere Leute»

Im Gespräch wird jedoch auch klar, dass die Konzernleitung in Ferrante nicht den richtigen sah, um ihre neue Strategie umzusetzen. «Manchmal braucht es da andere Leute», sagt Blaafalk.

Für Unruhe sorgte ein drittes Element der Neuausrichtung. Man habe ab 2012 auf eine Expansion in neue Märkte gesetzt und diesen Tochtergesellschaften viel Freiheit gelassen, sagt Blaafalk. Das gelte auch für die Schweiz, wo Saxo Bank bereits 2009 über den Kauf der damaligen Synthesis Bank in den Markt eingestiegen war.

Funktionen werden international zulsammen gelegt

Inzwischen hat die dänische Muttergesellschaft die Zügel jedoch angezogen. «Wir sind in 23 Ländern unterwegs, haben 12 Broker- und 4 Banklinzenzen. Mit so einem komplexen Setup ist es umso wichtiger sich global einheitlich aufzustellen.»

Nun werden Funktionen weltweit zusammengelegt, etwa im Marketing oder der Compliance. Die einzelnen Banken verlieren an Einfluss. «Es ist klar, dass das nicht allen gefällt», so Blaafalk.

Im Vertrieb müsse man noch an Schlagkraft zulegen, sagt Blaafalk. Ansonsten hält er die Bank nun für gut aufgestellt. Dass die Bank – wie kolportiert – über zu geringe Ressourcen verfüge, will er nicht gelten lassen. Allerdings seien gewisse Funktionen konzernintern ausgelagert worden. Derzeit beschäftige Saxo Bank in der Schweiz 55 Mitarbeiter.

Michael Heim Handelszeitung
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