Erst vor wenigen Monaten kaufte Techriese Microsoft die Handysparte von Nokia für 5,4 Milliarden Euro. Dem finnischen Unternehmen bleibt unter anderem der hauseigenene Kartendienst «Here» einem vielversprechende Unternehmensteil. Die Nokia-Karten – früher auch unter den Namen Smart2Go und Ovi Maps bekannt – nutzen nach Angaben des Unternehmens eine Milliarde Menschen auf ihren mobilen Geräten.

Es ist eine rentable Marktnische. Nach Angaben der «New York Times» greifen über 80 Prozent der eingebauten Fahrzeugnavigationslösungen auf das Kartenmaterial von Nokia zurück. Die Geodaten finden in Navigationssystemen von beispielsweise Volkswagen und Toyota Anwendung. Weitere Lizenzeinnahmen wurden durch Verträge mit Microsoft, Amazon und Yahoo generiert. Und die Verantwortung dafür hatte der Schweizer Michael Halbherr.

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Unternehmensteil steuert 10 Prozent zu

Doch nun tritt Halbherr ab. Laut Mitteilung von Nokia hat er sich entschieden, von seinen Funktionen zurückzutreten. Der Schwamendinger, der an der ETH Elektrotechnik und später auch am MIT in Boston studierte, wolle künftig eigene unternehmerische Vorhaben verwirklichen. Halbherr startete seine Karriere bei der Unternehmensberatung BCG. 1999 wurde er Investor und Chef bei der Berliner Firma Gate 5, die Kartendienste für Handys entwickelte. 2006 übernahm Nokia die Firma. So kam der Schweizer zu Nokia.

Der Unternehmensteil den Halbherr verantwortete, der seit 2011 auch in der Geschäftsleitung von Nokia sass, steuerte im Frühjahrsquartal rund 232 Millionen Dollar beziehungsweise knapp zehn Prozent zum Gesamtertrag des Unternehmens bei. Doch es steckt offenbar noch einiges Potenzial darin: Laut Analysten könnte Nokia bei einem Verkauf der Einheit Einnahmen von rund 6 Milliarden Dollar erzielen.

Telefonsparte von Nokia leidet

Die Telefonsparte des finnischen Unternehmens hingegen leidet seit Jahren unter dem harten Wettbewerb. Google und Apple haben mit ihren Smartphone-Lösungen den Markt aufgemischt. Nach der Übernahme durch Microsoft werden im Rahmen der Unternehmensintegration vor kurzem konzernweit bis zu 18'000 Stellen abgebaut.

In den vergangenen Monaten verliessen einige hochkarätige Mitarbeiter den Konzern. Der Kamera-Chef Ari Partinen sowie der Kartenexperte Torsten Krenz wechselten vor kurzem zu Apple. Halbherrs Aufgaben wird ad interim der Amerikaner Cliff Fox übernehmen.

Lesen sie hier ein Interview mit Michael Halbherr.