Granit Xhaka ist die Nummer 10 der Schweizer Nationalmannschaft. Seit fast vier Jahren steht er im Sold von Borussia Mönchengladbach, in der kommenden Saison soll er einen Premier-League-Klub spielen. Medienberichten zufolge liefern sich Arsenal und Liverpool einen Kampf um den 23-jährigen Dirigenten der «Fohlen».

Kein Zweifel: Xhaka ist eines der grössten Fussballtalente des Landes. So gross sogar, dass der US-Sportartikelhersteller Under Armour den «jungen Schweinsteiger»,  wie ihn Ex-Nati-Coach Ottmar Hitzfeld einst nannte, im Februar unter Vertrag genommen hat. Der Basler passe «sehr gut» zum Markenauftritt, hiess es seinerzeit.

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Liebesentzug für Bernhard Heusler

Einem anderen Basler haben die Amerikaner aber die Liebe entzogen: Bernhard Heusler. Der Präsident des FC Basel ist Verwaltungsrat der Solothurner Firma Move Sports + Style. Das Unternehmen ist Generalimporteur der hippen US-Marke – aber nur noch bis Ende des Jahres, wie Recherchen von handelszeitung.ch zeigen.

«Die Move Sport + Style AG hat die Zusammenarbeit mit Under Armour per 31.12.2016 beendet», sagt Verwaltungsratspräsident Alfred Wyss. Als Grund werden «divergierende Zielvorstellungen» angeführt.

Firma in Existenznot

Das Ende der Partnerschaft bringt die Solothurner in Existenznot. «Das Unternehmen hat keine Ersatzmarke, um den Verlust aufzufangen», sagt Wyss. Die Zukunft der Firma und deren Mitarbeiter seien nicht gesichert. Fünf Jobs stünden auf dem Spiel.

Die Marke Under Armour verschwindet damit aber keineswegs vom Schweizer Markt. Die zukünftige Strategie werde vom Europa-Sitz in Amsterdam aus erarbeitet, sagt Wyss. Die Partner in der Schweiz seien über den Wechsel in der Distribution informiert.

Athleticum hält Under Armour die Treue

Athleticum-Sprecher Antonio Govetosa bestätigt die Aussage. Die Maus-Frères-Tochter ist nach eigenen Angaben der grösste Under-Armour-Händler des Landes. Govetosa sagt klar: «Wir werden garantiert weiterhin Under-Armour-Produkte anbieten.» Wo diese bezogen würden, sei zum jetzigen Zeitpunkt aber noch offen.

Neben Athleticum sind Manor und Ochsner Sport die grössten Vertriebspartner der US-Marke. Ochsner Sport möchte den Wechsel nicht kommentieren. Man gebe «aus Strategie- und Wettbewerbsgründen» keine Auskünfte über Vertriebskanäle, sagt Sprecherin Martina Reiter. Eine Anfrage an Manor blieb bisher unbeantwortet.

Neuer Firmensitz in Amsterdam

Der Strategiewechsel fällt zusammen mit zwei einschneidenden Entwicklungen auf dem europäischen Kontinent. Das Unternehmen hat im vergangenen Jahr einen Firmensitz in München eröffnet – auf Facebook sprach Under Armour von einer neuen «Regierungszentrale». Von München aus, in unmittelbarer Nähe zum Konkurrenten Adidas, den die Amerikaner jüngst in den USA überflügelt haben, werden die beiden Märkte Deutschland und Österreich beackert.

Das Herz der Under-Armour-Europastrategen schlägt aber in den Niederlanden. Hier ist der europäische Firmensitz – und hier wollen die Amerikaner im nächsten Jahr eine Fläche von 4800 Quadratmetern beziehen. Das entspricht etwa den Massen eines Fussballfeldes.

Grössenwahnsinn in den USA

Noch grössere Pläne hat Under Armour für Nordamerika. Hier erwirtschaftet der Konzern rund 90 Prozent seines Umsatzes von fast 4 Milliarden Dollar. Entsprechend wird mit der ganz grossen Kelle angerührt: Konzernchef und Gründer Kevin Plank plant eine futuristische Konzernzentrale. Von einem «Multi-Milliarden-Dollar-Investment» sprach das deutsche Magazin «Der Spiegel». Plank habe aus eigenen Mitteln ein über 20 Hektar grosses Grundstück gekauft. Das ist das 50-fache des geplanten Firmensitzes in Amsterdam.

Die Liegenschaft an der Bucht in Baltimore soll dereinst Hort eines pompösen Under-Armour-Campus sein – mit Sportstadion, öffentlichem Park und geräumigen Firmengebäuden. Drei gläserne Hochhäuser seien geplant. 10'000 Mitarbeiter sollen im neuen Headquarter Platz finden. Mehr als fünfmal so viele wie heute.