Seit gut einem Jahr hat Ticketmaster eine Schweizer Niederlassung, nun soll es endlich losgehen mit dem Geschäft. Das hat das Unternehmen nun bekannt gegeben. Dabei zählt der grösste Ticketverkäufer der Welt auf einheimische Hilfe. Eine strategische Partnerschaft mit dem Zürcher Startup Tixtec soll den Weg bahnen. Diese Firma leitet niemand geringeres als der frühere Chef von Ticketcorner, George Egloff.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Das Startup Tixtec gründete Egloff im Herbst 2013. Der Unternehmer störte sich an der Intransparenz der Preise in der Ticketbranche und setzte sich als Ziel, das zu ändern. Als Anbieter einer reinen Softwarelösung wollte Egloff Ticketingunternehmen überflüssig machen. Veranstalter sollten dank seinem Startup bis zu 90 Prozent sparen können, wie «Handelszeitung» berichtete.

Weg von Tixtec führt zu Ticketmaster

Mit dem Deal mit Ticketmaster kehrt Egloff nun zu einem traditionellen Ticketverkäufer zurück. Bei Ticketmaster Schweiz AG übernimmt er als Managing Director die Führung. Die Personalie sei wohl auch der Grund für den Deal zwischen Ticketmaster und Tixtec, mutmasst Reto Baumgartner vom Oltner Ticketing-Startup Ticketfrog. Ticketmaster könne in der Schweiz von Egloffs Erfahrung und Kontakten profitieren.

Die Kooperation hat bereits Folgen. Wer versucht, Tixtec anzurufen, landet bei einem Mitarbeiter von Ticketmaster. Weitergeleitet wird man auch von der Webseite von Tixtec. Bei Ticketmaster.com wird man allerdings noch mit einem «coming soon...» vertröstet. Immerhin gehört die Webseite inzwischen Ticketmaster. Im Juni 2015 als die Schweiz-Pläne des US-Riesen bekannt wurden, gehörte die Seite noch Konkurrent Starticket. Zum jetzigen Zeitpunkt wollen weder Egloff noch die Presseverantwortliche von Ticketmaster weitere Auskünfte zum Deal und den Zukunftsplänen machen.

Vorteil für kleinen Wettbewerber

Für den Schweizer Markt dürfte der Eintritt von Ticketmaster nicht folgenlos bleiben: Die Mutter von Ticketmaster, Live Nation, vermarktet die Konzerte von Superstars wie Rihanna und Beyoncé. Künftig könnte Live Nation Ticketmaster als Plattform für den Kartenverkauf nutzen. Bislang werden diese Tickets über den Platzhirsch Ticketcorner, der einen Marktanteil von 60 Prozent besitzt, verkauft.

Auch Reto Baumgartner von Ticketfrog erwartet Folgen: «Ticketmaster ist klar eine Gefahr für die beiden Grossen der Branche – Ticketcorner und Starticket.» Für sein Startup dagegen sei der Markteintritt des US-Giganten «nicht sehr relevant.» Allenfalls könne man davon profitieren, dass sich die drei Konkurrenten gegenseitig stark beschäftigen. Dagegen hofft Ticketfrog bei Tixtec auf einen direkten Vorteil, denn dieses spreche ähnliche Kunden wie Ticketfrog an: «Ich rechne damit, dass bisherige Kunden Tixtec verlassen werden und dann zu uns wechseln. Weil es für sie bei Ticketmaster teurer wird oder auch weil sie dort strategisch nicht mehr bedeutend sind.»

Grösste Konkurrenten wollen fusionieren

Ohnehin ist der Schweizer Markt bereits heute stark in Bewegung: Ticketcorner strebt eine Fusion mit dem Wettbewerber Starticket an. Bislang stemmt sich jedoch die Wettbewerbskommission gegen das Vorhaben. Der Hauptgrund: Gemeinsam beherrschen die beiden Firmen mit 95 Prozent fast vollständig den Markt.

Diese Situation kennt die in der Schweiz startende US-Firma Ticketmaster aus ihrem Heimatland bestens: In den USA besitzt man einen Anteil von mindestens 80 Prozent. Jüngst machte sich mit Amazon ein potenzieller Konkurrent bereit, das Quasi-Monopol zu brechen. Berichten zufolge wollte der Onlinehändler eigentlich eine Kooperation mit Ticketmaster eingehen. Allerdings wurden die beiden Unternehmen nicht einig – laut Gerüchten war die Verwaltung der Kundendaten der Knackpunkt.

Amazon könnte durchaus zum Problem werden. Denn Ticketmaster hat bei Kunden keinen guten Ruf. Sie werfen dem Marktdominator fehlende Transparenz und überrissene Gebühren vor. Welche Preispolitik das Unternehmen in der Schweiz fährt, ist bisher nicht bekannt.

Ticketcorner ist im Besitz von Ringier und CTS-Eventim. Die «Handelszeitung» ist Teil von Ringier Axel Springer Schweiz AG, einem Joint Venture von Ringier und Axel Springer Schweiz.