Der eingebürgerte Sarde Gianpiero Addis Melaiu ist eine imposante Figur. In guten Zeiten traf man ihn an Einweihungspartys von Juwelen-Shops in Beverly Hills, begleitet von schönen Damen aus der zweiten Reihe Hollywoods. Nun steht der selbsternannte «Doktor» und Unesco-Botschafter Vanuatus im Fokus argentinischer Staatsanwälte.

Die Staatsbeamten räumen momentan in Buenos Aires mit dem regierenden Clan der Familie Kirchner auf. Es geht um Geldwäsche, Scheinkäufe von Immobilien, illegalen Waffenhandel, Schmiergeld - sowie versteckten Konten und Scheinfirmen in der Schweiz. Die Ermittlungen reichen bis in die höchste Sphäre, zu Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner, ihrer Familie, engsten Mitarbeitern sowie dem Unternehmer und Kirchner-Mäzen Lázaro Báez.

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Geldwaschanlage abgepresst

Báez steht neben Geldwäscherei auch im Verdacht, in Argentinien einem Konkurrenten die Finanzgesellschaft Southern Globe Investments (SGI) abgepresst zu haben. Die Firma war eine klassische Geldwaschanlage, die Offshore-Vehikel in Uruguay und der Schweiz benutzte. Die Finanzgesellschaft wurde von Báez' mit der Helvetic Services Group in einer unfreundlichen Übernahme «gekauft». Am Schluss der Transaktion war die Gruppe Eigner des einschlägig bekannten Etablissements.

Nun zeigt sich, dass für die Finanzströme zu Báez und der Helvetic Services Group eine weitere Firma zwischengeschaltet wurde - die Aldya auf den Seychellen. Präsident jener Firma war Gianpiero Addis Melaiu, der aus Lugano, Genf und Mailand operierte. Addis Melaiu gilt als Finanzakrobat und hatte diverse Mandate in Schweizer Firmen im Tessin und Genf inne. Der schlaue Geschäftsmann ist den Strafbehörden bestens bekannt.

Waffenlager und Devsienbetrug

Im Juli 2006 fand die Polizei während einer Hausdurchsuchung der Geschäftsräume von Melaius General Dinamics in Lugano grosse Mengen Waffen und Munition. Gianpietro Addis Melaiu sass damals seit Mitte Mai in Italien in Haft, wegen des Verdachts auf Mitgliedschaft in einer kriminellen Organisation, Geldwäscherei und illegaler Geldbeschaffung. Wegen den Waffengeschäften, die er in der Schweiz gegenüber der Lokalpresse als legale Mittel der «Selbstverteidigung» verstanden haben wollte, wurde er in Italien in erster Instanz verurteilt - die Schweiz stellte das Verfahren ein.

Seit Ende Mai muss sich Addis Melaiu vor dem Gericht in Belluno in Italien erneut verantworten, der Staatsanwalt fordert 7 Jahre und 4 Monate Gefängnis für Finanzdrehs, die ebenfalls seit 2006 ein Thema waren.

Der Fall betrifft eine weitere Firma des geschäftstüchtigen Schweiz-Italieners: die GD Consulting. Addis Melaiu und Konsorten sammelten mindestens 50 Millionen Euro ein und «investierten» die Gelder in Forex-Geschäfte über London - in Italien schrieb die Presse von einer «Super Truffa» - einer «Mega-Betrügerei». Unter den Augen der Schweizer Finanzmarkauftsicht Finma wurden die Gelder zuerst in Schweizer Banken geparkt und dann über London angeblich angelegt.

Klassisches Pyramidenschema

Doch nur 7 Millionen wurden wirklich investiert - der Rest ging für Luxusgüter der Hauptverantwortlichen verloren, Addis Melaiu etwa frönte dem Steuern dicker Karossen. Ein Anwalt geschädigter Parteien sprach gegenüber der Zeitung «Corriere delle Alpi» von einem klassischen Pyramidenschema.

Mehrmals versuchte handelszeitung.ch mit Gianpiero Addis Melaiu in Kontakt zu treten - erfolglos. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.