Die multinationale Advokatur Dentons beschäftigt 2600 Anwälte in dutzenden Ländern. Die chinesische Dacheng hat sogar 4000 Juristen im Sold, fast ausschliesslich in China. Am Dienstag haben die beiden Kanzleien bekannt gegeben, künftig zusammenzuspannen. Die Führungsebenen hätten dem Zusammenschluss bereits zugestimmt. Die geplante Firma soll unter dem Namen Dacheng Dentons rund ein Drittel mehr Anwälte beschäftigen als Baker & McKenzie mit 4300 Juristen.

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Der Zusammenschluss fügt sich gut in die allgemeine Konzentration im Advokaturenbusiness und hat auch mit dem Aufstieg Chinas zur globalen Wirtschaftsgrossmacht zu tun. Interessant ist aber vor allem die künftige Rechtsform der Partnerschaft als Schweizer Verein mit fünf einzelnen Gesellschaften unter einem globalen Vorstand aus 19 Personen.

Vorteile im Schweizer Vereinsrecht

Der grosse Vorteil als Schweizer Verein sei die Möglichkeit separate Gewinnpools für Unterorganisationen zu führen, schreibt die «New York Times». Die bisher grösste Kanzlei Baker & McKenzie und andere Grosskanzleien sind deshalb formell als Vereine schweizerischen Rechts konstituiert. Auch Dentons selbst wurde 2013 als Verein nach Schweizer Recht gegründet.

Zwar schliesst das Schweizer Vereinsrecht einen wirtschaftlichen Hauptzweck ausdrücklich aus. Gleichzeitig ist ein wirtschaftlicher Nebenzweck wie etwa bei der Fifa möglich. Wann ein solcher Zweck Haupt- und wann Nebenzweck ist, ist nicht immer eindeutig, wie die wiederkehrende Kritik am Weltfussballverband zeigt.

Statuten selbst ausgestalten

Ein Zusammenschluss nach Vereinsrecht sei sehr viel flexibler als eine Aktiengesellschaft oder Genossenschaft, sagt Helke Drenckhan, Expertin für Wirtschaftsrecht an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. «Die Mitglieds-Unternehmen bleiben selbständig und können die übergeordneten Vereinsstatuten nach ihren Bedürfnissen ausgestalten. Damit gewinnen sie ein Rechtskleid, in der sich die verschiedenen aufeinandertreffenden Kulturen wohlfühlen können.»

Der Zusammenschluss als Verein sei auch kaum mit einer Fusion zu vergleichen, sagt Helke Drenckhan. «Es geht darum, gegenüber potenziellen Kunden – global tätigen Unternehmen – einheitlich aufzutreten.» Entscheidend sei das Signal an die Mandanten: «Wir lösen Ihre weltweiten Probleme».

Ex-Minister als Vorsitzender

Je fünf der 19 Sitze im Führungsgremium sollen nach Informationen der Fachzeitschrift «The American Lawyer» von der amerikanischen Gesellschaft und von der chinesischen Gesellschaft gehalten werden. Vorsitzender der globalen Führung soll Peng Wuefeng werden, ein ehemaliger Minister in Peking und Gründer von Dacheng. Die Zusammenarbeit von Dacheng und Dentons sei von den chinesischen Regulierungsbehörden bereits am Montag genehmigt worden, schreibt «The American Lawyer».

Obwohl ausserhalb Chinas kaum bekannt, will Dacheng keineswegs als Juniorpartner wahrgenommen werden. Das neue Logo wird folgerichtig mit den chinesischen Zeichen für Dacheng beginnen und endet mit «Dentons». Die Partnerschaft zielt offenbar stark auf den riesigen chinesischen Markt ab, in dem ausländische Firmen und Anwälte nicht praktizieren dürfen.

Ticket zum chinesischen Markt

«Indem wir Ost und West in einer Kanzlei vereinen – nicht nur durch einige wenige Büros in grossen Städten, sondern mit einer tief greifenden Präsenz im ganzen Land – können wir chinesisches Geschäft mit globalen Ambitionen verknüpfen», schreibt Dentons auf der deutschen Website. «Damit erreichen wir eine Tiefe und Reichweite, die internationale Mandanten mit Interesse am chinesischen Markt woanders nicht finden.»

Tatsächlich unterhält Dacheng Büros in 43 chinesischen Städten. Dacheng Dentons erhält damit Zugang zu regionalen Boomstädten wie Dalian, Suzhou und Wuhan. Insgesamt wird die neue Kanzlei an 120 Orten in mehr als 50 Ländern präsent sein.

Chinas Investitionen im Ausland

Im Fokus als Kunden dürften sowohl ausländische Firmen in China stehen, als auch chinesische Firmen, die ins Ausland expandieren wollen. Die ausländischen Direkinvestitionen in China wuchsen zwar letztes Jahr nur noch um 1,7 Prozent auf 119,6 Milliarden Dollar. Die chinesischen Auslandinvestitionen sprangen dafür um 14,1 Prozent in die Höhe und erreichten einen Rekordstand von 102,9 Milliarden Dollar.