Ein junges Unternehmen aus Zürich setzt auf Werbung auf dem Velokörbchen. Stadtzürcher Radfahrer müssen nichts anderes machen, als sich einen Korb an das Velo schnallen zu lassen und die üblichen Wege zu fahren. Als Gegenleistung für das Chauffieren des Körbchens gibt es 20 Franken pro Woche.

Die Firma wurde im Juli gegründet und nahm im August den Betrieb auf. Einen Monat später zieht Gründer Samuel von Rohr Bilanz: 800 sogenannte «Velo-Werber» hätten sich online angemeldet, 1000 hatte er ursprünglich anvisiert. Der Start sei trotzdem geglückt, meint von Rohr. Denn das Konzept halle auch in anderen Städten nach. «Da wir aus allen Teilen der Schweiz und dem nahem Ausland grosse Resonanz erhalten haben, wissen wir, dass dieses Projekt sehr viel Potenzial hat», sagt er.

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Harziger Akquise-Prozess

Die erste Werbeaktion lässt jedoch noch immer auf sich warten. Momentan fährt nur Eigenwerbung durch Zürich. Wann die erste Aktion starte, hänge von den Werbepartnern ab, sagt von Rohr. Und deren Mühlen können sehr langsam mahlen.

«Das Werbebudget eines Unternehmens ist meistens schon für mehrere Monate verplant oder lässt kaum Spielraum für spontane Aktionen», erklärt von Rohr den harzigen Geschäftsgang. Er sei aber in Kontakt mit «mehreren Firmen», die «so schnell wie möglich» eine Korb-Kampagne lancieren wollen. Um welche Firmen es sich handelt, sagt von Rohr indes nicht. «Bevor nichts definitiv unterschrieben ist, behalten wir über unsere Kunden Stillschweigen.»

Neuland im Werbemarkt

Bei Velowerbung.com handelt es sich nicht um das erste Startup, bei dem von Rohr an Bord ist. Zuletzt hat er in Eigenregie die Online-Publikation hunde-magazin.ch lanciert. Mit der neuen Firma geht er aber andere Wege. «Velo-Werber sind für den Werbemarkt Neuland», so von Rohr.

Trotzdem glaubt der Gründer an den Erfolg der Firma. Unternehmen bezahlen 56 Franken pro Korb und Woche. Grundsätzlich sei es möglich, einen einzelnen Korb als Werbefläche zu mieten, von Rohr empfiehlt aber, mindestens 50 Körbchen zu buchen. «Damit die Werbebotschaft auch wahr genommen wird.» Das macht in der Summe 2800 Franken pro Woche.

Viel Vertrauen

Dabei kann von Rohr nicht garantieren, dass die Fahrradfahrer tatsächlich mit dem Velo unterwegs sind. Es gibt keine Kontrollen, wer wie oft oder wie lange durch welchen Stadtteil gefahren ist. «Überall wo mit Menschen gearbeitet wird, braucht es ein gesundes Mass an Skepsis. Genauso jedoch auch ein gesundes Mass an Vertrauen», erklärt von Rohr. Und weiter: «Unsere Velo-Werber verdienen 20 Franken pro Woche. Wir glauben daran, dass dies kein Betrag ist, für welchen man sein Velo aus dem Keller holt, damit zu uns ins Office radelt, sich einen Korb mit Werbung montieren lässt, um dann sein Velo wieder im Keller verstauben zu lassen, bis man nach Kampagnenende die Werbung bei uns wieder abmontieren lässt.»

Was von Rohr seinen Werbepartnern bieten könne, seien «individuelle Targeting-Möglichkeiten». Sprich: Falls Studenten die Zielgruppe einer Kampagne sind, lässt von Rohr Studenten durch Zürich radeln. Falls Frauen angesprochen werden sollen, will er weibliche Radfahrer über Zürichs Tramfurchen schicken.

Expansionspläne in der Deutschschweiz

Der Gründer ist sogar so sehr vom Erfolg des Projektes überzeugt, dass er – bevor der erste Werbefisch an Land gezogen ist – über Expansion nachdenkt. «Auf unserer Velowerbung.com-Landkarte sind Winterthur, Bern, Basel, Luzern und St. Gallen mit rotem Filz umkreist», sagt von Rohr. Konkrete Pläne gäbe es für Basel. Hier sei eine Person gefunden worden, die die Vision des Gründers teile und die ein Büro vor Ort leiten könne.

Modell für die Expansionspläne soll ein Franchise-System sein. «Da die Körbe von uns montiert werden, ist es notwendig, in allen Städten, in denen Velowerbung.com in Zukunft aktiv sein wird, zentrumsnah eine Anlaufstation zu haben», sagt von Rohr. Die Lizenzgebühren sollen individuell festgelegt und in jeder Region unterschiedlich sein. Die exakten Tarife seien aber noch nicht berechnet.