Der Schweizer Treuhänder und frühere Banker der Credit Suisse, Josef Dörig, hat sich vor dem US-Gericht in Alexandria der Beihilfe zur Steuerhinterziehung für schuldig erklärt. Dies geht aus Dokumenten hervor, die handelszeitung.ch vorliegen (siehe Downloads).

Der 72-jährige Dörig war ein enger Geschäftspartner von Andreas Bachmann, der sich bereits im vergangenen März in den USA gestellt hatte. Bachmann hatte für die Betreuung seiner Kunden bei der Credit Suisse Fides (vormals Suisse Fides) oft mit Josef Dörig zu tun, wenn es darum ging, für Steuerbetrugs-Kunden Firmengeflechte aufzubauen.

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Dörig war von 1961 bis 1997 für die CS tätig, davon lange Jahre in Mailand, später kam er nach Zürich zurück.

Kurze Wege

Dörig wurde ins Senior Managment der Fides geholt, einer CS-Tochterfirma. Kader der CS-Tochter Fides waren gleichzeitig an Schalthebeln der Bank anzutreffen.

Bereits 1995, als die Steuerbehörde der USA erstmals auf die Suche nach Steuerbetrügern ging, hegte Dörig Rücktrittsgedanken, wollte sich vom Geschäft verabschieden. Sein Chef meinte darauf, man werde gewisse Teile der CS outsourcen und er solle doch für eines dieser Spin-Offs der Bank weiterarbeiten.

Bankintern informierte ein CS-Manager die Fides, dass es zu riskant sei, wenn Dörig innerhalb der Schweizer Bank vorgeschobene Offshore-Gesellschaften für die Steueroptimierung gründe und betreibe. Darum beschloss man in der Credit Suisse, dass Management und Gründung von solchen Steuervehikeln von nun an ausserhalb der Credit Suisse geschehen müssen.

Das Risiko bei Dörig, die Gelder bei der CS

Dörig gründete in Absprache mit den CS-Oberen 1997 in Zürich die Dörig Partner AG - an der Bleicherstrasse 33, der gleichen Adresse, an der die Credit Suisse Fides logierte. Und die Kunden folgten. Von nun an wurde diese AG fürs Aufsetzen der Offshore-Konstruktionen benutzt.

Bachmann und Dörig arbeiteten Hand in Hand - wenn ein Kunde von Bachmann in Zürich weilte, wurde Dörig informiert, und umgekehrt.

Als Dörig seine Dörig Partner gründete, wurde mit der CS vereinbart, dass alle versteckten Gelder der Steuervehikel, die er von der Bank übernahm, weiter bei der Credit Suisse bleiben sollen. Bei neuen Steuerversteck-Firmen sollte Dörig darauf achten, dass möglichst bei der CS Konti eröffnet wurden.

«Unser Treuhänder»

CS-Kader liessen es sich nicht nehmen, Dörigs Werbebroschüre für seine - offiziell unabhängige - Treuhandfirma gegenzulesen. In der CS-Dependance New Yorks figurierte Dörig auf der Telefonliste der bevorzugten Trustexperten.

Auf einem dreiseitigen «Foundation Fact Sheet» hielt die Credit Suisse fest, wie ihre Beziehung zu Dörig in Wahrheit aussah, wie Liechtenstein-Trusts benutzt wurden und wie seine Trust-Strukturen aufgebaut waren.

Dieses Papier betitelte Dörig als «unser Treuhänder» und als einen langjährigen «glaubwürdigen Partner». Und weiter: Dörig «kann nicht ohne das OK der Credit Suisse agieren». Kein OK ohne die CS - dann kam Josef Dörig.

Damit geraten die Aussagen von Brady Dougan und weiteren Topshots der Bank vor dem US-Senat dieses Jahr ein weiteres Mal in ein schiefes Licht, als sie behaupteten, die Steueraktionen seien der CS-Führung nicht bekannt gewesen.

6000 Franken Bonus für die CS pro neuem Klienten

Zusammen mit seinen CS-Geschäftspartnern Michele Bergantino, Marco Parenti-Adami und Markus Walder war Dörig auch ein fleissiger USA-Tourist und betreute auf diesem Wege seine Klienten. Auch der CS-Statthalter in New York, Roger Schärer, bekam Besuch von Dörig.

Im Jahr 2005 setzten die CS-Mitarbeiter Walder und Susanne Rüegg-Meier einen Vertrag mit Dörig auf. Dieser verpflichtete sich, pro CS-Kunden der Bank 6000 Franken zu zahlen. Im Zuge der Steueraffäre kündete die Bank im Oktober 2008 den Vertrag wieder.

150'000 Dollar Kaution, Reisen in die Schweiz

Nun gibt Dörig zu, dass er zwischen 1997 und 2011 amerikanischen Steuerpflichtigen geholfen habe, ihre Gelder vor dem Fiskus zu verstecken. Der Treuhänder musste eine Kaution von 150'000 Dollar hinterlegen, während er im Hotel Westin auf die Einvernahme wartete. Reisen sind ihm nach Bezahlung der Kaution im Bundesstaat Virginia gestattet, ebenso darf er in die Schweiz heimkehren.

Dieses neuerliche Geständnis bringt die Credit Suisse in weitere Bedrängnis. Sollten die US-Behörden aufgrund dieser Geständnisse die Aktivitäten der Bank weiter unter die Lupe nehmen, drohen dem Institut horrende Bussen oder weitere Strafmassnahmen seitens der Vereinigten Staaten.