Eine entscheidende Weichenstellung für die Zukunft des Bankgeheimnisses in der Schweiz stellte die Ausdehnung der Amtshilfe gegenüber dem Ausland bei Steuerdelikten dar. Obwohl das Bankgeheimnis für viele unabhängige Vermögensverwalter von zentraler Bedeutung für die Betreuung ausländischer Vermögen in der Schweiz ist, hatte die Übernahme des OECD-Standards bei der Amtshilfe in Steuersachen nur bedingt direkte Auswirkungen auf die unabhängige Vermögensverwaltung.

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Dies bestätigt eine im Sommer 2009 vom Institut für schweizerisches Bankwesen der Universität Zürich (ISB) in Zusammenarbeit mit dem Verband Schweizerischer Vermögensverwalter (VSV) durchgeführte Umfrage. Im Rahmen der Studie wurden 985 Betriebe per E-Mail angeschrieben. Der Rücklauf betrug 33,7%.

Vermögensabfluss 20 Prozent

Danach erlitten knapp 20% der befragten Unternehmen einen Abfluss von Kundengeldern aufgrund der Konzessionen des Bundesrates beim Bankgeheimnis. Betragsmässig spielten diese Abflüsse jedoch nur eine untergeordnete Rolle im Vergleich zu den Mittelabflüssen infolge der übrigen Probleme in diesem Zeitraum oder aufgrund unternehmens- und branchenspezifischer Probleme.

Für die Zukunft zeigt sich die Branche milde pessimistisch. Nur ein Drittel der befragten Unternehmen erwartet einen zunehmenden Abfluss von Kundengeldern in den nächsten Jahren aufgrund der Anpassungen im Bereich Bankgeheimnis.

Diese beschränkt negativen Folgen für die Branche sind wenig überraschend. Wie bereits aus früheren Untersuchungen hervorgeht, rechnen die unabhängigen Vermögensverwalter schon seit Längerem mit einem Rückgang bei den ausländischen Kundenvermögen und sind darum bestrebt, ihre Geschäftstätigkeiten zu diversifizieren.

Die entsprechenden Erwartungen haben sich allerdings akzentuiert. Insbesondere Kunden mit Domizil in der Europäischen Union (EU) - das derzeitige Hauptsegment der unabhängigen Vermögensverwalter in der Schweiz - dürften in den nächsten Jahren weiter an Bedeutung verlieren (siehe Grafik).

Gemäss Umfrage rücken dagegen vermehrt institutionelle Kunden wie Pensionskassen, Stiftungen und wohltätige Organisationen, bei denen das Bankgeheimnis sekundär ist, in den Fokus der unabhängigen Vermögensverwalter. Eine weitere Möglichkeit für unabhängige Vermögensverwalter, die Abhängigkeit des Geschäftsgangs vom Schweizer Bankgeheimnis zu lockern, bietet der Transfer von verwalteten Vermögenswerten ins Ausland. Dort unterliegen sie, auch bei Verwaltung durch einen unabhängigen Vermögensverwalter mit Sitz in der Schweiz, nicht primär der Schweizer Gesetzgebung und sind damit unabhängig vom Schweizer Bankgeheimnis und seiner Entwicklung. Dieses mit der sogenannten Onshore-Strategie der Schweizer Banken vergleichbare Geschäftsmodell spielt auch in der unabhängigen Vermögensverwaltung eine bedeutende Rolle.

Mehrheit in einem Drittland

Bereits heute verwaltet knapp die Hälfte aller unabhängigen Vermögensverwalter Vermögenswerte, welche zumindest zum Teil bei ausländischen Banken deponiert sind. Der Anteil der im Ausland verwalteten Vermögen an den gesamten Vermögenswerten beträgt durchschnittlich 23%, wobei für diese Vermögen über die nächsten Jahre ein zunehmendes Wachstum erwartet wird (siehe Grafik).

Auffallend ist, dass die Mehrheit der im Ausland deponierten Vermögen nicht etwa im Heimatland des Kunden, sondern in einem Drittland deponiert ist. Es drängt sich die Vermutung auf, dass auch der internationale Wettbewerb unter anderem durch sogenannte Offshore-Zentren wie etwa Singapur zu dieser Entwicklung beigetragen hat.

Die unabhängige Vermögensverwaltung wird sich nur schwer den Entwicklungen auf dem Schweizer Finanzplatz entziehen können. Insbesondere die immer noch sehr hohen Bestände an ausländischen Kundenvermögen bergen hinsichtlich der Entwicklungen betreffend das Bankgeheimnis für viele Unternehmen ein erhebliches Risiko.

Gestärkt aus Krisen

Die Branche der unabhängigen Vermögensverwalter, bestehend aus zahlreichen Klein- und Kleinstbetrieben, dürfte aber über die nötige Flexibilität verfügen, um auf zukünftige Herausforderungen passend zu reagieren. In der Vergangenheit ging das Geschäftsmodell der unabhängigen Vermögensverwalter stets gestärkt aus Krisen und den daraus folgenden Restrukturierungsprozessen bei den Banken hervor. Gerade in schwierigen Zeiten gewinnen eine unabhängige Beratung sowie eine tiefe Vertrauensbasis zum Kunden in der Vermögensverwaltung an Bedeutung.