Schweizer Forscher haben eine Sorte Mäuse kreiert, die auf eine mögliche Ursache von Autismus hindeuten könnte. Der Mangel eines Proteins stört das Sozialverhalten, die Kommunikation und die Verhaltensflexibilität dieser Mäuse.

Das Protein heisst Parvalbumin und wird in bestimmten Hirnzellen produziert. Parvalbumin-produzierende Neuronen haben Forscher bereits mit Störungen wie Demenz und auch Autismus in Verbindung gebracht. Das Protein selbst stand dabei aber nie als Auslöser zur Diskussion, wie die Universität Freiburg in einer Mitteilung schreibt.

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Mäuse zeigen Autismus-ähnliches Verhalten

Dabei deutet laut den Forschern einiges darauf hin, dass es bei Autismus einen übergeordneten Mechanismus geben könnte: Es ist zwar bekannt, dass genetische Faktoren beteiligt sind; über hundert mutierte Gene sind bei Autismus-Betroffenen bekannt. Jede einzelne Mutation kommt aber nur bei einem winzigen Teil der Patienten vor.

Beat Schwaller von der Universität Freiburg und seine Kollegen zeigen nun, dass das Fehlen von Parvalbumin bei Mäusen tatsächlich zu einem Autismus-ähnlichen Verhalten führt. Dies stellten sie mit sogenannten Knockout-Mäusen fest, denen das Gen für die Parvalbumin-Herstellung fehlt. Das Fehlen des Proteins, das Kalzium bindet, beeinträchtigt die Signalübermittlung in Hirnzellen.

Defizit in der Kommunikation

Die Knockout-Mäuse zeigten stark verminderte soziale Interaktionen und ein Defizit in der Kommunikation, berichten die Forscher nun im britischen Fachjournal «Translational Psychiatry». Sie hätten auch grosse Mühe, ein erlerntes Verhalten aufzugeben oder umzulernen, selbst wenn es nicht mehr erfolgversprechend sei.

Auch die Gehirnstruktur der Mäuse sei ähnlich verändert, wie es bereits bei Autismus-Patienten beobachtet wurde – zum Beispiel sei das Volumen des Grosshirns während der Pubertät zeitweise vergrössert.

Uni Zürich als Nächste

Für die Freiburger Forscher könnte dies darauf hindeuten, dass tatsächlich das Fehlen oder ein Mangel an Parvalbumin – und nicht wie früher angenommen das Fehlen der betreffenden Neuronen – zur Ausprägung autistischen Verhaltens führt. Dies könnte die gemeinsame zu Grunde liegende Ursache für Autismus bilden, mutmassen die Forscher.

Diese Hypothese wollen Schwaller und Kollegen der Universitäten von Zürich, Marburg, Brüssel und der State University of New York (SUNY) als Nächstes untersuchen.

(sda/ise/ama)