Beobachter der SBB fragen sich dieser Tage, wie es am Hauptsitz in Bern-Wankdorf wohl so zu und her geht. Schliesslich ist Andreas Meyer seit Ende Mai im zweimonatigen Sabbatical. Der Chef, so heisst es, hat die Konzernleitung komplett im Griff. Immerhin fahren die Züge bislang meist nach Fahrplan.

Weniger flüssig läuft es mit Meyers Karriereplan. Mittlerweile ist der 57-Jährige zwölf Jahre im Amt. 2016 sagte er zu BILANZ, dass er bald ein Verwaltungsratsmandat annehmen wolle. Doch nichts passierte.

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«Meyer ist schwierig»

Es ist ja nicht so, dass Meyer im Job unterfordert wäre. Vielmehr will er seine post-operative Zeit vorbereiten. Die letzte berufliche Phase verbringen Manager gerne in Verwaltungsgremien, in denen sie neue CEO-Kandidaten suchen und Löhne festlegen.

«Meyer ist schwierig», kommentiert ein Recruiting-Experte. In Schweizer Teppichetagen polarisiere der Baselbieter: «Es finden zwar alle, er mache einen guten Job, aber für einen Verwaltungsrat sei er einfach zu dominant.»

Hinzu komme, dass die SBB zu breit gefächert seien. Infrastruktur, Transport, Technologie, Immobilien: überall Besteller, Lieferanten und Partner. Als SBB-CEO wäre man stets mit Interessenskonflikten konfrontiert.

Jeannine Pilloud

Jeannine Pilloud: Die ehemalige Personenverkehrschefin sammelt sie munter VR-Mandate.

Quelle: Keystone

Bei Pilloud läuft es besser

Viel besser läuft es da Jeannine Pilloud, die bis Ende 2017 für Meyer die Abteilung Personenverkehr führte. Seit sie aus der SBB-Konzernleitung ausgestiegen ist, sammelt sie munter VR-Mandate. Ende Mai wurde sie zusammen mit Ex-Nestlé-Chef Peter Brabeck und Mobilezone-Gründer Martin Lehmann bei Salt aufgenommen, und Mitte Juni dockte sie unter anderem mit Sanitas-CEO Otto Bitterli bei der IT-Consulting-Firma IPT an.

Pilloud verbinde gleich zwei gesuchte Faktoren, sagt der Experte: «Sie kommt aus der Technologie und ist eine Frau.» 

Post

Aktiengesellschaft im Eigentum des Bundes (100%) Verwaltungsratspräsident Urs Schwaller, Konzernchef ad interim Ulrich Hurni

Umsatz 2017: 7,99 Mrd. Fr.
Gewinn 2017: 420 Mio. Fr.
Mitarbeiter: 42 316 Vollzeitstellen
Dividende 2018 an Bund: 200 Mio. Fr.
Service public: Briefe und Pakete an fünf, abonnierte Tageszeitungen an sechs Wochentagen schweizweit zu gleichen Preisen zustellen; Zahlungsverkehr sicherstellen; 90 Prozent der Bevölkerung müssen zu Fuss oder mit dem ÖV innert 20 respektive 30 Minuten die Zugangspunkte zu Post- respektive Zahlungsverkehrsdiensten erreichen können
Abgeltung des Service public: Briefmonopol bis 50 Gramm; Subvention für Zeitungszustellung; Abgeltung Regionalverkehr
Aufsicht: PostCom, Bakom, Weko, BAV, Finma, EFK
Probleme: Postauto-Skandal, Car Postal France, Weko-Busse von 22,6 Mio. Fr. gegen Briefpost, Kreditverbot bei Postfinance, «Too big to fail»-Auflagen, Revision Postgesetzgebung