Anleger mit Fokus auf Nebenwerte, auf Small und Mid Caps, reiben sich die Hände. Schon in den letzten Jahren liefen die Titel jenseits der Leitindizes deutlich besser als die grossen Blue Chips. In der Schweiz legte der SMI in den letzten fünf Jahren rund 30 Prozent zu.

Der breite Aktienmarkt mit dem SLI, in dem die 30 grössten Schweizer Werte nicht enthalten sind, hat sich im selben Zeitraum fast verdoppelt. Der SMIM, der die Mid Caps des Schweizer Aktienmarkts umfasst, bringt eine ähnliche Performance.

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In Corona-Zeiten scheinen die kleinen Titel drauf zu haben. Während der SMI in den letzten zwölf Monaten per Saldo nur auf der Stelle tritt, bringt der SPI ex SLI ein Plus von rund zehn Prozent. Eine Outperformance von zehn Prozent in nur einem Jahr ist ungewöhnlich hoch.

Nebenwerte – mit hohem Tempo aus der Krise

Das höhere Tempo der Nebenwerte, der Small und Mid Caps, hat seinen Grund und der liegt genau in der Krise. Denn langfristige Beobachtungen zeigen: Kleinere Unternehmen kommen aus einer Rezession schneller heraus als die grossen Blue Chips.

Sie können schlechte Zeiten besser meistern als grosse Companies, weil sie flexibler sind und Umstrukturierungen in einer Krise leichter umsetzen können.

Zieht die Konjunktur nach einer Rezession wieder an und läuft es operativ besser, dann kommt es bei Nebenwerten zu einem doppelten Erholungseffekt: Steigende Umsätze bringen zusammen mit den in der Krise durchgeführten Umstrukturierungen einen starken Anstieg bei Marge und Gewinn.

Georg Pröbstl ist Chefredaktor des Börsenbriefs Value-Depesche. Der Börsendienst ist auf substanzstarke unterbewertete Aktien mit guten Perspektiven aus Deutschland, Österreich und der Schweiz spezialisiert. Die jährliche Performance des Musterdepots seit Start im April 2010 beträgt +14,6 Prozent (DAX: +7,8 Prozent).

Transparenzhinweis: Der Autor berät Anlageprodukte. In diesem Beitrag besprochene Aktien können zum Anlageuniversum zählen.

Small Caps laufen schneller als die grossen Titel…

Anleger haben deshalb nach einer Rezession Small und Mid Caps im Visier. Denn die bringen dann deutlich mehr Kursgewinn als die Dickschiffe in den Leitindizes. Die Kursentwicklung bei Small Caps zeigt das eindeutig.

Nach einer Studie des US-Research-Hauses Ned Davis ging es mit den Aktien von Small Caps in den USA nach den 13 Rezessionen zwischen 1927 und 2003 deutlich schneller nach oben als mit den Kursen von Blue Chips. So brachten Small Caps in den ersten drei Jahren nach einer Rezession ein durchschnittliches Kursplus von 89 Prozent.

Die grossen Standardwerte schafften dagegen nur einen Anstieg in drei Jahren nach einer Rezession von 52 Prozent. Auf die Performance pro Jahr herunter gerechnet heisst das: Small Caps bringen nach einer Rezession in den ersten drei Jahren ein jährliches Plus von 24 Prozent, Blue Chips kommen nur auf Steigerungen von 15 Prozent.

Auch in normalen Jahren ist das Tempo bei Nebenwerten höher

Aber nicht nur nach einer Rezession, sondern generell haben Small und Mid Caps gegenüber den grossen Standartwerten in den Leitindizes die Nase vorn.

So fand das US-Beratungshauses Ibbotson Associates in einer langfristigen Studie zwischen 1928 und 2012 heraus, dass Blue Chips in den USA im genannten Zeitraum es zwar immerhin auf eine jährliche Performance von durchschnittlich 9,5 Prozent gebracht hatten, aber: US-Nebenwerte kamen in den 85 Jahren mit einem jährlichen Plus von 12,0 Prozent deutlich schneller voran.

Für Anleger gibt es sogar Gründe vor allem jetzt auf Nebenwerte zu setzen. Und dabei sind derzeit vor allem europäische Mid Caps besonders attraktiv.

Nach Berechnungen der Analysten von BNP Paribas bewegt sich die Relation des Kurs/Gewinn-Verhältnisses (KGV) auf Basis der geschätzten Gewinne der nächsten zwölf Monate bei Mid Caps im Verhältnis zu Blue Chips derzeit auf einem Allzeittief.

Das bedeutet: Mittelgrosse Firmen sind derzeit in Hinblick auf das erwartete KGV in Relation zu grossen Firmen so günstig wie nie zuvor.

Nebenwerte sind derzeit in Relation zu Blue Chips besonders günstig…

Laut BNP ist das Verhältnis von 1,35 Anfang 2010 auf nur noch 0,95 Anfang des Jahres zurückgegangen.

Das bedeutet: Wurden Mid Caps vor zehn Jahren noch beim erwarteten KGV 35 Prozent höher bewertet als Blue Chips, so sind Anleger jetzt nur noch bereit, die Nebenwerte mit einem günstigeren KGV als dem von Blue Chips zu kaufen.

Aber auch in Hinblick auf das Kurs/Buchwert-Verhältnis (KBV) sind Mid Caps derzeit besonders günstig.

Denn auch das Verhältnis dieser Kennzahl bei Mid Caps zu grossen Titeln liegt jetzt nur bei 0,9. In den letzten zehn Jahren wurden Mid Caps dagegen oft beim Buchwert um 20 Prozent höher bewertet als Large Caps. 

Corona-Krise so gut wie hinter sich zurückgelassen

Jetzt in der Corona-Krise scheint sich auch eine Eigenschaft der Nebenwerte zu bewahrheiten: Sie kommen schneller aus der Rezession.

Denn während grössere Titel laut BNP beim Ergebnis noch deutlich hinter den Vor-Corona-Werten zurückliegen, haben europäische Mid Caps die Gewinnsituation der Vor-Corona-Zeit schon fast wieder erreicht.

Anleger, die insbesondere Mid Caps breit spielen wollen, greifen zu einem ETF. In der Schweiz beispielsweise auf den SMIM (ISIN: CH0111762537). Europäische Mid Caps können sich Anleger breit gestreut ebenfalls mit ETFs (ISIN: DE000ETFL292 oder DE0005933998) ins Depot legen.