Sind die Zinssätze hoch, dann sollten die Aktienkurse entsprechend niedriger sein, denn die hohen Zinsen reduzieren den Barwert der künftigen Erträge, die von den Aktien-Anlegern erwartet werden.

Genauso gilt das Gegenteil: Sind die Zinssätze niedrig, dann sollten die Aktienkurse entsprechend höher sein. Ein Grund dafür, warum sich der Aktienmarkt derzeit auf einem Allzeithoch befindet, ist die Entwicklung der Anleihe-Renditen.

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Giles Parkinson ist verantwortlich für die Verwaltung des Global Equity Endurance Fund  bei AVIVA Investors.

Seit mehreren Jahrzehnten sinken alle Renditen immer weiter. Im vergangenen Jahr sanken sie auf weitere Rekord-Tiefststände, und wurden in vielen Teilen der Welt – darunter auch in der Schweiz – sogar zu Negativ-Zinsen.

Ein Viertel aller Investment-Grade-Schuldtitel wird jetzt mit Negativ-Rendite gehandelt. Dass Anleger Unternehmen dafür bezahlen würden, ihnen Geld leihen zu dürfen, ist etwas, das ich und viele andere vor einem Jahrzehnt noch für völlig unmöglich gehalten hätten, und doch ist das genau die Situation, in der wir uns gerade befinden.

Auf der Suche nach positiven Renditen

Daher ist es nicht verwunderlich, dass viele Anleger auf der Suche nach positiven Renditen feststellen, dass es derzeit praktisch keine Alternative zu Aktien gibt.

Betrachten wir nur einmal unser Portfolio: Eine anfängliche direkt verfügbare Barmittel-Rendite von 4 bis 5 Prozent, die auf absehbare Zeit im mittleren bis hohen einstelligen Bereich steigen wird, ist ein sehr guter Ertragswert im Vergleich zur Tresury-Anleihe mit dreissigjähriger Laufzeit, die eine Rendite von 1,8 Prozent bietet.

In einem solchen Umfeld wird die relative Attraktivität von Aktien auch weiterhin erhalten bleiben. Allerdings glaube ich, dass der Aktienmarkt bei einem Anstieg der Anleihe-Renditen verwundbar ist.

Ich vermute – und das ist lediglich eine Vermutung –, dass Aktien-Anlagen lohnend sind, wenn die langfristigen Zinssätze in vier bis fünf Jahren immer noch bei unter 4 Prozent liegen.

Günstige Anlagen

Obwohl Aktien als günstige Anlage erscheinen, wenn die langfristigen Zinssätze niedrig bleiben, sind attraktive relative Bewertungen nicht gleichmässig über den Markt verteilt.

Anders als während der Dotcom-Blase oder der Immobilien-Blase im Vorfeld der globalen Finanzkrise beschränken sich die dadurch ausgelösten Spekulationsexzesse nicht nur auf eine Branche oder einen Sektor.

Stattdessen sind die Spekulationen deutlich subtiler und erinnern an die «Nifty Fifty»-Ära in den 1970er-Jahren: Der Begriff «Nifty Fifty» bezieht sich auf eine Gruppe erstklassiger Blue-Chip-Aktien, darunter Disney, McDonald's und Procter & Gamble, die in den 1960er-Jahren zu Anleger-Lieblingen avancierten und in den frühen 1970er-Jahren einen steilen Aufstieg erlebten, bevor sie nach dem Markteinbruch 1973–74 wieder auf den Boden der Tatsachen zurückfielen.

Nun stehen wir vor dem Beginn einer neuen «Nifty Fifty»-Ära.

Zwar gibt es keine offizielle «Nifty Fifty»-Liste, aber die klaren Marktfavoriten sind etablierte Unternehmen mit robusten Wettbewerbsvorteilen, profitablem Wachstum und steigenden Kursgewinnen.

#neversell

Falls Sie bezüglich dieser Einschätzung Ihre Zweifel haben, suchen Sie einmal nach dem Hashtag #neversell auf den gängigen Social-Media-Plattformen.

Diese und ähnliche Aktien haben einer ganzen Generation von Kunden hochwertiger Wachstumsfonds so hohe Gewinne beschert, dass es schwerfällt, den Managern dieser Fonds einen Vorwurf zu machen, wenn sie weiterhin in diese Aktien investieren.

Allerdings scheinen viele Anleger zu glauben, dass die aktuellen Bewertungen für diese neuen «Nifty Fifty»-Aktien bedeuten, dass die Kurse dieser Aktien im gleichen Masse weiter steigen werden, und das bis in alle Ewigkeit – eine sehr lange Zeit in einer wettbewerbsbasierten kapitalistischen Wirtschaft mit einem allgegenwärtigen Disruptionsrisiko.

In Anbetracht dessen bieten sich Anlegern auch anderweitige Möglichkeiten: Unternehmen mit direkt verfügbaren positiven Erträgen und langfristigen Wettbewerbsvorteilen, die mit realistischeren Multiplikatoren gehandelt werden und ebenso attraktive Aussichten auf positives Wachstum haben.