Der Brasilien-Schweizer Jorge Lemann (77) geht immer gleich vor: Über seine 3G Capital übernimmt er ein Unternehmen, fusioniert dieses mit Konkurrenten und schickt seine Leute los, um den neuen Konzern mit einem strikten Kostenprogramm ertragsmässig auf Vordermann zu bringen. In den vergangenen Jahren hat Lemann auch mit dem US-Financier Warren Buffett (86) zusammengespannt. So führten die beiden Kraft und Heinz in The Kraft Heinz Company zusammen oder Burger King und Tim Hortons in Restaurant Brands. Beide Male garnierten sie Milliardengewinne.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Jorge Lemanns Königscoup allerdings ist AB InBev: Er schäumte den Konzern zum weltgrössten Bierbrauer auf. Der Investor mit Wohnsitz in Jona SG ging dabei nach Schema F vor: Akquisition von Konkurrenten, Auswechslung des Managements – Konzernchef Carlos Brito (57) ist ein Lemann-Boy –, Kosten drücken, Preise erhöhen. Doch im dritten Quartal 2016 brach der Gewinn ein, die Aktien stürzten ab. Im Gesamtjahr schmolz der Gewinn um 42 Prozent, vor allem wegen der Finanzierungskosten für die Übernahme von SABMiller.

Langfristig gute Aussichten

Im ersten Quartal 2017 resultierten wieder anständige Erträge. Und dies trotz schwacher Verkäufe in den wichtigsten Märkten Brasilien und USA. Dennoch ist für das laufende Geschäftsjahr ein – auf Basis des schwachen Vorjahres – starker Gewinnfortschritt zu erwarten. Absolut dürfte knapp das Resultat von 2015 erreicht werden. Mittelfristig dagegen wandelt sich der Biermulti AB InBev wieder zur Gewinnmaschine.

Schon fürs nächste Jahr schätzt die UBS die Zunahme des Gewinns auf 27 Prozent, woraus sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 20,5 errechnen lässt. UBS-Analyst Nik Oliver empfiehlt die Aktien zum Kauf und sieht das Kursziel in zwölf Monaten bei 120 Euro, was einem Plus von rund elf Prozent entspräche. Auch ich bin positiv gestimmt für AB InBev, doch empfehle ich 
die Aktien nur längerfristig denkenden Anlegern.

Schweizer Qualität

Die Konjunkturauguren sind sich einig: Die Wachstumsaussichten im europäischen Wirtschaftsraum haben sich aufgehellt. Davon nehmen auch institutionelle Anleger Notiz; sie bauen Positionen in US-Aktien ab und kaufen dafür europäische Dividendenpapiere. Diese Valoren haben denn auch, gemessen an der Entwicklung des DJI, klar Aufholpotenzial: Der US-Index reüssierte seit Anfang 2016 um 31,3 Prozent, während der Euro Stoxx 50 nur 23,4 Prozent zulegte. Das Schweizer Blue-Chip-Barometer SMI dagegen gewann in derselben Periode gerade mal 12,6 Prozent. Das spricht für heimische Valoren.

Doch auf welche Titel soll man setzen? UBS verfolgt da einen interessanten Ansatz: Die Bank setzt auf SMI-Valoren, die seit dem 6. Juli 2016 eine schlechtere Performance aufweisen als der Index und die eine Dividendenrendite von mehr als 2,5 Prozent bieten. Dazu zählen Zurich Insurance (geschätztes KGV von 12,6 für 2017; Dividendenrendite von 6,0 Prozent), Swisscom (15,2; 4,8), Novartis (16,6; 3,4), Roche (17,2; 3,0) und Givaudan (25,9; 2,8). Ich setze in erster Linie auf die Pharmavaloren Novartis und Roche.

Wachstumsstark

An Hackerangriffe hat man sich gewöhnt. Dennoch hat der Cyberangriff mit dem Virus «WannaCry», der über 200 000 Computersysteme in 150 Ländern lahmlegte, aufgeschreckt. Und eine junge Branche ins Scheinwerferlicht gerückt: die Anbieter von IT-Sicherheitslösungen. Die Aktienkurse von Proofpoint, FireEye, Sophos Group, Check Point Software und anderen schossen in die Höhe.

Dabei glänzen die Valoren dieses Wirtschaftszweigs schon seit längerem mit Kursgewinnen. Mir gefällt vor allem Symantec. Die kalifornische Firma ist bekannt für ihre Software Norton, das weltweit am häufigsten installierte Antivirenprogramm. Der Konzern kauft sich Know-how dazu, um sein Angebot auszuweiten und die Abhängigkeit vom PC-Geschäft abzubauen. Doch wie andere Aktien aus diesem Bereich sind Symantec mit einem für das laufende Jahr 
geschätzten KGV von 25 kein Schnäppchen, mittelfristig jedoch attraktiv; das KGV für 2019 stellt sich auf 15,6.

Cybersecurity-Valoren allerdings sind risikoreich und volatil. Beispielsweise Palo Alto Networks: Als die Firma, die lange durch hohe Wachstumsraten glänzte, im Februar enttäuschende Quartalszahlen vorlegte, schmierten die Titel subito um 25 Prozent ab. Wer nicht auf Einzeltitel setzen will, kann sich an das Vontobel-Indexzertifikat auf den Cyber Security Performance Index halten. Das Kursbarometer hat über die vergangenen 52 Wochen 40 Prozent zugelegt.

Schuldenberg

Ich gebe einiges auf die Meinung von Finanzanalysten, oft hole ich mir bei ihnen Anregungen für diese Kolumne. Dennoch staune ich, dass mehrere Geldhäuser die Aktien von Dufry zum Kauf empfehlen. Sicher, der weltgrösste Reise-Detailhändler wächst stark – jahrelang dank Übernahmen, in den letzten drei Quartalen auch organisch.

Nur beim Ertrag hapert es nach wie vor. Zwar erreichte der Betriebsgewinn im ersten Viertel dieses Jahres 9,1 Umsatzprozente, unter dem Strich aber resultierten tiefrote Zahlen. Immerhin dürfte sich dies bald ändern. Dufry wird weiter wachsen, auch auf der Ertragsseite. Ein hoher Cashflow ist denn auch dringend nötig, denn das Unternehmen sitzt auf einem Schuldenberg von 3,8 Milliarden Franken, viermal mehr als das letztjährige Ebitda.

Teures Ärgernis

Trotz der rosigeren Aussichten reizen mich die Aktien nicht – im Gegenteil. Was mich bei Dufry abschreckt: Die Titel haben seit letztem August über 60 Prozent zugelegt und damit etwas gar viel Zukunft vorweggenommen. Der Höhenflug ist auch eine Folge davon, dass der undurchsichtige Mischkonzern HNA seinen Anteil auf 21 Prozent aufgestockt hat. Was die Chinesen vorhaben, ist mir nicht klar. Ebenfalls kurstreibend ist der Einstieg von Richemont mit einem Anteil von fünf Prozent.

Und was mich bei Dufry ärgert: Das Management bedient sich ziemlich unverfroren. CEO Julián Díaz (59) hat letztes Jahr 7,1 Millionen Franken kassiert. VR-Präsident Juan Carlos Torres Carretero (68) liess sich seine Dienste mit 4,4 Millionen vergolden.

Die Kontributoren sind externe Autoren und wurden von bilanz.ch sorgfältig ausgewählt. Ihre Meinung muss nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.