Niemand soll mehr sein Smartphone an die Steckdose stöpseln müssen oder sich über den leer gelaufenen Akku seines Tablets ärgern. Stattdessen rauscht der Strom über die Funkwellen eines WLANs ganz einfach durch die Luft und landet direkt im Energiespeicher des Geräts. Daran arbeiten Forscher der Universität Washington. Sie wollen jedes WLAN in einen Energiespender verwandeln.

Das WLAN ist als Datenträger bekannt, es bringt digitalisierte Informationen kabellos zum Beispiel aus dem Internet auf jeden Rechner oder die Musikanlage. In jeder Welle steckt aber noch mehr: Energie wabert immer mit durch den Raum.

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Mithilfe der neuen Technologie «Power over Wi-Fi», kurz PoWiFi, lässt sie sich nutzen und liefert Strom für die Schaltkreise in Digitalkameras und Fitnessarmbändern. Vorerst ist die Technik auch eher für kleine elektronische Geräte wie Smartbands und Smartwatches geeignet, da das WLAN nur eine Leistung von einem Watt transportiert. Herkömmliche Ladegeräte für Android-Geräte oder iPhones liefern fünfmal so viel.

Der Router muss nicht umgerüstet werden

Technisch ist bei einem WLAN durchaus mehr drin. Doch die behördlichen Vorgaben lassen nur ein Watt zu, damit die Funkwellen keine andere Elektronik stören.

An Strom, der einfach durch die Luft fliegt, wird schon lange gearbeitet. Bislang aber gibt es kein Konzept, das wirklich überzeugt. Bereits seit längerer Zeit im Handel sind zum Beispiel Pads, die einen Smartphone-Akku per Induktion aufladen. Anders als bei PoWiFi muss das Mobiltelefon dazu jedoch direkt auf der Matte liegen.

Andere Techniker versuchen, Strom per Ultraschallwellen zum Gadget zu transportieren. Auch WLAN wird bereits genutzt, wie das Unternehmen Energous gezeigt hat.

Allerdings muss für diese Verfahren immer eine neue Technik installiert werden – vom Ultraschallsender und -empfänger bis zu ganz neuartigen Modulen im Router. Die Technologie PoWiFi der Washingtoner Forscher dagegen kommt fast komplett mit bisheriger Hardware zurecht.

Nur die Empfangsgeräte wie Smartphones oder Digitalkameras brauchen einen speziellen Sensor. Am Router selbst muss nichts geändert werden.

Nur alle 35 Minuten löst die Digitalkamera aus

Ein weiterer Vorteil: Eine engmaschige WLAN-Infrastruktur gibt es bereits. In privaten Wohnungen oder in Büros, aber auch öffentlichen Gebäuden und zunehmend auf öffentlichen Plätzen sind Funknetzwerke schon installiert – und könnten ganz nebenbei die Geräteakkus in ihrem Wirkungskreis aufladen.

Erste Tests der Forscher haben gezeigt, dass sich die Qualität des Signals dadurch nicht verändert. Bis zu acht Meter weit reicht die Stromleistung aus, um noch einen Akku aufladen zu können.

Jetzt versuchen die Wissenschaftler, die Reichweite zu vergrössern und mehr Leistung in das Gerät zu bringen. Denn noch kann das System nicht viel.

Im Test hatte der Spezialsensor nur alle 35 Minuten ausreichend viel Energie beisammen, damit die Digitalkamera einmal auslösen konnte. Von einem Einsatz im Massenmarkt ist die Technik daher noch weit entfernt.

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