Zu meinen Top Ten gehören seit Jahren SGS. Doch die einst so gut geölte Kursgewinnmaschine stottert. Über die letzten 14 Monate haben die Valoren des Genfer Warenprüfkonzerns gegen ein Fünftel an Wert eingebüsst. Auch der aufsehenerregende Wechsel an der Konzernspitze – Chris Kirk (59), während fast einer Dekade Chefprüfer bei SGS, musste im Frühjahr dem schweizerisch-chinesischen Doppelbürger Frankie Ng (49) Platz machen – vermochte den Kurszerfall nicht aufzuhalten.

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Reorganisation ist in Planung

SGS steckt zwar nicht in bedrohlichen, dafür mannigfaltigen Problemen. So musste Präsident Sergio Marchionne (63) die noch von Kirk etwas gar optimistisch skizzierte Wachstumsplanung beschneiden. Auf den Ertrag drückt auch der Zerfall des Ölpreises – ausgerechnet die Sparte Oil, Gas & Chemicals liefert den grössten Umsatzanteil. Dazu gesellen sich die Absatzschwierigkeiten der Minenkonzerne, was sich bei den Westschweizern in rückläufigen Einnahmen beim einstigen Wachstumssektor Minerals Services niederschlägt.

Die unerfreulichen Rahmenbedingungen sowie der starke Franken manifestieren sich im Resultat für das erste Halbjahr: Der Umsatz ging um 1,9 Prozent zurück, während Ebit und Gewinn wegen Restrukturierungskosten um 16 Prozent fielen.

Jüngst kündigte Ng Pläne an, wonach die Effizienz gesteigert, die Kosten gesenkt und neue Märkte erschlossen werden sollen. Näheres will der CEO im Oktober bekannt geben. Neben der Reorganisation ist es unabdingbar, dass die Konjunktur anzieht und damit das SGS-Geschäft belebt. Wer als Anleger Geduld mitbringt, kann schon heute einsteigen; die Valoren weisen für 2016 ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 20,7 auf. Der Weltmarktführer steht finanziell solide da und ist in einer zukunftsträchtigen Branche tätig.

Verkannte ETFs

Sie sind eine Erfolgsgeschichte, die Exchanged Traded Funds, kurz ETFs. Dabei handelt es sich um börsengehandelte Fonds, welche die Entwicklung eines bestimmten Index nachbilden. Mit dem Kauf eines ETF lässt sich so ohne viel Aufwand in einen Gesamtmarkt investieren, aber auch eine komplexe Anlagestrategie umsetzen. Im Gegensatz zu üblichen Fonds werden ETFs überwiegend passiv verwaltet, die Kosten liegen damit tiefer.

In der Schweiz wird das Angebot zunehmend breiter. Im April wurde der tausendste ETF kotiert. Dennoch sind diese Produkte hierzulande bei Privatanlegern wenig beliebt. ETF Ambassadors ortete in einer Umfrage den Grund der geringen Akzeptanz darin, dass vielen Investoren das Fachwissen fehle. Basiswissen über ETFs können Sie sich im Internet aneignen, etwa unter www.etfinfo.com, www.etfambassadors.ch oder www.sdfb.ch/de/projekte/edit/demo. Wenn Sie danach immer noch unsicher sind, dann lassen Sie die ETFs besser links liegen.

Chancen in Indien

Kaum hatte ich Ende Mai vor der Blase an Chinas Börsen gewarnt, brach im Land der Planwirtschaft eine kapitale Panik aus. Innert kürzester Zeit rauschten die Aktienkurse um rund 30 Prozent in die Tiefe, mehr als 3300 Milliarden Franken lösten sich in Luft auf. Zwar hat sich die Lage inzwischen beruhigt, doch deckte der Absturz die Schwächen des chinesischen Finanzsystems auf. Ausländische Anleger wenden sich in Massen ab und suchen nach Alternativen. Nur sind diese unter den Emerging Markets dünn gestreut.

Viele Investoren wittern neue Chancen in Indien. Allerdings sind diese Aktienmärkte schon seit langem auf Rekordjagd; der BSE Sensex, der Index der Bombay Stock Exchange, ist seit Anfang 2012 um über 80 Prozent gestiegen. Die vor einem Jahr eingesetzte Regierung unter Narendra Modi hat bei der internationalen Anlegerschar Hoffnungen geweckt, dass es wirtschaftlich endlich aufwärtsgeht. Nur konnte der Premierminister die Erwartungen bislang nicht erfüllen – die Reformen sind nur mässig ausgefallen.

Ich bin für Indien positiv gestimmt. Doch es muss noch sehr viel passieren, bis sich die Modernisierung des bevölkerungsreichen Landes auf erspriesslichen Wegen befindet. Bis dann drängt sich ein Einstieg in indische Aktien nicht auf. Die Modi-Hausse ist inzwischen auch schon wieder verpufft.

Durchhänger

«Den Aktien ist jüngst etwas die Puste ausgegangen, und daran wird sich vorderhand nichts ändern.» Mit meiner Anfang März abgegebenen Einschätzung über Apple lag ich richtig, die Papiere tendieren bis heute seitwärts. Nicht dass es dem US-Technologiekonzern finanziell schlecht liefe. Apple liefert weiterhin Superzahlen: Im zweiten Quartal stieg der Umsatz um 27 Prozent, der Gewinn kletterte um ein Drittel. Während von den Mac-Computern zehn Prozent mehr abgesetzt wurden, brachen die iPad-Verkäufe um beinahe ein Viertel ein. Dafür wurden über 61 Millionen iPhones verkauft, 40 Prozent mehr als vor Jahresfrist.

Der Erfolg des iPhones ist gleichzeitig eine Schwachstelle. Das Smartphone sorgt für die Hälfte des Umsatzes und zwei Drittel des Gewinns. Damit ist die Firma abhängig von einem Produkt – ein Klumpenrisiko also. Zwar hat die Apple Watch, die im April in die Läden kam, für Aufsehen gesorgt. Doch von einem grossen Hype habe ich nichts gemerkt. Bislang gab Apple auch keine Verkaufszahlen bekannt. Marktbeobachter wollen eine schwache Nachfrage registrieren. Auch der jüngst lancierte Streamingdienst Apple Music wird sich kaum zum grossen Umsatzträger mausern.

«Apple hat eine strahlende Zukunft vor sich», jubelt Konzernchef Tim Cook (54). Nun muss sein Optimismus nur noch die Investoren erfassen. Ich bleibe für die Aktien mittelfristig zuversichtlich. Apple hat eine enorme finanzielle Puste, in der Kasse klimpern gegen 200 Milliarden Dollar. Damit lässt sich eine allfällige Durststrecke überstehen oder ein weiterer grosser Wurf finanzieren. Zudem ist kein Ende des iPhone-Booms in Sicht, auch wenn sich die Wachstumsraten abschwächen dürften.

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