Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Die Routine bestimmt sein tägliches Leben - angefangen damit, was er morgens nach dem Aufstehen trinkt, die Art sich die Zähne zu putzen oder wie er zur Arbeit fährt. Vieles davon entscheidet das Gehirn ganz unbewusst, ohne dass wir es bemerken. Über 90 Prozent von allem, was der Mensch täglich tut, erledigt sein Gehirn quasi ohne ihn.

Dem Gehirn aber werden in jedem Moment bei den unterschiedlichen Routinen, Situationen und Aktivitäten verschiedene Anforderungen gestellt. Jeden Tag erbringt es Höchstleistungen: Man beurteilt seine Aussenwelt, die Innenwelt, trifft eine Wahl und Entscheidungen, plant kleine und grosse Ziele – und das alles mitten einer Welt voller Ablenkung und Versuchungen.

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Doch warum denkt und handelt der Mensch so, wie er es tut? Und wie kann man sein Gehirn am besten trainieren? In dem Buch «Brain – Ein Tag im Leben unseres Gehirns» geht Autor Garth Sundem diesen Fragen nach und gibt Tipps, das Gehirnpotenzial bestmöglich in verschiedenen Situationen auszuschöpfen. Hier sind fünf Tipps, wie Sie effizienter arbeiten können:

1. Der Trick erfolgreichen Multitaskings

In der Konferenz nebenher Emails beantworten oder beim Telefonieren gleichzeitig die Präsentation fertigstellen: Nicht allen Menschen ist die Fähigkeit des Multitaskings vorbehalten. Tatsächlich verfügen nur zwei Prozent aller Menschen über die Fähigkeit, viele Dinge parallel zu machen. Doch es besteht Hoffnung für die übrigen 98 Prozent. Denn der Trick erfolgreichen Multitaskings besteht laut Sundem darin, die Aufmerksamkeit seines Gehirns so schnell von einer Aufgabe auf die andere zu richten, dass es so wirkt, als würde man zwei Dinge gleichzeitig machen. Das Problem dabei ist, dass es Zeit zur Orientierung braucht, wenn man von einer Aufgabe zu einer anderen wechselt und unter der beide Aufgaben leiden.

Doch dem Autor zufolge kann jeder seine Multitasking-Fähigkeiten verbessern. Indem man etwa eine anspruchsvolle Aufgabe automatisiert, verringert man die Inanspruchnahme der Aufmerksamkeit und hat so mehr Kapazität für eine zweite, dritte oder vierte. Sundem rät auch, sich Aufgaben zu suchen, die im Kopf weit voneinander entfernte Bereiche beanspruchen und so das Multitasking vereinfachen. Ein Beispiel ist, eine kognitive mit einer motorischen Aufgabe zu kombinieren. Das sei fast, als würde man nicht zwei Dinge gleichzeitig erledigen, schreibt Sundem.

Zudem ist es offenbar sehr hilfreich, sich den Punkt zu merken, an dem man mit der einen Aufgabe aufgehört hat, ehe man zur zweiten wechselt. Kehrt man schliesslich zur ersten Aufgabe zurück, kann man an genau diesen Punkt wieder anknüpfen, ohne die «Wechsel-Strafe» zu bezahlen, wie Sundem die nötige Konzentrationszeit zur Neuorientierung beschreibt. Und noch etwas empfiehlt er: Hinweis-Reize. Diese können beispielsweise eine Uhr sein, die einen darauf hinweist, wann die Aufgabe wieder gewechselt werden muss. Entsprechend hat man eine Sache weniger im Kopf, an die man denken muss.

2. Erden Sie Ihren Optimismus

Der Unterschied zwischen positivem Denken und Optimismus liegt darin, dass das Erste auf Fantasie, das Zweite hingegen auf Erwartung beruht. Studien haben gezeigt, dass beim positiven Denken angenommen wird, das Ziel schon erreicht zu haben, wodurch die Bereitschaft sinkt, es weiterzuverfolgen. Die Folge: Je mehr man sich ein positives Ergebnis vorstellt, desto weniger wahrscheinlich ist es, dass man es erreicht.

Bei Optimisten, dessen Einschätzungen auf Erwartungen beruhen, ist das anders. Sie schneiden in Tests besser ab, schreibt Sundem. Er empfiehlt daher, den Optimismus so zu erden, dass das Gehirn tatsächlich das Erreichen des Ziels erwartet. Sind hingegen die Ideen zu weit von der Realität entfernt, bleibt es wahrscheinlich bei diesen Fantasien.

3. Verteilen Sie Ihre Aufmerksamkeit gleichmässig

Unsere Aufmerksamkeit ist ein knappes Gut. Je mehr wir an einer Sache interessiert sind, desto weniger Aufmerksamkeit widmen wir anderen Dingen. Ein notwendiges Nebenprodukt dieser Funktionsweise ist daher die Unaufmerksamkeits-Blindheit. Heisst: Wir nehmen Objekte oder Ereignisse in unserem Blickfeld nicht wahr, weil unsere Aufmerksamkeit an einer bestimmten Sache gebunden ist.

Ändern kann man das nicht. Allerdings kann man versuchen, die Aufmerksamkeit relativ gleichmässig zu verteilen. Sundem empfiehlt hier, so viel wie möglich vom Gesamtgeschehen zu betrachten, wie man auf einmal erfassen kann. Der Grund: Ist man erst mal abgelenkt, nimmt man Argumente hin und lässt sich davon schneller überzeugen. Zudem fallen einem im Gespräch weniger Gegenargumente ein. Sundem schreibt, dass man unter diesen Bedingungen wahrscheinlich alles schlucken wird, was einem vorgesetzt wird. Denn um auf ein überzeugendes Argument reagieren zu können, braucht man seine gesamte Aufmerksamkeit. Daher: Lassen Sie sich im nächsten Meeting nicht ablenken!

4. Fördern Sie Ihre Kreativität

Sie wollen ein Problem auf originelle Weise lösen, doch Ihnen fehlt die Kreativität? Kein Problem – denn in jedem von uns schlummert ein kreativer Geist, der einfach nur geweckt werden will. Kreativität ist eine Fertigkeit, die wie Autofahren erlernt werden kann. Das Problem dabei: Unser Gehirn ist sehr gut darin, eine Situation routinemässig zu lösen. Bei der Problemlösung fallen uns deshalb vorrangig nur altbekannte Wege ein. Diese gilt es zu überwinden. Nur wie?

Kreativität erschafft nichts Neues, sondern entsteht, indem bestehendes Wissen aus unterschiedlichen Bereichen miteinander verknüpft wird. Es werden neue Verbindungen zwischen Informationen und Ideen, die im Gehirn schon existieren, geschaffen, schreibt Sundem. Damit hängt es von dem sogenannten «domänenspezifisches Vorwissen» ab - heisst, man muss sich in verschiedenen Wissensgebieten auskennen, um diese miteinander kombinieren zu können. Ohne Wissen entsteht also keine Kreativität.

Die Schwierigkeit liegt laut Sundem darin, das einzelne Wissen zu sammeln, ohne sich von seiner ursprünglichen Verbindung einnehmen zu lassen. Übrigens: Techniken zur Kreativitätsförderung können zwar helfen, machen aber nicht automatisch kreativ. Vielmehr sind sie Denkstützen, die bei der Ideenfindung helfen und dabei, Gedanken zu strukturieren – so dass Wissen neu verknüpft werden kann.

5. Wenn Sie glauben, Sie hätten mehr Willenskraft, dann haben Sie mehr Willenskraft

Eines vorneweg: Willenskraft ist etwas Gutes. Ein starker Wille ist oftmals der Schlüssel zum Erfolg, denn er hilft, die schwierigen Situationen zu meistern und den inneren Schweinehund zu überwinden. Es ist die Fähigkeit des Gehirns, die Konzentration aufrechtzuerhalten, selbst angesichts von Versuchungen, Ablenkungen oder Unbehagen, so Sundem.

Zu dieser Willenskraft gibt es zwei Lehrmeinungen: Die eine Seite besagt, dass die Willenkraft ein begrenztes Gut ist. Ähnlich wie ein Muskel, der nach einer Anstrengungsphase erschlafft und Regeneration braucht, wird auch die Willenskraft müde und muss sich nach einer anstrengenden Tätigkeit erholen, um neue Kraft zu tanken. Andere Studien zeigen das genaue Gegenteil: Demnach ist die Willenskraft eine unbegrenzte Ressource, die nie erschöpft ist.

Ob nun begrenzte oder unbegrenzte Willenskraft – laut Sundem kommt es darauf an, woran man selbst glaubt. Ob es gelingt, seine zahlreichen Vorhaben, Projekte und Vorsätze entgegen aller Versuchungen auch tatsächlich umzusetzen, hängt demnach davon ab, welche bewusste oder unbewusste Grundannahme man über den eigenen Willen hat.

Konkret heisst das: Glaubt man, dass die Willenskraft eine begrenztes Gut ist, das irgendwann erschöpft ist, gibt man sein Vorhaben irgendwann wieder auf. Hält man aber die Willenskraft für einen Rohstoff des Geistes, der niemals versiegt, bleibt man seinen Plänen länger treu. Wenn Sie also glauben, dass Sie Willenskraft haben, dann haben Sie die auch.

Mit diesen Tipps werden Ihre Mitarbeiter glücklicher: