Als ich bei Ceposa mitzuarbeiten begonnen habe, wusste ich nicht, warum Oliven grün oder schwarz sind», sagt Markus Schreiber. Nun arbeitet der 39-Jährige schon seit sieben Jahren beim Kreuzlinger Unternehmen und ist zum Spezialisten für mediterrane Produkte und Antipasti avanciert. «Ich habe zwei neue Berufe entdeckt: Gemüseeinkäufer und die Küche», flachst der gelernte Käsermeister.

Selbstständig zu werden, war schon immer der Traum von Schreiber. Wie so oft im Leben spielte bei dessen Erfüllung auch der Zufall vor sieben Jahren die entscheidende Rolle. Schreiber war damals in einer Band, deren Probelokal sich in den heutigen Produktionsräumlichkeiten der Ceposa befand. «In einer Pause traf ich Hanspeter Baer im Treppenhaus, der einige Räume des Gebäudes für seine junge Firma gemietet hatte. Wir kamen ins Gespräch. Er erzählte mir über seine knapp ein Jahr alte Ceposa, und ich fing Feuer.» Fasziniert hat Schreiber, dass sein Gesprächspartner, ein gelernter Metzgermeister, dessen Geschäft auf Grund der BSE-Krise in Schieflage geraten war, nicht einfach resigniert hatte, sondern seine Liebe zum mediterranen Raum zu einem Geschäft machte.

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Das zufällige Gespräch im Treppenhaus fand an einem Montag statt, am Mittwoch war der Arbeitsvertrag inklusive Option auf die Beteiligung an der Firma unterschrieben. Lange zu fackeln, ist nicht Schreibers Ding. «Analysieren, entscheiden, machen – was hätte es gebracht, wenn ich noch lange nachgedacht hätte? Schliesslich spürte ich vom ersten Augenblick an, dass die Chemie zwischen Hanspeter und mir stimmte.» Zudem sei das Risiko für diesen doch ungleich grösser gewesen. «Er holte sich damals einen in Sachen Oliven und Selbstständigkeit völlig unerfahrenen Grünschnabel ins Boot …» Dafür sei er Baer noch heute dankbar, und vor allem habe er vor dieser offenen Haltung grossen Respekt.

Es sei extrem faszinierend gewesen, eine Firma von null auf aufzubauen. «Am Anfang machte jeder alles, vom Olivenmischen bis hin zur Marketingstrategie. Solche Chancen gibt es wenig im Leben.» Inzwischen arbeiten rund 30 Mitarbeitende bei Ceposa, die Prozesse und Geschäftsleitungsaufgaben sind klar strukturiert. Baer ist als Inhaber und Verwaltungsratspräsident für die strategische Ausrichtung zuständig, Markus Schreiber führt den Betrieb als Teilhaber, und mit Christof Lehmann wurde vor zwei Jahren ein Marketing- und Vertriebsleiter eingestellt. «Mit einem Metzger- und einem Käsermeister, mit diplomierten Gastronomen und einer guten Finänzlerin ergänzt sich das Managementteam sehr gut, sowohl menschlich als auch vom Fachwissen her.»

2004 belief sich der Umsatz auf 6,5 Millionen Franken, und das Ziel ist es, diesen bis 2008 auf rund 7,5 Millionen Franken zu steigern. «Wir kommen nun in eine Phase, in der knallhartes Controlling und Projektmanagement unumgänglich sind. Denn neben dem nachhaltigen Wachstum ist für die kommenden Jahre auch ein Management-Buy-out geplant, da sich Hanspeter Baer zurückziehen möchte.»

Um die Firma kaufen zu können, ist Schreiber bereits heute auf Kapitalsuche, da der erwirtschaftete Gewinn in den letzten Jahren stets ins Unternehmen investiert wurde. «Geld zu bekommen, ist sehr schwierig, vor allem in dem Bereich, in dem wir tätig sind.» Doch er ist zuversichtlich. «Unsere Produkte und unser Konzept sind top, die Firma steht auf soliden Beinen, und mit etwas Hartnäckigkeit werde ich auch die Banken davon überzeugen.»

Einer der wichtigsten Werte von Ceposa ist es, dass das Unternehmen nicht nur als Händler operiert, sondern fast alle Produkte in Kreuzlingen fertigt. «Nur so können wir die hohen Qualitätsansprüche unserer Kunden befriedigen und unsere Premiumstrategie durchsetzen.» Zu den anspruchsvollen Ceposa-Kunden gehören neben Globus, Spar, Coop Schweiz auch Engroshändler wie MetzgerCenter, Scana, Emmi Interfrais, Fachgeschäfte sowie Vier- und Fünfsternehotels wie das «Ferienart» in Saas Fee und der «Schweizerhof» in Zürich. Und da Ceposa nicht nur einkauft und produziert, sondern ihren Kunden Fullservice anbietet, gehören individuelle Konzepte für Caterings ebenso zum Angebot. So wurde Ceposa etwa in die Angebotsplanung der letzten Swiss Indoors in Basel integriert.

Zur Premiumstrategie gehört auch die Sortimentsentwicklung und -optimierung. Während Ceposa zu Beginn vor allem Oliven in diversen Varianten angeboten hat, besteht das Sortiment heute aus rund 50 selbst kreierten Antipasti. Marinierte Balsamico-Zwiebeln, Weinblätter mit Reisfüllung, Fetabällchen mit Paprikafüllung gehören genauso dazu wie Involtini Caprese, Mezza Luna oder Vacalino, ein Käse, der grilliert, gebraten oder frittiert werden kann. «Unsere Rezepte sind alle authentisch und haben keinen industriellen Approach. Auf die Ideen kommen wir entweder beim Essen in den Ländern des Mittelmeerraums oder aber durch Freunde und Bekannte aus Griechenland, Spanien, Italien oder Portugal.»

Gut 350 Tonnen Antipasti werden von Kreuzlingen aus jährlich in die ganze Schweiz geliefert. Aus Qualitätsgründen werden alle Produkte in Handarbeit und «just in time» gefertigt. Lohnt sich das in einem Hochlohnland wie der Schweiz? «Aber ja! Die Frischqualität und die hervorragende Optik der Produkte sind preislich jederzeit nachvollziehbar. Zudem erhalten wir eine enorme Flexibilität gegenüber einer Auslandproduktion. Der Import und die Zölle machen uns da die viel grösseren Probleme.»

Die Premiumqualität beginne schon beim Einkauf, betont Schreiber. «Die sorgfältige Handarbeit von der Ernte bis zur Auslieferung spielt dabei eine wichtige Rolle.» Die langjährige persönliche Zusammenarbeit mit ausgewählten Bauern und Händlern im In- und Ausland sei dabei sehr hilfreich. «Wir kaufen nur Rohprodukte und verarbeiten diese täglich frisch, indem wir sie mit Öl und Kräutern marinieren. Unsere Produkte werden ohne Farb- und künstliche Konservierungsstoffe oder Glutamate verarbeitet, und für die frischen Kräuter oder das Gemüse bestehen Verträge mit Bauern aus der Region.» Bei allen Lieferanten wird darauf geachtet, dass sie die Ceposa-Grundwerte mittragen. «Dazu zählen Verlässlichkeit, Ehrlichkeit, Nachhaltigkeit und gegenseitiger Respekt.»

Als Produktionsleiter amtet mit Martin Albert ein ehemaliger 16-«Gault Millau»-Punkte-Koch. «Er bringt die nötige Erfahrung mit, um unsere Produkte raffiniert und gastrotauglich zuzubereiten.» Die rund 25 Mitarbeitenden in der Produktion sind zum grössten Teil ausländischer Herkunft. Einige sind mit Jahresarbeitszeitverträgen zu 50 bis 80 Prozent angestellt. «Dadurch erhalten wir die grösstmögliche Flexibilität», erklärt Schreiber. «Während in Spitzenzeiten 100 Prozent gearbeitet wird, arbeiten die Leute in flaueren Zeiten weniger, denn von der Bestellung bis zur Auslieferung an unsere Kunden haben wir nur 24 Stunden Zeit.

Die Mehrheit der Beschäftigten arbeitet eine Etage tiefer. Dies nicht nur im hierarchischen Sinne, sondern auch lokal. Die Reinräume für die Produktion befinden sich im Keller des Ceposa-Gebäudes. Tageslicht gibt es wenig, und aus Hygienegründen ist es auch nie wärmer als zwölf Grad. Wie gelingt es Schreiber, die Leute zu motivieren und vor allem den Graben zwischen unten und oben nicht zu gross werden zu lassen? «Die Leute müssen unsere Produkte mögen – wir sind alle per Du, und ich lege Wert auf eine offene und verständliche Kommunikation. Zudem müssen sich bei uns alle an dieselben Spielregeln halten. Wir funktionieren ähnlich wie eine Fussballmannschaft. Jedes Team braucht Regeln, und wer gegen diese verstösst, erhält eine gelbe oder eine rote Karte.» Zu den Regeln zählt die korrekte Handhabung der elektronischen Stempeluhr genauso wie das strikte Verbot, Esswaren mitlaufen zu lassen, oder die strenge Personalhygiene.

Für die Motivation der Mitarbeitenden sei es aber auch unabdingbar, dass man diese mit Respekt behandle und stets ein offenes Ohr habe. «Zuhören ist eines der wichtigsten Geheimnisse effektiver Führungsqualität», ist Markus Schreiber überzeugt.

Ceposa

Umsatz: 6,5 Millionen Franken (2004)

Geschäftsleitung: Hanspeter Baer, Markus Schreiber, Christof Lehmann, Klaus Naef, Petra Kaiser, Yvonne Baer

Finanzierung: Eigenkapital, Bankkredit

Geschäftsidee: Ceposa ist Produzentin und Anbieterin qualitativ hoch stehender Lebensmittel aus der mediterranen Region.

Firmenphilosophie: Wir streben ein stetes und gesundes Wachstum an, auch qualitatives Wachstum über innovative Produkte, Zuverlässigkeit, Image, Referenzen, Bekanntheitsgrad der Marke.

Führungsgrundsätze: Behandle deine Mitarbeitenden so, wie du gerne selbst behandelt werden möchtest. Offene Kommunikation.

Junior Chamber

BILANZ präsentiert in jeder Ausgabe ein Beispiel von jungem Unternehmertum – in Zusammenarbeit mit der Junior Chamber Switzerland (JCS). Die Chamber ist das grösste Netzwerk von jungen Führungskräften und Unternehmern in der Schweiz. Weitere Infos und Angaben zu JCS-Veranstaltungen auf www.juniorchamber.ch