Wie es mit der nonverbalen Kommunikation im Homeoffice klappt

Ein kräftiger Händedruck beim Vorstellungsgespräch, ein breites Lächeln fürs Kundengespräch und Augenkontakt im Meeting mit der Chefetage: Körpersprache ist ein wichtiges Werkzeug, um Menschen positiv zu beeinflussen. So reagieren viele Leute auch eher mehr darauf, was ihr Gegenüber tut, als was es sagt. Denn wie sich jemand verhält, verrät oft, was die Menschen wirklich denken, fühlen und was ihre Absichten sind. Nonverbale Kommunikation ist in der Geschäftswelt ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg – sei es, um neue Kunden für das Unternehmen zu gewinnen, sei es, um skeptische Mitarbeitende von einem Projekt zu überzeugen. Wer die Kamera ausschaltet, wird von Chefs negativ wahrgenommen Doch wie werden nonverbale Hinweise in der digitalen Welt transportiert? Seit der Corona-Pandemie gehört das Arbeiten von Zuhause aus bei vielen Jobs zum Standard. Arbeitnehmende und Arbeitgebende kommunizieren via Chat, E-Mail oder Telefon. Meetings erfolgen per Videocall. Aber auch in der virtuellen Welt findet nonverbale Kommunikation statt. Eine Untersuchung der Analyseplattform Vyopta unter 200 Führungskräften hat ergeben, dass eine ausgeschaltete Kamera negativ wahrgenommen wird. So sind 92 Prozent der Managerinnen und Manager der Meinung, dass Mitarbeitende, die ihre Kameras während Besprechungen ausschalten, weniger wahrscheinlich eine langfristige Zukunft im Unternehmen haben werden. Der Hintergrund beim Videocall verrät Lebensstil Es sei ein grosser Fehler, die Rolle der nonverbalen Kommunikation zu unterschätzen, sagt Körpersprache-Expertin Antoinette Anderegg von Nonverbales.ch: «Sie vermittelt Emotionen und damit Haltungen und Meinungen. Niemand kann die Bedeutung von Vertrauensbildung, Bindungen, Loyalitäten und Hilfsbereitschaften im Geschäftsleben negieren.» Gerade in der digitalen Welt findet die nonverbale Kommunikation auch ausserhalb von persönlichen Gesprächen statt. Etwa sendet bereits das Profilbild im Lebenslauf ein Signal. Auch die Verwendung von Emojis im Chat einer Arbeitsgruppe verändert die Atmosphäre der Interaktion. So wirken Sie sympathisch und professionell im Videocall: Kamera immer anstellen Kamera auf Augenhöhe einrichten. Nicht zu weit weg oder zu nahe sitzen Immer wieder in die Kamera schauen, um eine Form von Blickkontakt herzustellen Hintergrund aufräumen, um professionell zu wirken Anziehen und Frisieren, wie Sie es fürs Büro tun Essen während eines Calls ist ein No-Go Nicht aus dem Kamera-Blickfeld herausrutschen Das Handy zur Seite legen, um konzentriert zu wirken Auf gutes Licht achten, damit das Gesicht gut erkennbar ist Bei Videogesprächen können Hintergründe alle möglichen nonverbalen Hinweise über den Lebensstil und die Interessen der Mitarbeitenden liefern. Gerade bei Videocalls spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, wie sympathisch eine Person wirkt. Ungepflegte Erscheinung macht gutes Image kaputt Das Problem: Alleine in der virtuellen Blase vergessen viele Menschen, dass sie ein Gruppenwesen sind, so Anderegg: «Je weniger direkt der Kontakt stattfindet, desto mehr lebt jede einzelne Person nach ihren Vorstellungen. Das ist gefährlich.» Denn die sozialen Abstimmungen, welche für eine erfolgreiche Zusammenarbeit notwendig seien, entstehen nur im direkten Kontakt. «Ob wir wollen oder nicht, wir sind abhängig davon, wie andere, also unsere Vorgesetzten, Kunden, Kollegen und Kolleginnen, uns einschätzen», erklärt Anderegg. So können sich Arbeitnehmende mit einem ungepflegten Erscheinungsbild im Zoom-Call ihr gutes Image innert Sekunden zunichtemachen. Das Problem dabei sei, dass bei virtuellen Treffen die Schamgrenzen schneller fallen. Denn das Hirn negiert unbewusst die Anwesenheit der anderen Personen. Laut der Körpersprache-Expertin verhalten sich manche Leute dann, wie wenn sie alleine vor dem Fernseher sitzen würden: «Ich erinnere mich an einen Kursteilnehmer, der tatsächlich in der Nase bohrte. Ein anderer ass grosse Essiggurken, die er zwischendurch im Mund stecken liess.» So ein Verhalten hinterlasse kein positives Bild. Kamera auf Augenhöhe Auch vergessen die Leute gerne das eingeschränkte Blickfeld, das durch die Kamera entsteht. Köpfe verschwinden zwischendurch oder der Blick geht an einen für die Gesprächspartner nicht sichtbaren Ort – etwa um Kaffee zu trinken oder die Katze zu streicheln. Doch Tätigkeiten ausserhalb des Blickfeldes werden von den anderen Personen in der Videokonferenz als unangenehm empfunden, erklärt Anderegg. Darum sei es wichtig, wie die Kamera eingestellt ist. Ist die Kamera einer Kollegin oder eines Kollegen unter dem Kinn positioniert, sind die anderen Mitarbeitenden gezwungen, diese Person von unten anzuschauen – man blickt zur Person hoch. Das wirkt unsympathisch. «Blickkontakt ist zentral in der zwischenmenschlichen Kommunikation», sagt Körpersprache-Expertin Antoinette Anderegg. Am besten sollte darum eine Kamera, die auf Augenhöhe eingerichtet werden kann, verwendet werden. Denn eigentlich sollte der Blick während einer Videokonferenz immer Richtung Kamera gehen. Das fühlt sich aber unnatürlich an. Anderegg empfiehlt deshalb, ab und zu in die Kamera zu schauen, das habe eine beruhigende Wirkung. «Die Leute vermehrt mit Namen ansprechen, hilft ebenso.» Wichtig sei auch die richtige ergonomische Einrichtung des Arbeitsplatzes – nicht nur für den Rücken und Nacken. Die richtige Wahl des Stuhles beeinflusst die Position, die die Person zur Kamera einnimmt. Führungskräfte müssen bei virtuellen Treffen Präsenz zeigen Auch Vorgesetzte müssen in der virtuellen Welt achtsam bleiben. Damit die Arbeitsabläufe auch ohne direkten Kontakt aufrechterhalten bleiben, sollten diese präsent, sichtbar, spürbar und hörbar sein. «Managerinnen und Manager sollten sich die Frage stellen, wie sie die sozialen und zwischenmenschlichen Bindungen herstellen», so Anderegg. Denn die Unternehmenskultur und damit auch die Identifikation und Loyalität zum Unternehmen bilden sich im Unternehmensalltag, um die Kaffeemaschine herum, in den Gängen und in der Cafeteria. «Wenn Homeoffice mit Video-Meetings zur Regel wird, wird das soziale Leben unter Kolleginnen und Kollegen praktisch trockengelegt.» Ein direkter Kontakt zu den Mitarbeitenden ist darum wichtig. Strukturierte Meetings in kleineren Gruppen, in denen jede Person zu Wort kommt, lohnen sich. Auch sollten Mitarbeitende immer wieder direkt mit Namen angesprochen werden, das gebe das Gefühl, sichtbar und wichtig zu sein. Um in der virtuellen Arbeitswelt mit Videokonferenzen und Chats erfolgreich zu bleiben und sympathisch zu wirken, sollten Arbeitnehmende und Arbeitgebende sich an einer Faustregel orientieren: Bei Online-Treffen gelten die gleichen Anstandsregeln wie im realen Leben.

Wie es mit der nonverbalen Kommunikation im Homeoffice klappt

So wirken Sie auch in der Videokonferenz sympathisch