Nicht nur der Zeitpunkt, auch der Name war überraschend: «Vas who?», fragten sich Pharmaexperten, als Novartis Anfang 
September den indischstämmigen Amerikaner Vasant Narasimhan, allerorts «Vas» gerufen, als Nachfolger von Joe Jimenez präsentierte.

Intern war das Erstaunen deutlich geringer. Jimenez hatte bereits im vergangenen Jahr signalisiert, dass sieben Jahre an der Novartis-Spitze genug seien und er nach Kalifornien zurückwolle. Der Verwaltungsrat mandatierte Egon Zehnder mit dem Auswahlprozess und trug den Fahndern vom Zürichberg auf, auch nach externen Kandidaten zu suchen.

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Ein Amerikaner und ein Däne

So kamen von aussen vor allem zwei Namen ins Spiel, beide ehemalige Novartis-Manager: der Amerikaner Alex Gorsky, von 2004 bis 2008 US-Pharmachef bei den Baslern und heute Chef des US-
Riesen Johnson & Johnson, und der Däne Flemming Ornskov, seit seiner Novartis-Zeit eingefleischter FC-Basel-Fan und heute erfolgreicher Chef des irischen Pharmakonzerns Shire.

Intern verdichtete sich die Auswahl auf zwei Kandidaten: den britischen Pharma-Chef Paul Hudson – und eben Vas Narasimhan, den 41-jährigen Entwicklungschef und Doktor der Medizin.

Medizin-Hintergrund als Plus

Gorsky fiel schnell weg: Johnson & Johnson ist an der Börse mit 350 Milliarden ein Drittel schwerer als Novartis, da wäre ein Wechsel kein Aufstieg. Für Ornskov schon – Shire ist deutlich kleiner als Novartis. Doch der Däne gilt als sehr selbstbewusst, und seine Nomination hätte sicher Reibung erzeugt, die VR-
Präsident Jörg Reinhardt jetzt nicht braucht. «Reinhardt wollte eine Person, die die Firma gut kennt und nicht das Rampenlicht sucht», heisst es aus dem Konzern.

Das Nominierungskomitee unter Andreas von Planta legte schliesslich dem Verwaltungsrat nur die beiden internen Kandidaten zur Endauswahl vor – mit einer Empfehlung für Narasimhan. Ausschlaggebend war dessen medizinische Ausbildung – damit liegt er dem Pharmazeuten Reinhardt deutlich näher als der Betriebswirtschaftler Hudson. Einen Makel hat er allerdings: Seine Fronterfahrung ist bescheiden. Zwar lobte Reinhardt ausdrücklich den «ausgeprägten Geschäftssinn» des Neuen. Den Beweis muss er ab Februar erbringen.

Dieser Artikel erschien in der Oktober-Ausgabe 10/2017 der «Bilanz».

Dirk Schütz
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