Wer schon einmal eine wirklich wichtige Präsentation gehalten hat, kennt dieses Gefühl - eine fiese Mischung aus Nervosität, Ehrgeiz und nackter Panik.

Dann kommt der grosse Moment: Man ist perfekt vorbereitet, jedes Wort von dem, was man sagen will, wird im richtigen Moment abgerufen. Man punktet mit einer grossartigen Mischung aus Kompetenz, Charme und Humor. Das Publikum ist auf seiner Seite, man hat sie spätestens nach dieser unglaublich witzigen Anekdote in der Einleitung restlos in den Bann gezogen. Hallo, Triumphgefühl. 

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Und auf einmal fällt einem auf, dass man beim Reden gestikuliert, als wollte man einen Schwarm Fliegen verscheuchen. Ob das professionell wirkt? Vermutlich eher nicht. Lieber vor den Körper halten und züchtig übereinanderlegen? Hm, das sieht aus, als wurde man unter der Dusche überrascht. In die Taschen stecken? Hinter dem Rücken verschränken? Oder wie wäre es mit der Merkel-Raute?

Mit den Händen kann man die Zuhörer verlieren

Da geht er dahin, der Triumph. Kompetenz, Charme, Humor — alles plötzlich wie weggeblasen. Man kann sich auf nichts Anderes mehr konzentrieren als auf das unangenehme Ringen mit den Händen, für die man möglichst unauffällig — aber selbstverständlich für jeden total offensichtlich — eine geeignete Position zu finden versucht. 

Falls es einen tröstet: man ist nicht allein. Sabina Nawaz arbeitet als Unternehmenscoach und professioneller Speaker und hat schon vielen Geschäftsführern gezeigt, wie sie wirklich erfolgreiche Reden halten, indem sie auch ihre Hände miteinbeziehen. 

In einem Gastbeitrag für das Wirtschaftsmagazin «Inc.» schreibt Nawaz: «In manchen Fällen bemerken sie zumindest, dass sie keine Ahnung haben, was sie mit ihren Händen anstellen sollen. Dann sehen sie bestenfalls einfach nur sehr merkwürdig aus. In anderen Fällen jedoch haben sie überhaupt keine Ahnung, dass ihre Hände eine völlig andere Geschichte erzählen als ihr Mund. Erst wenn wir uns die Präsentation gemeinsam ansehen, fällt ihnen auf, wie sie ihre Zuhörer verloren haben.»

Drei Tipps

Nawaz hat drei Tipps, wie man das Problem mit den Händen lösen kann:

1. Finden Sie eine feste Position für Ihre Hände

Lassen Sie IhreHände einfach an euren Seiten ruhen. Für die meisten Menschen fühlt sich das zunächst komisch an, Ihr Publikum werden Sie aber als entspannt, selbstbewusst und offen wahrnehmen. 

Richard Klees, Experte in Sachen Kommunikation, empfiehlt ausserdem, mit dem Zeigefinger ganz leicht den Daumen zu berühren. Das stellt eine physische Verbindung her und könnte einen beruhigen — oder zumindest hat man eine Beschäftigung, während man versucht, nicht über die Position der Hände nachzudenken. 

2. Geben Sie Ihren Händen eine Aufgabe

Ihre Hände an Ihren Seiten zu halten, ist auf jeden Fall besser als die meisten anderen Positionen. Wenn Sie diese Haltung aber eisern bis zum Ende Ihrer Rede durchziehen, können Sie schnell wie ein kleiner Zinnsoldat wirken. Das ist dann auch wieder leicht verstörend. 

Sehr gute Redner setzen ihre Hände bei ausgewählten Passagen ein, immer dann, wenn sie einer Aussage eine besondere Bedeutung verleihen wollen. Ist Ihnen eine Stelle der Präsentation besonders wichtig? Dann unterstreichen Sie diese mit einer Handgeste, die gerne grosszügig sein darf. 

Nawaz sagt: «Ich bringe den Leuten oft bei, ,Luft an ihre Achseln zu lassen‘, wenn sie gestikulieren. Mit anderen Worten: Machen Sie Ihre Gesten gross und unübersehbar, indem Sie Ihre Arme ein Stück von dem Körper wegbringen.»

3. Geben Sie Ihren Händen Macht

Eine offene, zum Publikum gerichtete Handfläche kann laut Nawaz echte Wunder bewirken und dafür sorgen, dass die Zuhörer einem sehr viel aufmerksamer folgen. 

Allan Pease, Professor für Psychologie, erklärt in einem TEDx-Vortrag, wie man mit dieser Methode die Macht des Einflusses erhöhen kann.

«Wenn unsere Augen die Fenster zu unserer Seele sind, dann sind unsere Hände die Verbindung zu anderen Menschen», so Nawaz. Ein guter Grund also, um künftig nicht nur die Worte des Vortrags einzustudieren, sondern auch zu üben, was man währenddessen mit den Händen macht.

Dieser Text erschien zuerst bei «Business Insider Deutschland» unter dem Titel «Unternehmenscoach und Speaker: 3 Dinge, die ihr mit euren Händen während des Sprechens machen solltet».